Hausrat, Haftpflicht, Rechtschutz Wo die Selbstbeteiligung bei Versicherungen lohnt
Bei den Kasko-Versicherungen fürs Auto sind Selbstbeteiligungen üblich - manche kennen sie auch von der privaten Krankenversicherung. Tarife mit Selbstbehalt werden aber auch in anderen Sparten angeboten - mit unterschiedlicher Sinnhaftigkeit.
Versicherungsbeiträge fallen niedriger aus, wenn sich der Kunde verpflichtet, im Schadenfall einen Teil der Summe selbst zu bezahlen. Autofahrer kennen das: Bei der Teilkasko sind beispielsweise 300 oder 500 Euro Selbstbeteiligung weit verbreitet.
Doch wie sieht es bei anderen Privatversicherungen aus? Das Vergleichsportal Verivox hat sich entsprechende Tarife bei der Rechtschutz-, Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung angeschaut und ist zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen.
Selbstbehalt nur beim Rechtschutz sinnvoll
Beim Rechtschutz zeigt der Daumen der Experten nach oben, beim Hausrat und der Privathaftpflicht nach unten. "Eine Selbstbeteiligung senkt die jährlichen Versicherungskosten, die Differenz ist jedoch oft nur gering. Tritt ein Schaden ein, ist die Ersparnis vieler Jahre dahin", sagt Ingo Weber, Geschäftsführer von Verivox.
Das gilt besonders für die ohnehin meist recht günstigen Hausrat- und Haftpflicht-Policen. Die Hausrat kostet selten mehr als 150 Euro im Jahr, die Haftpflicht in der Regel kaum über 50 Euro. Entsprechend gering ist das Einsparpotenzial. Die zugrundeliegenden Selbstbehalte betragen 150 bis 250 Euro für die Hausrat und 125 bis 250 Euro für die Haftpflicht.
Demgegenüber kann ein Single bei der Haftpflicht im Jahr nur 7 Euro sparen, bei einer Familie mit kleinen Kindern sind es 13 Euro. Das entspricht 15 beziehungsweise 23 Prozent der Prämie. Beim Hausrat spart der Single 9 Euro für seine beispielhafte 50-Quadratmeter-Wohnung, bei der Familie sind es 20 Euro bei 150 Quadratmetern.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass echte Großschäden natürlich selten sind. Nicht jeder, der einmal unachtsam auf die Straße tritt, zwingt gleich einen Tanklastwagen zum Ausweichen und Umstürzen. Eher geht es um die berühmte Vase, die man bei Bekannten umstößt, oder deren Brille, die versehentlich zwischen Gesäß und Sofa geraten ist. Ein kleinerer Schaden kann also bereits die Ersparnis von zehn Jahren und mehr zunichte machen.
"Finanztest" rät in diesem Zusammenhang bei Reiserücktrittsversicherungen von der Selbstbeteiligung ab. Bei manchen Policen liegt der Eigenanteil bei 20 Prozent des Reisepreises. Tritt der Urlauber von einer Reise im Wert von 2000 Euro zurück, bekommt er von der Versicherung dann nur 1600 Euro erstattet. Deshalb seien die paar Euro mehr für einen Tarif ohne Selbstbeteiligung gut angelegt, hieß es.
Da die Reiserücktrittsversicherung meist nur anlassbezogen abgeschlossen wird, lassen sich hier keine Einsparungen über größere Zeiträume erzielen. Für Vielreisende gibt es aber auch Jahresverträge.
30 Prozent sparen
Anders sieht es beim Rechtschutz aus, für den leicht über 300 Euro im Jahr fällig werden. Für ein umfassendes Paket mit Berufs-, Verkehrs-, Haus- und Grundstücks-Absicherung veranschlagt Verivox eine Prämie von 360 Euro. Mit einer Selbstbeteiligung sinkt sie auf 251 Euro - 109 Euro oder rund 30 Prozent weniger. Hier hält das Vergleichsportal einen Selbstbehalt für sinnvoll.
250 Euro muss der Kunde üblicherweise pro Schadenfall selbst tragen. Kommt es zu mehreren Schadenfällen, schlage die Versicherung unter Umständen von sich aus einen Selbstbehalt vor. "Das ist oft die bessere Wahl, denn andernfalls droht eine Kündigung des Vertrages", sagt Ingo Weber.