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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Prostatakrebs PSA-Studie: 50.000 Männer werden zum Bluttest geladen
Jährlich erkranken mehr als 64.000 Männer in Deutschland an Prostatakrebs - 11.000 sterben daran. Ärzte empfehlen daher, ab dem 45. Lebensjahr zur Vorsorge zu gehen. Einige Urologen raten zum sogenannten PSA-Test, doch dieser ist umstritten. Eine neue, deutschlandweite Studie soll nun Aufschluss darüber geben, wann und für wen der PSA-Test wirklich infrage kommt. Dazu werden im kommenden Jahr 50.000 zufällig ausgewählte Männer zum Bluttest geladen.
Neue Studie zum umstrittenen PSA-Test
Kann der PSA-Test wirklich zur Früherkennung beitragen? Und ab welchem Alter ist er sinnvoll? Dies soll nun die so genannte Probase-Studie klären, die von vier Universitäten sowie der Deutschen Krebshilfe durchgeführt wird. Für die Untersuchung werden ab 2014 insgesamt 50.000 Männer im Alter von 45 Jahren eingeladen. Die Teilnehmer werden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe wird im Alter von 45 Jahren das erste Mal getestet und die zweite Gruppe mit 50 Jahren.
Männer werden bis zum 60. Lebensjahr begleitet
Die Untersuchungen laufen in beiden Gruppen gleich ab, teilt die beteiligte Medizinische Hochschule Hannover in einer Pressemitteilung mit: Bei niedrigen PSA-Werten werden die Männer in Fünf-Jahres-Abständen getestet, bei höheren Werten erfolgen die Tests in kürzeren Intervallen. Beide Gruppen werden bis zum 60. Lebensjahr begleitet, um herauszufinden, ob es Unterschiede bei Verlauf und Prognose der möglichen Krebs-Erkrankungen gibt.
Ergebnisse könnten unnötige Eingriffe reduzieren
Die Mediziner vermuten, dass Männer, die mit 50 Jahren getestet werden, kein höheres Risiko für Prostatakrebs besitzen als diejenigen, die den Test bereits mit 45 Jahren gemacht haben. Wenn sich diese Vermutungen bestätigen, hieße das zum einen, dass vier PSA-Tests bis zum 60. Lebensjahr zur Vorsorge ausreichen könnten, teilt die Hochschule Hannover mit. Zum anderen könnten unnötige Untersuchungen und Behandlungen zukünftig deutlich reduziert werden.
PSA-Test gilt nur als begrenzt aussagekräftig
Beim PSA-Test wird die Konzentration des so genannten prostataspezifischen Antigens im Blut gemessen. Ein erhöhter Wert kann auf eine bösartige Erkrankung der Prostata hindeuten. Das Tückische: Ein erhöhter PSA-Wert ist kein eindeutiges Zeichen für Prostatakrebs. Denn auch eine Infektion oder eine gutartige Vergrößerung der Prostata können den Wert steigen lassen. Hinzu kommt, dass mechanische Reize wie Fahrradfahren oder das Abtasten der Prostata bei der Vorsorgeuntersuchung den PSA-Wert kurzfristig in die Höhe treiben können.
So kommt es immer wieder dazu, dass bei der Früherkennung Tumore entdeckt werden, die nicht zwingend behandelt werden müssten. Viele Urologen und auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) raten daher vom PSA-Test als generelles Früherkennungsprogramm ab. "Eine abschließende Schaden-Nutzung-Bewertung des PSA-Tests ist noch nicht möglich", sagt Michael Stöckle.
Aggressive Tumore früher erkannt
Trotz aller Kritik zeigen Daten, dass der PSA-Test durchaus Vorteile hat. Beispielsweise ist seit der Einführung des PSA-Tests in den USA die Sterblichkeit dort um rund 35 Prozent gesunken, die Häufigkeit besonders aggressiver Prostatakarzinome sogar um 50 Prozent. Für die USA gibt es Hochrechnungen, wonach sie sich bei einer Abschaffung des Tests innerhalb von zehn Jahren verdreifachen würde. Auch in Deutschland sei die Sterblichkeitsrate während der letzten Jahre gesunken, wenn auch nicht im gleichen Umfang wie in den USA, erklärt Stöckle.
Prostata-Untersuchung wird dringend empfohlen
Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt Männern ab 40 Jahren einmal jährlich eine Prostata-Untersuchung durchführen zulassen. Das Tückische an Prostatakrebs: Im Gegensatz zur gutartigen Vergrößerung der Prostata bereitet der Krebs im Frühstadium keine Beschwerden. Wenn Schmerzen auftreten, ist die Krankheit meist schon weit fortgeschritten und die Heilungschancen sind schlechter.
Ab 45 übernimmt die Kasse die Kosten
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei Männern ab 45 Jahren die Kosten für eine jährliche Tastuntersuchung. Der Arzt untersucht dabei die Genitalien und tastet die Prostata durch den Darm ab. Allerdings werden durch diese Methode manchmal sehr kleine und ungünstig gelegene Tumore übersehen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.