Engpass bei Kinder-Impfstoff RS-Virus: Angst vor überlasteten Kliniken im Winter
Immer wieder sind Lieferengpässe ein Problem in den Apotheken. Diesmal betrifft es die Impfung gegen das RS-Virus, das vor allem für Kinder gefährlich ist.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat Engpässe beim Impfstoff für Babys gegen das Respiratorische Synzytial-Virus beklagt. Eine frühzeitige und flächendeckende Impfung aller gefährdeten Säuglinge hätten Krankenkassen und Politik gemeinsam "schlicht verschlafen", sagte der Sprecher des BVKJ Nordrhein, Axel Gerschlauer, der "Rheinischen Post".
An dem RS-Virus kann man in jedem Alter erkranken, aber vor allem für Säuglinge und Kleinkinder gilt es als gefährlich. Es kann sich um eine einfache Atemwegsinfektion handeln, aber auch schwere Verläufe bis hin zum Tod sind möglich.
- Lesen Sie hier: Stiko empfiehlt RSV-Impfung auch für Senioren
Lieferengpässe beim Wirkstoff
Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, bestätigte angesichts der hohen Nachfrage ebenfalls Lieferengpässe bei dem Impfstoff. "Die Immunisierungskampagne für Babys mit Nirsevimab (Beyfortus) läuft wegen Lieferengpässen des Herstellers leider nur sehr stockend an", sagte er der Zeitung. Die Wartelisten für den Antikörper Nirsevimab, für den die Ständige Impfkommission seit diesem Sommer eine einmalige Injektion für Neugeborene und Säuglinge empfiehlt, seien lang. Der Hersteller Sanofi bemühe sich deshalb um Ware aus Frankreich, Spanien und den USA.
Was ist das RS-Virus?
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ähnelt laut Robert Koch-Institut der Influenza in Saisonalität und Symptomatik. Die Hochsaison in Mitteleuropa ist von November bis April. Grundsätzlich zählt das RSV zu den Atemwegserkrankungen, die weltweit in allen Altersgruppen und sowohl in den oberen als auch unteren Atemwegen verbreitet sind. Nach einer Erkrankung entsteht keine langfristige Immunität, sodass erneute Infektionen häufig sind.
Engpass in Kinderkliniken befürchtet
Zudem erwarten die Kinderärzte auch in diesem Winter überlastete Kinderkliniken. "Da wird noch einiges auf uns zukommen", betonte Gerschlauer, der Kinderarzt in Bonn ist. Strukturell habe sich sowohl bei der Medikamentenversorgung als auch bei der Klinikauslastung "überhaupt nichts getan".
Angesichts der erwarteten Engpässe plädierte Gerschlauer dafür, bei der Krankenhausreform keine weiteren Kinderbetten zu streichen. Die vom Bundestag beschlossene Reform soll die Finanzierung der Kliniken auf eine neue Grundlage stellen und zu mehr Spezialisierung bei komplizierteren Eingriffen führen.
Als Folge werden auch Kliniken schließen, hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt. "Die Versorgung kranker Kinder und vor allem Säuglinge war in der vergangenen Saison selbst in den großen Städten schon nicht mehr ausreichend gewährleistet. Eine Verschlechterung mag man sich für den ländlichen Raum gar nicht vorstellen", sagte Gerschlauer.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa