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Weichmacher im Urin: Umweltbundesamt weist gefährlichen Stoff nach


Umweltbundesamt ermittelt
Gefährliche Weichmacher im Urin zahlreicher Menschen nachgewiesen

Von dpa, lz

04.02.2024Lesedauer: 2 Min.
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Untersuchung von Urinproben: Anteil der mit dem Weichmacher belasteten Proben hat zugenommen. (Quelle: SolStock)
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Behörden weisen schädliche Weichmacher in teils jahrealten Urinproben nach. Der Stoff ist seit langem großteils verboten – wie kommt es zu der Belastung?

Das Umweltbundesamt (Uba) hat in Urinproben zahlreicher Menschen in Deutschland Hinweise auf einen gefährlichen Weichmacher entdeckt, der seit Jahren streng reglementiert und großteils verboten ist.

Erst kürzlich waren Ergebnisse einer Untersuchung zu Proben in Nordrhein-Westfalen bekannt geworden. "Es ist ein Problem größeren Ausmaßes", sagte die Toxikologin des Umweltbundesamt Marika Kolossa nun. Die Herkunft des Weichmachers sei bisher unbekannt. "Das ist eine richtige Detektivgeschichte. Wir suchen jetzt auf voller Ebene in Deutschland." Das Umweltbundesamt arbeite auch eng mit EU-Behörden zusammen, um die Quelle ausfindig zu machen.

Was sind Weichmacher?

Weichmacher werden Kunststoffen beigemengt, um harten und spröden Kunststoffen wie Polyvinylchlorid (PVC) elastische Eigenschaften zu verleihen. Diese so veränderten Kunststoffe werden zum Beispiel in Kabeln, Folien, Fußbodenbelägen, Schläuchen, Tapeten, Lebensmittelverpackungen, Kosmetika, Sport- und Freizeitartikeln und in Spielzeug eingesetzt.

Weichmacher können Fortpflanzungsorgane schädigen

In der aktuell noch laufenden 6. Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit sei bislang in 28 Prozent der Urinproben das Abbauprodukt des Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP) entdeckt worden, sagte Kolossa. Der sogenannte Metabolit MnHexP sei erstmals 2023 in Proben entdeckt worden. "So einen Stoff dürfte man nicht im Körper finden und wir finden ihn", sagte Kolossa.

Das Problem mit diesem Weichmacher: Der Metabolit sei nach Ergebnissen von Tierversuchen ein fortpflanzungsschädigender Stoff, sagte Kolossa. Er wirke vor allem auf die Fortpflanzungsorgane männlicher Föten im Mutterleib. Er könne aber auch für Erwachsene schädlich sein und das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit erhöhen, was aus weiteren Tierversuchen hervorgehe. In einzelnen Menschen seien Konzentrationen entdeckt worden, "die so hoch sind, dass eine Gesundheitsgefährdung nicht auszuschließen ist".

Info: Gefahren durch Weichmacher

Weichmacher stehen im Verdacht, Diabetes, Übergewicht, Asthma und andere Atemwegserkrankungen zu fördern. Besonders dramatische Folgen kann der Stoff auf die Fortpflanzung haben. Experten vermuten, dass Weichmacher den Hormonhaushalt verändern und zu Unfruchtbarkeit (vor allem bei Männern) führen können.

Belastung mit verbotenem Weichmacher nimmt zu

Der Weichmacher DnHexP ist in der EU seit vielen Jahren stark beschränkt beziehungsweise verboten. Unter bestimmten Umständen könne die Substanz dennoch in der EU auftreten, etwa in Importerzeugnissen, die den Stoff enthalten, sagte Chemikalienexperte Lars Tietjen vom Uba. Er könne möglicherweise auch in alten, in der EU produzierten Produkten erhalten sein. "Hinweise auf größere verarbeitete Mengen liegen mir nicht vor, aber ausschließen kann man es nicht."

In Nordrhein-Westfalen hatten Experten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) rückwirkend alte Urinproben von Kindergartenkindern untersucht. Das Ergebnis: Im Untersuchungszeitraum habe sich der Anteil der mit MnHeP belasteten Proben von 26 Prozent (2017/18) auf 61 Prozent (2020/21) erhöht, heißt es einer Mitteilung des Lanuv vom 31. Januar. Die Konzentration bei hochbelasteten Kindern habe sich in etwa verzehnfacht. Die Ursache dafür sei völlig unklar.

Weichmacher nicht auf bestimmten Wohnort begrenzt

Die Ergebnisse hingen nicht mit den Wohnorten der Kinder zusammen, sagte eine Lanuv-Sprecherin. Deutlich erhöhte Werte gebe es im ganzen Bundesland. Und: Vermutlich gelte das nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene und möglicherweise auch für ganz Deutschland, sagte die Sprecherin. Für Erwachsene lägen in Nordrhein-Westfalen aber keine Reihen-Urintests auf Schadstoffbelastungen vor.

Seit dem Jahr 2013 steht der Weichmacher DnHexP in der Europäischen Union laut Lanuv auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe. Als Weichmacher sei dieses Phthalat in kosmetischen Mitteln, Lebensmittelkontaktmaterialien und in Spielzeug deshalb nicht mehr zugelassen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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