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Corona ist zurück: Wie gefährlich wird der Herbst für Risikogruppen?


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Lauterbachs Corona-Konzept für den Herbst
Experte: "Das Virus wird früher oder später bei den Risikogruppen ankommen"


19.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Der dritte Herbst unter Corona: Können die Risikogruppen ohne neue Maßnahmen geschützt werden?Vergrößern des Bildes
Der dritte Herbst unter Corona: Können die Risikogruppen ohne neue Maßnahmen geschützt werden? (Quelle: Mathias Schumacher/imago-images-bilder)

Wie wird der vierte Herbst mit Corona? Der Bundesgesundheitsminister hat gestern einen Ausblick gegeben. Ein Experte ordnet das Statement ein.

Gestern gab Karl Lauterbach den Startschuss zu einer neuen Impfkampagne. Er habe sich erneut impfen lassen und empfiehlt es allen Risikogruppen. Mehr zu dem neuen Impfstoff lesen Sie hier.

Er erklärte in einem Statement, im Herbst werde es wieder "sehr viele Fälle einer Corona-Infektion" geben. Deutschland sei aber durch eine bessere Beobachtung der Infektionslage und eine Grundimmunität in der Bevölkerung "sehr viel besser vorbereitet". Er glaube deshalb nicht, dass erneut Maßnahmen "im Sinne von Kontaktbeschränkungen" nötig sein würden.

Stimmt das wirklich? Klar ist: Erstmals seit Auftreten des neuartigen Coronavirus Sars-CoV2 gibt es in diesem Herbst (bislang) keine strengen Eindämmungsmaßnahmen mehr. Im Mai hob die WHO die "Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite" auf. Kürzlich warnte jedoch die Weltgesundheitsorganisation vor steigenden Corona-Zahlen auf der Nordhalbkugel. "Im Vorfeld der Wintersaison auf der nördlichen Erdhalbkugel beobachten wir weiterhin besorgniserregende Covid-19-Trends", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.

Laut dem aktuellen Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza, die auch die Covid-19-Zahlen veröffentlicht, wurden in der 36. Kalenderwoche (4. bis 10. September) 6.780 bestätigte Corona-Infektionen an die Behörde gemeldet, das Dreifache gegenüber den Zahlen im August. Erstmals wurde in Deutschland zudem die stark mutierte Corona-Variante BA.2.86 ("Pirola") nachgewiesen. Sie bereitet Experten besondere Sorgen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Wie wird der erste Corona-Herbst ohne Auflagen? t-online fragte den Mathematiker Kristan Schneider, der die Pandemie von Anfang an modelliert.

t-online: Herr Schneider, Karl Lauterbach hat sich gestern erneut impfen lassen. Ist das richtig?

Kristan Schneider: Er fällt mit seinen 60 Jahren in die Risikogruppe, daher würde ich sagen: richtig.

Offenbar gibt es aber kein wirkliches Konzept für den Herbst/Winter bei Corona. Brauchen wir das?

Das ist eine schwierige Frage. Letztlich können wir gar nicht wissen, wie weit Corona eigentlich bei uns verbreitet ist. Klar ist: Es kann schwere Langzeitfolgen nach sich ziehen. Es ist mehr als eine Atemwegserkrankung, zu der es gerne gemacht wird. Aber wir wissen schlicht nicht, wie weit es in der Bevölkerung verbreitet ist. Wir haben die Tests aufgegeben und verlassen uns auf Abwassertests, aus denen man die tatsächliche Anzahl der Infektionen abschätzen muss.

Kristan Schneider
Kristan Schneider (Quelle: Helmut Hammer)

Kristan Schneider ist Mathematikprofessor an der Hochschule Mittweida, Sachsen. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Modellierung epidemiologischer Prozesse.

Also haben wir keinen Überblick?

Definitiv keinen guten. Wir testen ja schon seit langem nicht mehr flächendeckend. Es ist unklar, wie gut die Schätzungen aus Abwassertest wirklich sind. Daher sicher nicht.

Wie gefährlich ist das?

Risikogruppen müssen sich auf jeden Fall mit der Impfung vor schweren Verläufen schützen. Wenn die Inzidenz in der breiten Bevölkerung hoch genug steigt, können sich vulnerable Gruppen unmöglich vor Ansteckung schützen. Das Virus wird früher oder später bei den Risikogruppen ankommen. Regelmäßiges Testen und FFP2-Masken reichen zum Schutz nicht aus. Das wissen wir aus Großbritannien noch aus der ersten Welle und von Prognosemodellen.

Trotzdem sind Masken und Tests wichtige Begleitmaßnahmen. In den Krankenhäusern und Pflegeheimen wird es sicher wieder eine Maskenpflicht geben.

Sie rechnen damit?

Ja, ich gehe davon aus. In asiatischen Ländern ist es üblich. Unabhängig von Corona ist eine Maskenpflicht in Krankenhäusern eine sinnvolle Hygienemaßnahme. Das sollten wir aus Corona lernen.

Herr Schneider, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Kristan Schneider
  • Mit Material von dpa
  • Eigene Recherche
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