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Gewinner des Krieges von Putin? China freut sich auf die neue Weltordnung


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Gewinner des Krieges
China freut sich auf die neue Weltordnung

MeinungEin Kommentar von Nele Behrens

Aktualisiert am 18.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Fällt zurück: Durch seinen Bruch mit dem Westen bleibt Russland nur China – doch die Regierung im Xi Jinping hält sich alle Handelsmöglichkeiten offen.Vergrößern des Bildes
Fällt zurück: Durch seinen Bruch mit dem Westen bleibt Russland nur China – doch die Regierung im Xi Jinping hält sich alle Handelsmöglichkeiten offen. (Quelle: Mikhail Metzel/TASS/imago-images-bilder)

Mit dem Ukraine-Krieg richtet sich Russland nicht nur gegen sein Nachbarland, sondern auch gegen die Nato. Von diesen Verwerfungen profitiert vor allem ein Land: China.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich bei seinem Überfall auf die Ukraine bereits mehrfach geirrt: Er glaubte, mit einem Blitzkrieg die Ukraine innerhalb weniger Tage in die Kapitulation zwingen zu können. Er war überzeugt, dass sich Europa – getrieben durch die vorsichtigen Deutschen – nicht zu schwerwiegenden Sanktionen werde durchringen können. Und nun könnte er sich abermals täuschen: Er denkt, er könne sich auf China verlassen.

Schulter an Schulter präsentierten sich die beiden Staatsmänner noch bei den Olympischen Spielen als Front gegen die Nato, gegen den Westen. Eine Freundschaft, die keine Grenzen kenne. Doch China geht und ging es nie um Russland – China geht es um den Aufstieg Chinas. Immer.

Präsident Xi Jinping versucht deshalb auch im Ukraine-Krieg, die besten Konditionen für sein Land der Mitte auszuhandeln. Und könnte damit sehr erfolgreich sein. Nicht ohne Grund wirbt China für eine Kompromisslösung und unterstreicht immer wieder, dass die "Sicherheitsbedürfnisse" beider Länder respektiert werden müssten. Gleichzeitig beteiligt sich Xi aber nicht an Sanktionen gegen Russland.

Ein schwaches Russland ist Chinas Chance

China ist zwar an einem Ende des Krieges gelegen, aber das muss nicht schnell kommen. Denn: China würde von einem geschwächten Russland profitieren.

Die aktuellen Sanktionen treffen die russische Wirtschaft hart. Viele westliche Konzerne haben ihr Geschäft aus Protest gegen den Ukraine-Krieg in Russland niedergelegt – manche bereits langfristig, etwa die Energiefirmen Shell oder BP.

Viele russische Firmen dagegen sind laut den führenden Ratingagenturen nur noch Ramsch. Und der Rubel? Nur im eigenen Land noch etwas wert.

Dabei war die russische Wirtschaft bereits vor den jüngst verhängten Sanktionen angeschlagen. Die Strafen, die der Westen 2014 nach der Annexion der Krim erlassen hat, haben das Wachstum bereits deutlich gebremst. Und solange der Krieg herrscht, dürfte sich die Abwärtsspirale weiterdrehen.

China setzt auf den Balanceakt

Als sicher gilt: In dieser Zeit fasst vermutlich selbst China Russland nicht mit der Kneifzange an. Die Sorge, auch etwas von dem Schmutz abzubekommen, wenn man zu nah am "Freund" steht, scheint groß zu sein.

So groß, dass der chinesische Botschafter in den USA in einem Gastbeitrag in der "Washington Post" mit äußerst versöhnlichen Worten dafür wirbt, keine Sanktionen gegen China zu erlassen. Der Grund ist offensichtlich: China wurde von mehreren Experten als mögliche Zuflucht für Russland gehandelt, um die Sanktionen zu umgehen. Die USA fanden daher in der jüngsten Vergangenheit deutliche Worte der Warnung gegenüber China.

Doch China hat Geduld. Das bewies das Land schon mehrfach – seine Staatsspitze denkt strategisch. Solange Russland sein Gesicht in dem Konflikt nicht gänzlich verliert, gewinnt China. Xi und seine kommunistische Führungsriege müssen nur lange genug den Tanz auf dem Seil aushalten: dem Westen Frieden und Ausgleich suggerieren, gleichzeitig Russland ein wenig Unterstützung.

Russland bleibt nur eine Abhängigkeit

Denn egal, wie der Krieg ausgeht: Das Tischtuch zwischen dem Westen und Russland ist zerrissen. Russland werde alles tun, um nie wieder vom Westen abhängig zu sein, betonte etwa der russische Außenminister Lawrow nach den Sanktionen der EU, der USA und Großbritanniens.

Doch die Russen sind keine Weltmacht mehr – so sehr sie es sich auch wünschen mögen. Dem Land bleibt nur noch eine Abhängigkeit, nachdem es so brutal und offensichtlich mit dem Westen gebrochen hat: China.

Präsident Xi muss folglich nur warten, bis sein Land wieder gefahrlos mit Russland handeln kann, ohne von westlichen Sanktionen bedroht zu werden. Dann kann er günstig die Lücken füllen, die der Westen hinterlassen hat, etwa in den Energiekonzernen oder auch im Technikbereich.

Russlands Vorzüge für China sind endlich

Wenn China diesen Drahtseilakt erfolgreich absolviert, hat Xi alle Handelsmöglichkeiten – Russland dagegen hat nur noch China. Bereits nach den Sanktionen 2014 musste sich Russland vermehrt China zuwenden. Die Machtbalance zwischen den Ländern dürfte in Zukunft noch weiter aus den Fugen geraten, denn was Russland China zu bieten hat, ist endlich.

Das Land versorgt China mit Gas und Öl und exportierte in der Vergangenheit vor allem Waffen an seinen Nachbarn. Doch China gibt sich nicht zufrieden damit, Expertise zu importieren. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist dafür bekannt, zu kopieren, zu lernen und eigenständig zu werden.

Zudem sind die Zeiten fossiler Energieträger gezählt – Russlands Verhandlungsbasis schrumpft mit jedem Liter Öl, der die Erde verlässt. Langfristig hat es China wenig zu bieten und könnte damit immer tiefer in die Abhängigkeit geraten.

Das wichtigste Asset ist die Landmasse Russlands, direkt vor der chinesischen Grenze. Mit einem abhängigen Russland würde China plötzlich über eine geopolitische Macht verfügen, die Europäer und Amerikaner erschrecken muss. Bedenkt man dazu, wie die Chinesen die afrikanischen Länder ebenfalls in den wirtschaftlichen Sog ziehen, ergibt sich eine gänzlich neue Weltordnung.

Dafür muss China nur eines tun: warten.

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