Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Spezielle Anleihen Wo es jetzt noch Zinsen oberhalb der Inflationsrate gibt
Die Inflation steigt immer weiter. Das ist nicht nur für Verbraucher ein Problem, auch Sparer erleiden hohe Verluste. Wie Sie sich gegen die Inflation absichern und sogar noch Zinsen bekommen.
Wenn die Tankfüllung zum Luxus und die geheizte Wohnung gefühlt unbezahlbar wird, dann ist das Inflation. Die Verbraucherpreise sind im Oktober um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen – der höchste Stand seit 28 Jahren.
Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger leisten können als zuvor. Besonders viel bezahlen mussten die Menschen in Deutschland im Oktober für Energie, die sich innerhalb eines Jahres um 18,6 Prozent verteuerte, heißt es beim Statistischen Bundesamt.
Doch die Teuerung trifft Sie nicht nur als Verbraucher, sondern auch als Sparer. Die Zinsen sind bereits seit einigen Jahren homöopathisch niedrig. Im Grunde haben die Notenbanken sie abgeschafft.
Ein neuer Negativrekord beim Realzins
In der Folge sinkt die Nominalverzinsung des Geldvermögens, also von Spareinlagen, Rentenpapieren (Anleihen) oder Versicherungen, seit Jahren immer weiter. Lag die Durchschnittsverzinsung dieser Anlagen zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts noch bei knapp zwei Prozent, werden in diesem Jahr gerade noch 0,6 Prozent erreicht.
Gepaart mit der hohen Inflation bedeutet das für Sie als Sparer, dass Sie Geld verlieren. Natürlich bleibt die Summe auf Ihren Sparkonten nominal unverändert, wenn Sie kein Geld abheben. Aber die Kaufkraft schwindet, und zwar deutlich.
Denn der Realzins, also die Rendite abzüglich Inflation, ist negativ. Dieser negative Realzins wird in diesem Jahr voraussichtlich einen neuen Negativrekord von minus 2,3 Prozent erreichen, prognostizieren die Experten der DZ Bank.
Traum von Renditen oberhalb der Inflation
Der Schaden ist extrem. "Bezogen auf das verzinsliche Geldvermögen der privaten Haushalte in Höhe von 5,1 Billionen Euro bedeutet das einen Wertverlust von über 116 Milliarden Euro beziehungsweise durchschnittlich rund 1.400 Euro pro Kopf der Gesamtbevölkerung", schreiben die Experten. Eine erschreckende Zahl!
Die Börsenexpertin
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Zuletzt ist ihr jüngstes Buch "Warum wirklich jeder entspannt reich werden kann" erschienen. Bei t-online schreibt sie alle zwei Wochen über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
Grundsätzlich sollte es Ihr Ziel sein, diesen Wertverlust aufzuhalten. Das schaffen Sie, indem Sie eine Rendite erzielen, die oberhalb der Inflationsrate liegt. Das ist bei aktuell 4,5 Prozent natürlich gar nicht so einfach.
Eine Beimischung von Aktien würde helfen, denn Aktien bieten bei breiter Risikostreuung langfristige Renditen von sechs bis acht Prozent und sind ein wichtiger Rendite-Booster – auch für Ihre Altersvorsorge. Viele eher sicherheitsorientierte Privatanleger scheuen aber risikoreichere Anlageformen, auch wenn die Renditechancen besser sind.
Anleihen mit Inflationsschutz als Lösung
Staats- und Unternehmensanleihen sind für sie oft auch keine Alternative. Denn wer hier etwas höhere Renditen erzielen will, muss ebenfalls stärker ins Risiko gehen und Schuldverschreibungen von Staaten und vor allem Unternehmen mit schwächerer Bonität kaufen. Sicherheitsorientierte Anleger wollen dieses Risiko aber nicht eingehen und investieren deshalb nicht in Papiere von Emittenten mit schlechteren Ratings.
