Ein dauerhaftes Problem? Neuer 100-Rubel-Schein lässt sich in Russland nicht abheben
Russland hat erst vor wenigen Tagen einen neuen Geldschein vorgestellt. Doch kurz nach der Einführung zeigen sich erste Probleme.
Erst vor wenigen Tagen stellte der Chef der russischen Nationalbank, Sergey Belov, den neuen 100-Rubel-Schein der Öffentlichkeit vor. Dieser sollte innerhalb der nächsten Wochen in Umlauf gebracht werden. Doch jetzt bittet die "Association of Russian Banks", in der alle russischen Banken vereint sind, um einen sechsmonatigen Aufschub.
Denn die Banken und Geldinstitute in Russland stehen vor einem großen Problem: Der neue Geldschein lässt sich bei den russischen Bankautomaten schlicht und ergreifend nicht abheben.
Software kann nicht aktualisiert werden
Das liegt vor allem daran, dass der Großteil der im Land verbreiteten Automaten ihre Softwareversion nicht an den neuen Geldschein anpassen können. "Da die Hersteller Russland den Rücken gekehrt haben, ist es nicht möglich, die Software von Bankautomaten, Bezahlterminals und Kassen auf den neuesten Stand zu bringen", zitiert die russische Tageszeitung Kommersant Vertreter der Bankenvereinigung.
Wie der britische Telegraph schreibt, sind rund 60 Prozent der russischen Bankautomaten von Diebold Nixdorf hergestellt worden und nutzen Software der IT-Firma NCR. Beides sind US-Unternehmen, die im Zuge des russischen Angriffskriegs ihre Tätigkeiten im Land eingestellt haben.
Banknote wurde erst nach der Krim-Annexion erneuert
Laut Angaben der russischen Zentralbank sei die Einführung des brandneuen Geldscheins vor allem deshalb notwendig, weil neue Sicherheitsmerkmale auf die Noten gedruckt werden müssen. Naheliegend ist jedoch, dass das Erscheinungsbild der Banknote eher aus Propagandazwecken erneuert wurde. Dies legt auch das gewählte Motiv nahe:
Auf der einen Seite des Geldscheins ist ein Denkmal zu sehen, das erst Mitte 2020 in der russischen Oblast Twer errichtet worden ist. Die 25 Meter große Statue, die einem sowjetischen Soldaten nachempfunden ist, erinnert an die dort stattgefundene Schlacht von Rschew. Diese gilt als eine der blutigsten deutsch-sowjetischen Auseinandersetzungen des Zweiten Weltkriegs, die mit dem Rückzug des deutschen Heeres endete. Auf der Rückseite ist der Kreml zu sehen.
Zuvor wurde im Jahr 2015 eine neue 100-Rubel-Banknote eingeführt, die zur Feier der Annexion der Halbinsel Krim herausgegeben wurde. Derzeit beläuft sich der Wert einer 100-Rubel-Note auf ungefähr 1,68 Euro.
- telegraph.co.uk: "Cash machine says no: How Russia's new 100 rouble banknotes have been rendered useless" (englisch)