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Trump und der US-Handelskrieg: Wie Anleger auf Zölle klug reagieren


"Akt der Kriegsführung"
Zollstreit an den Börsen: Wie Anleger jetzt klug reagieren


04.03.2025 - 16:33 UhrLesedauer: 5 Min.
Donald Trump: Der US-Präsident wird seine Versprechungen nicht einhalten können, vermutet John Rapley.Vergrößern des Bildes
Donald Trump: Die US-Regierung beschließt Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China – die betroffenen Länder reagieren mit Gegenzöllen. (Quelle: Evan Vucci/AP/dpa)
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Die Börsen sind nervös: Neue Zölle drohen, und Anleger fürchten fallende Kurse. Doch bedeutet ein Handelskonflikt automatisch Verluste? Wie Sie Ihr Portfolio schützen und klug investieren.

Donald Trump greift erneut zur wirtschaftlichen Brechstange: Zölle auf Autos, Technologie und Agrarprodukte sollen ausländische Waren verteuern. Die Reaktionen der Märkte sind heftig, die Unsicherheit wächst. Was bedeutet das für Sie als Anleger? Sind die drohenden Handelsbarrieren ein echtes Risiko – oder vielleicht sogar eine Chance?

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Handelskrieg beginnt

Seit Dienstag gelten für die Einfuhr in die USA 25-Prozent-Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko, während bestehende Zölle auf chinesische Waren von zehn auf 20 Prozent steigen. Die betroffenen Länder reagierten mit Vergeltungszöllen auf US-Exporte.

Kanada erhebt 25-Prozent-Zölle auf US-Waren im Wert von 20,7 Milliarden Dollar und droht mit weiteren Maßnahmen. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum kündigte ebenfalls Vergeltung an. China plant ab dem 10. März Zölle auf US-Importe wie Fleisch, Getreide und Milchprodukte sowie Export- und Investitionsbeschränkungen gegen US-Firmen.

Insgesamt sind Waren im Wert von 2,2 Billionen Dollar betroffen. Trump begründet die Zölle mit mangelnder Kooperation der drei Länder im Kampf gegen den Drogenhandel und will zugleich US-Unternehmen zur Produktion im Inland bewegen.

Die Finanzmärkte reagierten negativ auf die neuen US-Zölle. Der Dax fiel um rund 2,5 Prozent im laufenden Handel, während der Index europäischer Autohersteller und Zulieferer knapp vier Prozent einbüßte.

US-Zölle auf Importe aus China, Kanada und Mexiko führten im Handel zur Eröffnung auch zu Verlusten an den US-Börsen. Nach neuen US-Sonderzöllen gegen China, Kanada und Mexiko wächst die Sorge vor einem Handelskrieg. "Es gibt Befürchtungen, dass die Zölle Wirtschaft und Märkte stark belasten könnten", sagte Larry Tentarelli, Chefstratege beim Analysehaus Blue Chip Daily. Besonders betroffen dürften der Industriesektor, kleine Unternehmen und hoch bewertete Tech-Konzerne sein.

Auch internationale Währungen gerieten unter Druck: Der mexikanische Peso fiel auf den tiefsten Stand seit 2022, und der kanadische Dollar verlor weiter an Wert. Experten warnen vor einer möglichen globalen Wirtschaftskrise, falls der Handelskrieg eskaliert.

Welche Konsequenzen Zollkonflikte haben

Die US-Regierung unter Donald Trump nutzt Zölle nicht nur als politisches Druckmittel, sondern greift damit auch massiv in die Wirtschaft ein. Höhere Importkosten treffen Unternehmen, die auf internationale Lieferketten angewiesen sind.

US-Autobauer wie Ford oder GM müssen plötzlich mehr für Bauteile zahlen oder ihre Fahrzeuge in den USA teurer produzieren. Alternativ können die Unternehmen die Mehrkosten an die Verbraucher weitergeben, was die Autos für die Kunden teurer macht und gleichzeitig die Nachfrage senkt.

Doch nicht nur die US-Automobilbranche gerät durch Zölle und Gegenzölle unter Druck. Bereits vor den Zollankündigungen mussten europäische Automobilhersteller wie Volkswagen, Mercedes-Benz und Porsche deutliche Kursverluste hinnehmen. Ein Handelskrieg könnte die Exporte in wichtige Automärkte empfindlich treffen, sind sich Analysten und Ökonomen einig.

Auch der Technologiesektor leidet: Nvidia, Apple oder Intel importieren viele Bauteile aus China. Werden diese mit Zöllen belegt, steigen die Produktionskosten. Unternehmen geben die höheren Preise oft an die Verbraucher weiter, was die Nachfrage dämpft und die Margen belastet – und genau das macht Investoren und internationale Anleger nervös. Geringere Margen und weniger Gewinn führen am Ende oft zu sinkenden Aktienkursen.

Zölle treiben Inflation an

Ein weiterer Effekt, den zusätzliche Zölle auslösen können, ist ein Anstieg der Inflation. Denn wenn viele Waren durch Zölle teurer werden, steigen die Verbraucherpreise, vorausgesetzt, die Unternehmen geben ihre höheren Produktionskosten an die Endkunden weiter – was jedoch zu erwarten ist.

Um die Inflation zu bekämpfen, müsste die US-Notenbank die Zinsen erhöhen, statt wie angekündigt einen weiteren Zinsschritt nach unten zu machen. Höhere Zinsen wiederum bedeuten, dass sich Unternehmen nur zu höheren Kosten finanzieren können, wenn sie Kredite aufnehmen und investieren wollen. Dies gilt insbesondere für wachstumsstarke Technologieunternehmen, die noch nicht profitabel wirtschaften, da sie häufig auf Investitionen angewiesen sind, um expandieren zu können.

