Spermidin Dieser natürliche Stoff kann uns helfen, länger zu leben
Ein natürliches Mittel kann die Erneuerung von Zellen im Körper unterstützen – und dazu beitragen, dass wir möglicherweise länger leben. Was es mit Spermidin auf sich hat.
Die Suche nach Mitteln, die das Leben verlängern, beschäftigt die Menschheit schon seit Jahrhunderten. Dank des wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritts steigt die durchschnittliche Lebenserwartung immer weiter an.
Doch manchen ist das noch nicht genug – sie wollen noch älter werden. Während Firmen daran forschen, wie man das Leben künstlich verlängern kann, setzen einige Menschen auf ein natürliches Mittel.
Spermidin regt die Selbstreinigung der Zellen an
Spermidin ist unter anderem Bestandteil von Sperma. Es kommt aber in jeder Zelle des Körpers vor und kann auch von bestimmten Darmbakterien gebildet werden. Der Botenstoff spielt im Zellstoffwechsel eine wichtige Rolle: Er ist eng mit dem Zellwachstum verbunden und kann die Autophagie, also die Selbstreinigung der Zellen, anregen. Dadurch sind ältere Zellen länger funktionsfähig.
Mit dem Alter nimmt die Spermidin-Konzentration im Körper allerdings ab. Deshalb können sich die Zellen nicht mehr so effizient erneuern, wodurch es zu "krankheitsrelevanten Ablagerungen in den Zellen kommt, die wiederum zu Demenz, Diabetes, Tumoren und Atherosklerose führen können", wie es in einer Studie der Medizinischen Universität Innsbruck heißt.
Die Forscher analysierten bestimmte Gesundheitsaspekte von 829 Probanden, die über 20 Jahre ein Ernährungstagebuch geführt hatten. Das Ergebnis: Die Teilnehmer, die viel Spermidin über die Ernährung zuführten (mindestens 80 Mikromol Spermidin pro Tag), wiesen in dem 20-jährigen Beobachtungszeitraum ein geringeres Sterberisiko auf.
Diese Lebensmittel erhalten besonders viel Spermidin
In einem Experiment der Universität Hannover zeigten sich bei Mäusen, die mit Spermidin gefüttert wurden, ebenfalls deutliche Verjüngungseffekte. Nicht nur der altersbedingte Haarverlust fiel geringer aus. Die Tiere wiesen auch weniger Nieren- und Leberschäden auf. Zudem wurde das Gehirn besser mit Glukose versorgt, was zu einer Leistungssteigerung beitrug.
Spermidin kommt jedoch nicht allein im Körper vor, es ist auch Bestandteil einiger Lebensmittel. Besonders viel Spermidin enthalten:
- Sojabohnen (getrocknet): 207 mg/kg
- Kürbiskerne: 104 mg/ kg
- Pilze: 89 mg/kg
- Erbsen: 46 mg/kg
- Weizenkeime: 243 mg/kg
Warum man nicht auf Nahrungsergänzungsmittel setzen sollte
Die Industrie hat Spermidin ebenfalls bereits für sich entdeckt – und verkauft es als Nahrungsergänzungsmittel. Allerdings sollte man hier vorsichtig sein. Neurologe Stefan Kiechl, der unter anderem an der Studie der Uni Innsbruck beteiligt war, erklärte der Zeitung "Geo", in den Präparaten seien häufig sehr niedrige Dosen Spermidin enthalten.
"Es gibt Präparate, denen nur 1 Milligramm pro Kapsel zugesetzt ist. Die Dosierung muss natürlich höher sein", so Kiechl. Man sollte mindestens 5 Milligramm täglich zu sich nehmen, um Effekte zu erzielen. Zudem seien die Nahrungsergänzungsmittel oft überteuert.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- sciencedirect.com: "Higher spermidine intake is linked to lower mortality: a prospective population-based study" (Englisch, August 2018)
- springer.com: "Novel aspects of age-protection by spermidine supplementation are associated with preserved telomere length" (Englisch, 31. Januar 2021)
- geo.de: "Spermidin: Das Wundermittel für ein langes Leben?"