Aber es gibt einen Ausweg aus der Misere: inflationsindexierte Anleihen. Diese Papiere bieten einen integrierten Inflationsschutz. Im Prinzip sind sie wie normale Rentenpapiere konstruiert.
Während der Laufzeit erhalten Sie regelmäßige Kupon-, also Zinszahlungen, am Laufzeitende wird der Nominalwert erstattet. Das Besondere: Beide Bestandteile werden entsprechend der Inflationsrate angepasst.
Fällt die Inflation wieder, sind normale Anleihen besser
Bei einer Anleihe mit Inflationsbindung erhöht sich Jahr für Jahr der Nominalwert, was sich sowohl auf die Zahlung bei Fälligkeit auswirkt als auch auf die Kupons. Als Maßstab für die Inflationsrate dient in der Regel der offizielle nationale Index. Solche Bonds werden überwiegend von Staaten und eher selten von Unternehmen ausgegeben.
Als Anleger profitieren Sie von diesen Papieren, wenn die Teuerungsrate künftig höher ist als erwartet. Ist sie niedriger, ist der Kauf einer normalen Anleihe lukrativer. Wichtig ist auch, wie sich die Konjunktur entwickelt. Inflationsindexierte Anleihen sind vor allem in Phasen der Erholung bei steigender Inflation attraktiver als normale Anleihen.
- Inflationsgeschützte Anleihen: Was genau ist das eigentlich?
Stagniert die Wirtschaft bei sinkender Inflation, haben normale Bonds die besseren Renditechancen. Im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen sind die inflationsgeschützten risikoärmer, denn das Inflationsrisiko ist ausgeschaltet. Eine Beimischung dieser Anlageklasse, kann im aktuellen Umfeld also Sinn machen.
Gute Renditen mit Linkern
Sie können mit aktiv gemanagten Anleihefonds oder börsengehandelten Indexfonds auf diese Anlageklasse setzen. Da die Zinsen in dieser Anlageklasse aber niedrig sind, sollten Sie auf die Kosten achten. Dabei punkten ganz klar ETFs.
Es gibt zahlreiche börsengehandelte Indexfonds, mit denen Sie auf inflationsindexierte Anleihen setzen können. Der größte Markt für diese Anlageklasse sind die USA. US-Treasury Inflation-Protected Securities, kurz TIPS, sind dort sehr gefragt. Mögliche ETFs wären der iShares TIPS (USD) , der iShares USA TIPS EUR Hedged , der SPDR Bloomberg Barclays US TIPS oder der Tabula US-Enhanced-Inflation . Die Rendite der ETFs lag auf Sicht von einem Jahr zwischen knapp vier und gut sieben Prozent.
ETFs auf europäische Linker, wie die Papiere auch heißen, gibt es ebenfalls einige, unter anderem den Amundi Euro Inflation DR , den iShares Euro Inflation Linked Government Bond oder den Lyxor Euro Government Inflation Linked Bond .
Schon die "normale" Teuerung ist ein Problem
Gut acht Prozent haben diese Indexfonds binnen einen Jahres zugelegt. Wenn Sie lieber weltweit investieren möchten, wäre der Anleger Xtrackers II Global Inflation-Linked Bond Hedged eine Möglichkeit. Hier liegt das Kursplus auf Jahressicht bei sechs Prozent.
Bei globalen oder US-amerikanischen Indizes empfehlen Experten übrigens eine Währungsabsicherung – zu erkennen am Zusatz "Hedged" –, da Wechselkursbewegungen, beispielsweise zwischen Euro und Dollar, die Wertentwicklung mitbestimmen. Allerdings können sich Devisenschwankungen auch positiv auswirken.
Die Sorge, dass die Inflation am Kapital knabbert, ist bei diesen ETFs auf jeden Fall unbegründet. Ob die Inflationsraten in Deutschland und den USA hoch bleiben oder ob der rasante Anstieg ein vorübergehendes Phänomen ist, wird sich zeigen. Zielmarke der Europäischen Zentralbank ist eine Inflationsrate von rund zwei Prozent. Auch das wäre ein Problem für Sparer.
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