Zölle als "Akt der Kriegsführung"

Value-Investor Warren Buffett bezeichnet die Zölle in der US-Zeitung "Barron's" als "Akt der Kriegsführung", da sie nicht nur wirtschaftliche Folgen haben, sondern auch geopolitische Spannungen verschärfen könnten. Seiner Meinung nach führen Handelskriege langfristig zu einer Destabilisierung der globalen Wirtschaft mit unvorhersehbaren Problemen für internationale Lieferketten. Buffett warnt davor, dass solche Maßnahmen nicht nur kurzfristige Marktverwerfungen auslösen, sondern auch das Vertrauen in die USA als Handelspartner schwächen könnten.

Donald Trump könnte als Nächstes die Europäische Union ins Visier nehmen. Besonders die deutsche Automobilbranche steht unter Druck, da bereits Sonderzölle auf europäische Fahrzeuge angedroht wurden. Diese könnten ab April in Kraft treten.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen kritisierte die US-Zölle scharf und warnte vor einer sich zuspitzenden Zollspirale mit negativen Folgen für Inflation, Preise und Investitionen. Deutschland unterstützt die Verhandlungsstrategie der EU-Kommission, lehnt aber eine zu defensive Haltung ab.

Warnung vor Marktabschwächung

Nach Einschätzung von Rolf Ehlhardt, Experte bei der Vermögensberatung I.C.M. Mannheim, befinden sich die US-Indizes S&P 500, Nasdaq und Co. derzeit in der Endphase ihrer Rallye. "Die Deepseek-Diskussion hat das Risiko der hohen Bewertung amerikanischer Technologiewerte aufgezeigt. Insgesamt müssen sich Anleger auf deutlich schwächere Aktienmärkte einstellen", so Ehlhardt.

Auch wenn Zölle und Handelskonflikte Unsicherheit an den Märkten hervorrufen, sollten Anleger Ruhe bewahren und nicht in Panik verkaufen. Kurseinbrüche sind oft kurzfristig, deshalb ist es wichtig, die langfristigen Auswirkungen auf das Portfolio zu analysieren.

Was bedeutet das für Ihr Aktien-Depot?

Grundsätzlich sollten Anleger den Aktienanteil am Gesamtportfolio nicht übertreiben, rät Andreas Görler, Vermögensverwalter und Experte für nachhaltige Investments bei Wellinvest-Pruschke. Wer alles auf "US-Big-Tech" gesetzt habe, dessen Buchgewinne schmelzen überproportional. Durch die lang anhaltende Rallye seien viele Anleger hier aber auch extrem weit voraus, so Görler.

Anleger sollten darauf achten, innerhalb des Aktiensegments Branchen zu finden, die von Zöllen nicht so stark betroffen seien, weil die jeweiligen Unternehmen sich auf den Binnenmarkt fokussieren. Eine breite Diversifikation des Portfolios helfe, Risiken zu minimieren. Defensive Aktien aus dem Gesundheitswesen, Versorger und Basiskonsumgüter seien weniger anfällig, während Gold und Rohstoffe als Absicherung gegen Inflation dienen könnten.

Auch Ehlhardt sieht Gold weiterhin als starkes Kaufargument, zumal östliche Zentralbanken massiv investierten, während westliche Investoren ihre Bestände seit 2020 um 30 Prozent reduziert hätten.

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Der Osten sauge das verfügbare Gold auf, wodurch es langfristig vom Markt verschwinde, während das wachsende Vermögen in China und Indien die Nachfrage weiter antreiben dürfte. Zudem seien die Goldreserven der Brics-Staaten mit nur fünf Prozent noch ausbaufähig, was den Preis weiter steigen lassen könnte.

Marktführer trotzen Krisen

Qualitätsaktien von Unternehmen mit hoher Preissetzungsmacht haben Vorteile, da sie höhere Kosten an die Kunden weitergeben können. Dazu gehören Marktführer mit unverzichtbaren Produkten wie Apple oder Microsoft. Langfristiges Investieren zahle sich aus, da sich die Börsen auch nach Handelskonflikten wieder erholen, sagt beispielsweise der Finanzmarktexperte Christian Röhl von Scalable Capital.

Ebenso zeigt eine Analyse der Capital Group, dass Anleger, die den Mut haben, an ihren langfristigen Plänen festzuhalten, oft belohnt werden, wenn sich die Märkte wieder erholen. Diese Perspektive wird durch historische Daten unterstützt, die zeigen, dass die Märkte nach Abschwüngen tendenziell länger andauernde und stärkere Erholungsphasen erleben.

Wenn der Gesamtmarkt fällt, ergeben sich laut Value-Investor Buffett sogar günstige Kaufgelegenheiten. Marktpanik kann unterbewertete Qualitätsunternehmen hervorbringen, die langfristig gute Renditen abwerfen.

Da Investitionen in Aktien, Fonds, ETFs und Edelmetalle langfristig den größten Wertzuwachs bringen, ist es in den meisten Fällen sogar besser, nichts zu tun, als kurzfristig Einzelwerte durch andere, vermeintlich sichere Einzelwerte zu ersetzen. Buffetts Kernratschlag bleibt: Wer in großartige Unternehmen investiere und langfristig denke, müsse sich über kurzfristige politische Störfeuer keine Sorgen machen.

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