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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Männer besonders betroffen Diese Faktoren können eine Demenz voraussagen
Die Ergebnisse einer neuen Oxford-Studie könnten die Demenz-Früherkennung entscheidend verbessern. Das kommt vor allem Männern zugute.
1,8 Millionen Deutsche sind an Demenz erkrankt. Bis zum Jahr 2050 werden es voraussichtlich 2,8 Millionen sein. Medikamente, die die Krankheit heilen, gibt es bislang nicht. Aber ihr Fortschreiten lässt sich verlangsamen. Eine Früherkennung kann hier entscheidende Vorteile bieten.
Wissenschaftler der Universität Oxford haben nun elf Risikofaktoren ausgemacht, anhand derer sich prognostizieren lässt, ob ein Mensch in den nächsten 14 Jahren an Demenz erkranken wird.
Sie untersuchten dazu die Daten von 220.000 britischen Männern und Frauen im Alter zwischen 50 und 72 Jahren (Durchschnittsalter knapp 60 Jahre). Dazu zogen sie 28 bereits bekannte Faktoren und Variablen heran, die eine Demenz begünstigen können. Innerhalb von 14 Jahren erkrankten zwei Prozent der Probanden.
Elf von 28 Faktoren besonders relevant
Elf dieser Prognosefaktoren erwiesen sich als besonders wesentlich für die Entwicklung der Krankheit. Diese wurden in einer weiteren Studie an knapp 3.000 Probanden gegengeprüft.
In ihre Studie bezogen die Forscher auch das Vorhandensein des APOE-Gens mit ein, das die Wahrscheinlichkeit einer Demenzerkrankung erhöhen soll. Sie fanden heraus, dass dieser Fakt den höchsten Vorhersagewert für die Erkrankung hatte, dicht gefolgt von ihrem neu entwickelten Tool, das aus elf Vorhersagefaktoren besteht. Diese sind:
- höheres Alter
- ein niedriger Bildungsstand
- eine Diabetes-Erkrankung
- eine Depression in der Vergangenheit
- ein erlittener Schlaganfall
- Auftreten einer Demenz innerhalb der Familie (familiäre Vorbelastung)
- "materielle Deprivation": Armut
- hoher Blutdruck
- ein hoher Cholesterinspiegel
- Alleinleben
- männliches Geschlecht
Gerade der letzte Punkt ist ungewöhnlich, bislang galten Frauen als häufiger von der Erkrankung betroffen.
Frühere Priorisierung anhand des Tools möglich
In der britischen Zeitung "The Guardian" betonte Sana Suri, eine Hauptautorin der Studie: "Während ein höheres Alter (60 Jahre und älter) und APOE das größte Risiko darstellen, spielen auch veränderbare Faktoren wie Diabetes, Depression und Bluthochdruck eine Schlüsselrolle. Beispielsweise ist das geschätzte Risiko für eine Person mit all diesen Symptomen etwa dreimal höher als das einer gleichaltrigen Person, die keine davon hat.“
In der Zeitung heißt es außerdem: "Das neue Tool könnte als erstes Screening-Tool für Demenz eingesetzt werden, um Menschen in 'Risikogruppen' einzuteilen (...) Diejenigen, die laut Risikobewertung eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, an Demenz zu erkranken, könnten für weitere Tests, einschließlich kognitiver Beurteilungen, Gehirnscans und Blutuntersuchungen, priorisiert werden."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Studie in BMJ Mental Health: "Development and validation of a dementia risk score in the UK Biobank and Whitehall II cohorts" (21.08.2023, englisch)
- The Guardian: "Dementia risk study finds 11 key factors behind condition" (24.08.2023, englisch)