Debatte um Cannabis Diese Pflanze lindert Schmerzen – und löst Psychosen aus
Schmerzlindernd oder eine Gesundheitsgefahr? Eine Frage, die aktuell viele Menschen bewegt. Ein Überblick über Wirkung und mögliche Gefahren von Cannabis.
Die Koalition treibt ihre Pläne zur Legalisierung von Cannabis voran: Die Bundesregierung bringt voraussichtlich heute ihren umstrittenen Plan einer Cannabis-Legalisierung in Deutschland auf den Weg.
Welche gesundheitlichen Aspekte beim Cannabis-Konsum relevant sind, erfahren Sie hier.
Welche Wirkstoffe enthält Cannabis?
Eine Hanfpflanze enthält mehrere Hundert chemische Verbindungen, darunter neben den sogenannten Cannabinoiden auch Substanzen anderer Stoffgruppen, wie Aminosäuren, Proteine, Zucker, Alkohole oder Fettsäuren. Die beiden wichtigsten Inhaltsstoffe von Cannabis sind Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Ihnen wird unter anderem eine schmerzlindernde, entzündungshemmende, appetitanregende, entspannende bis euphorisierende und krampflösende – dem THC dabei die berauschende – Wirkung zugeschrieben.
Welche Gesundheitsrisiken birgt Cannabis?
Gegner einer Legalisierung verweisen auf die Gefahr von Psychosen und anderen Schäden an Gesundheit und Psyche gerade bei jüngeren Menschen. Die Reifung des zentralen Nervensystems und des Gehirns ist Experten zufolge mit 20 Jahren noch nicht abgeschlossen. Je früher, häufiger und intensiver Cannabis konsumiert werde, desto größer sei beispielsweise das Risiko gerade für vorbelastete Menschen, an einer Psychose und Schizophrenie zu erkranken. Daneben berge ein chronischer Cannabiskonsum auch eine größere Wahrscheinlichkeit für körperliche Leiden wie Atemwegserkrankungen und Hodenkrebs.
Welche weiteren Folgen drohen?
Neben dem kurzfristig berauschenden Gefühl verringert Cannabis die Aufmerksamkeit und schränkt die Psychomotorik ein, also die durch psychische Vorgänge beeinflussten Bewegungen wie Gehen und Sprechen. Das Risiko für Arbeits- und Verkehrsunfälle steigt. Jugendliche, die Cannabis nehmen, haben häufiger Schulprobleme und brechen ihre Ausbildung öfter ab.
Was hat es mit dem THC-Wert auf sich?
Der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol wird der Hauptanteil der berauschenden Wirkung zugesprochen. Untersuchungen zufolge ist der THC-Wert in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Bei Cannabisharz, auch Haschisch genannt, verdreifachte sich der mittlere THC-Gehalt in etwa und bei Cannabisblüten verdoppelte er sich nahezu. Experten zufolge könnte damit auch eine Zunahme der Gesundheitsgefahren verbunden sein – was für Legalisierungsgegner ein weiteres Argument ist. So gehen auch die Meinungen darüber, ob nun auch der THC-Grenzwert beim Autofahren erhöht werden soll, auseinander.
Im Gegenzug ist laut Medizinern der Universität Ulm in vielen hochgezüchteten Cannabissorten der Gehalt an Cannabidiol, dem eine entspannende bis angstlösende Wirkung nachgesagt wird, gesunken. Dieses Missverhältnis zwischen viel THC und wenig CBD sei ein erhöhtes Risiko für Cannabis-Psychosen.
Warum wird Cannabis als Medizin eingesetzt?
Das ist ein ganz anderes Feld. In Deutschland ist die Verordnung von medizinischem Cannabis, Cannabisblüten oder Cannabisextrakten seit 2017 auf Rezept möglich. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten dann, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt, für die andere Behandlungsmethoden bereits ausgeschöpft sind. Eingesetzt wird die Droge unter anderem bei chronischen Schmerzen, Tumorerkrankungen und Multipler Sklerose. Eine Cannabisagentur steuert und kontrolliert den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken in Deutschland.
Was ist dran an verunreinigtem Cannabis auf dem Schwarzmarkt?
Das ist tatsächlich ein Problem. Der Deutsche Hanfverband, aber auch BKA und Zollkriminalamt warnen vor Cannabisprodukten mit synthetischen Cannabinoiden. Diese werden auf CBD-Hanf oder minderwertige Cannabisblüten aufgetragen und sind laut Hanfverband bis zu hundertmal stärker als das in Cannabis enthaltene psychoaktive THC. Dadurch steige das Abhängigkeitspotenzial und die Gefahr einer Überdosierung. Zudem wird dem Hanfverband zufolge Gras mitunter mit allem Möglichen wie Sand, Haarspray, Talkum, Gewürzen, Glas oder Blei gestreckt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur AFP