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Zuckerersatz Erythrit könnte das Thrombose-Risiko erhöhen


Forscher warnen
Zucker-Alternative könnte Thrombose-Risiko erhöhen


Aktualisiert am 03.09.2024Lesedauer: 3 Min.
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Thrombose: Blutgerinnsel können die Gefäße verstopfen und die Blutzufuhr in wichtige Organe unterbrechen.Vergrößern des Bildes
Thrombose: Blutgerinnsel können die Gefäße verstopfen und die Blutzufuhr wichtiger Organe unterbrechen. (Quelle: peterschreiber.media/getty-images-bilder)

Zu viel Zucker schadet der Gesundheit enorm. Viele Menschen greifen daher zu Alternativen wie Erythrit. Doch Forscher warnen nun vor dem Ersatzstoff.

Um Zucker zu sparen, aber dennoch nicht auf Süße zu verzichten, nutzen viele Menschen sogenannte Zuckeraustauschstoffe. Sie schmecken süß, liefern aber nur einen Bruchteil der Kalorien von normalem Haushaltszucker. Erythrit gehört zu den beliebtesten Zucker-Alternativen und wird auch häufig von der Lebensmittelindustrie verwendet, um den Zucker- und Kaloriengehalt von Produkten zu reduzieren.

Nun ist eine Studie der Berliner Charité und der Cleveland Clinic in den USA zu dem Ergebnis gekommen, dass Erythrit das Risiko für Thrombosen und Infarkte erhöhen könnte. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology" veröffentlicht.

Was ist Erythrit?

Erythrit, auch Erythritol oder E 968 genannt, ist ein künstlicher Süßstoff, der seit den 1990er-Jahren in zahlreichen Lebensmitteln und Getränken verwendet wird. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Zuckeralkohol. Er hat etwa 70 Prozent der Süße von Zucker, enthält jedoch deutlich weniger Kalorien. Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) stuft Erythrit als sicher ein, dennoch mehren sich seit einigen Jahren Hinweise auf mögliche gesundheitliche Risiken.

Erythrit verändert Thrombozyten-Aktivität

In der aktuellen Studie haben die Forschenden die Auswirkungen von Erythrit in einer kleinen Gruppe gesunder Erwachsener genauer untersucht. Sie analysierten zunächst das Blutplasma jedes Teilnehmers, um die Aktivität der Thrombozyten zu ermitteln. Anschließend trank eine Gruppe 30 Gramm Erythrit und die anderen Teilnehmer nahmen 30 Gramm gewöhnlichen Zucker zu sich. 30 Gramm Erythrit entspricht laut FDA der durchschnittlichen Menge, die eine Person in den USA pro Tag zu sich nimmt. Nach 30 Minuten wurde das Plasma der Probanden erneut untersucht, um die Aktivität der Thrombozyten zu bestimmen.

Das Ergebnis: Bei den Teilnehmern, die Erythrit konsumiert hatten, war dessen Konzentration im Blut über mehrere Tage stark erhöht, und die Wahrscheinlichkeit, dass die Blutplättchen verklumpen, stieg deutlich an. Der sogenannte Erythritolspiegel lag "deutlich über den Schwellenwerten", die mit einem erhöhten Thrombosepotenzial verbunden sind, erklärt Studienautor Dr. Marco Witkowski, Facharzt an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin des Deutschen Herzzentrums der Charité.

Eine erhöhte Neigung der Blutplättchen, zu verklumpen, ist ein großes Gesundheitsrisiko. Denn dann können Blutgerinnsel (Thromben) entstehen. Wenn sie ein Blutgefäß verstopfen, kann das zu gefährlichen Komplikationen wie einer (Beinvenen-)Thrombose, einem Schlaganfall oder Herzinfarkt, einer Lungenembolie oder anderen Komplikationen führen.

Dr. Stanley Hazen, Studienmitautor und Arzt für Herz-Kreislauf-Medizin an der Cleveland Clinic, spricht sich dafür aus, lieber mit Zucker gesüßte Produkte zu konsumieren statt solcher, die mit Zuckeralkoholen gesüßt sind. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sie nur gelegentlich und in Maßen zu sich genommen werden.

Menschen mit Herzerkrankungen besonders gefährdet

Die neue Studie baut auf früheren Forschungen des Teams von der Charité und der Cleveland Clinic auf. Im letzten Jahr veröffentlichten sie eine Studie, in der sie Blutplasmaproben von mehr als 4.000 Teilnehmern untersuchten. Die Studie legte einen Zusammenhang zwischen hohen Erythritspiegeln und einer erhöhten Rate von Herzinfarkten und Schlaganfällen nahe.

Für die Autoren steht daher fest: Zusammen mit den vorherigen Hinweisen rechtfertigen die aktuellen Ergebnisse eine Diskussion darüber, ob Erythrit als Lebensmittelzusatzstoff weiterhin als "sicher" bewertet werden sollte.

Der Kardiologe und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung, Prof. Dr. Thomas Voigtländer, erklärt: "Die Ergebnisse verdeutlichen, dass besonders für vulnerable Personen hochverarbeitete Lebensmittel, die den Zuckersatzstoff Erythrit enthalten, Gesundheitsrisiken bergen können." Zu diesen vulnerablen Personen gehören laut Dr. Hazen vor allem Menschen mit Herzerkrankungen, Diabetes oder dem metabolischen Syndrom, da sie bereits ein erhöhtes Thromboserisiko besitzen.

Haben Sie ein erhöhtes Thrombose-Risiko?

Wer an einer Thrombose leidet, sollte sich schnell behandeln lassen. Doch die Gefahr der Erkrankung ist nicht so leicht zu erkennen. Helfen kann ein Thrombose-Risiko-Test.

Viele Fragen bleiben offen

Auf welche Weise Erythrit die Blutgerinnung zu fördern scheint, muss das Studienteam noch identifizieren. Hazen glaubt aber, dass es etwas mit den "Rezeptoren auf der Oberfläche eines Blutplättchens zu tun haben könnte, die mit dem Erythrit interagieren." Eine solche Interaktion könnte die Art und Weise verändern, wie Blutplättchen Signale darüber verarbeiten, wann sie verklumpen sollen.

Wissenschaftler, die nicht an der Studie beteiligt sind, bewerteten die Ergebnisse allerdings mit Zurückhaltung. "Diese Studie untersuchte nicht die langfristige Exposition gegenüber Erythrit in der Nahrung", erklärt etwa der Ernährungswissenschaftler Duane Mellor im "Scientific American".

Die Daten sollten als wichtiger Hinweis genutzt werden, Erythritol wie auch andere Zuckerersatzstoffe in umfassenden Langzeituntersuchungen weiter unter die Lupe zu nehmen, erklärt auch Alice Lichtenstein im "Scientific American". Sie ist Leiterin des Teams für kardiovaskuläre Ernährung am Jean Mayer Human Nutrition Research Center on Aging an der Tufts University. Der Wissenschaftlerin zufolge seien allerdings viele Fragen noch offen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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