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Zahl der Lieferengpässe bei Krebsmedikamenten nimmt zu


Ärzte besorgt
Zahl der Lieferengpässe bei Krebsmedikamenten nimmt zu

Von dpa
Aktualisiert am 09.01.2023Lesedauer: 2 Min.
Medikamente: Die Zahl der Arzneimittelenpässe in der Krebstherapie ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.Vergrößern des Bildes
Medikamente: Die Zahl der Arzneimittelenpässe in der Krebstherapie ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. (Quelle: Hannibal Hanschke/dpa/dpa-bilder)

Der Mangel an Medikamenten bereitet Fachleuten Sorgen. Denn von den Lieferengpässen sind auch Arzneimittel für die Krebstherapie betroffen.

Die Zahl der Arzneimittelengpässe in der Krebstherapie ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das teilte die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) mit. "Die Arzneimittelengpässe bestehen bereits seit Jahren, nehmen derzeit aber sicher deutlich zu", sagte Hermann Einsele, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO.

Die Ursachen seien vielfältig. Es gebe Probleme bei der Herstellung und durch die Abhängigkeit von Lieferketten im Ausland, aber auch einen erhöhten Bedarf. In einzelnen Fällen bestehe das Problem, dass Medikamente aus wirtschaftlichen Gründen vom Markt genommen würden.

Betroffen sind vor allem Medikamente, die seit Jahren in der Krebstherapie eingesetzt werden. Laut DGHO sind das zum Beispiel das Brustkrebs-Mittel Tamoxifen sowie Nab-Paclitaxel, das ebenfalls bei Brustkrebs, aber auch bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und Lungenkrebs zur Anwendung kommt. Auch unterstützende Arzneimittel für Krebspatienten wie Antibiotika und Harnsäuresenker seien von Lieferengpässen betroffen.

Therapieabbrüche und schlechtere Genesungschancen

Matthias Beckmann von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist aufgrund der Mängel besorgt. Denn Engpässe gebe es vor allem bei "Standardmedikamenten", so der Experte. Das ist kritisch, da die Alternativen nicht immer gleichwertig seien. Es könne etwa stärkere Nebenwirkungen geben. "Die Frauen brechen einfach die Therapie ab, wenn die Nebenwirkungen zu hoch sind", so Beckmann. Zudem wirke sich die Situation auch auf die Beziehung zwischen Ärzten und Patienten aus. "Unser Vertrauensverhältnis mit den Patientinnen und Patienten ist nachhaltig gestört durch die Lieferengpässe."

2022 hätten von etwa 200 in Deutschland zugelassenen Krebsmedikamenten etwa zehn "kritisch gefehlt", sagte Bernhard Wörmann, Medizinischer Leiter der DGHO. Die Sorge sei, dass ein nicht kompensierter Lieferengpass zu einem Versorgungsengpass werde. "Und eben dann auch, das ist für uns der Horror, dass es in der Tat zu einer Verschlechterung der Prognose kommt."

Mehr Produktionsstätten für Medikamente gefordert

Bereits in den vergangenen Jahren sei ein Register für Lieferengpässe aufgebaut worden. Wörmann forderte, langfristig mehr Produktionsstätten in Europa aufzubauen. Nach Ansicht von Thomas Seufferlein, Mitglied im Vorstand der Deutschen Krebsgesellschaft, muss vor allem das Monitoring ausgebaut werden. "Wir brauchen wirklich ein präventives Frühwarnsystem und entsprechende Möglichkeiten, um ein gegebenenfalls entstehendes Versorgungsdefizit rechtzeitig abzuwenden."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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