HAROW-Studie zeigt Viele Prostata-Operationen unnötig
Die Diagnose Prostatakrebs schockiert - doch leider ist sie keine Seltenheit. Allein in Deutschland werden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) jährlich etwa 67.000 Männer damit konfrontiert. Ab diesem Moment beginnt für viele Betroffene ein Abwägen verschiedener Behandlungsmethoden. Nun zeigt eine aktuelle Studie: Viele Männer mit Prostatakrebs werden unnötigerweise operiert.
Eine Untersuchung mit 3200 Patienten habe ergeben, "dass viele Operationen, die in Deutschland durchgeführt werden, unnötig sind", sagt Urologe und Hauptautor der Studie Lothar Weißbach. In Rahmen der Untersuchung unterzogen sich 15 Prozent der Teilnehmer anstelle eines Eingriffs engmaschigen Kontrollen ("aktive Überwachung").
Andere Methoden
Aus der Studie geht hervor, dass bei den meisten Betroffenen innerhalb von zwei Jahren kein Eingriff erforderlich ist. Tatsächlich würden heute aber die meisten Männer mit einem vergleichsweise leichten Prostatakrebs operiert. Die Kernschlussfolgerung der Studie lautet, dass dies unnötigerweise geschehe und vielen Patienten mit anderen Methoden besser geholfen wäre.
Zu den möglichen Nebenwirkungen einer Operation zählen Impotenz oder Inkontinenz. Bei einem Prostatakarzinom mit niedrigem Risiko können Patienten auch auf andere Therapien ausweichen. Neben der aktiven Überwachung kommen verschiedene Bestrahlungsverfahren in Betracht.
Tastuntersuchungen umstritten
Auch die Vorsorgeuntersuchungen sind nicht unumstritten. So hatte der oberste deutsche Medizinkontrolleur, der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Jürgen Windeler, die Tastuntersuchung nach Prostatakrebs als nach wissenschaftlichen Kriterien fragwürdig bezeichnet.
Die Ergebnisse der sogenannten HAROW-Studie zur Frage der Operationen und alternativen Methoden sollen in der kommenden Woche zunächst in Stockholm und dann auch in Berlin vorgestellt werden.
Der häufigste Tumor bei Männern
Prostatakrebs trifft meist ältere Männer, doch bei zwei Prozent aller Fälle tritt der Tumor vor dem 50. Lebensjahr auf. Experten berichten, dass gerade bei jüngeren Patienten ab dem 40. Lebensjahr vergleichsweise häufiger aggressive Tumoren mit einer schlechteren Prognose diagnostiziert werden. Für den Nachweis des Tumors ist eine Gewebeprobe des Organs (Biopsie) notwendig.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.