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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rettung vor Entwertung Diese Wertpapiere sind auch bei Inflation sicher
Wenn die Preise steigen, verliert auch Ihr Vermögen immer mehr an Wert. Schließlich können Sie sich von Ihrem Ersparten weniger kaufen. Doch es gibt Wertpapiere, mit denen Sie Ihr Geld vor einer Inflation schützen können.
Inhaltsverzeichnis
Liegt Ihr Geld auf Sparbüchern oder Tagesgeldkonten mit niedrigen Zinsen, verliert es bei einer hohen Inflationsrate stark an Wert – Ihr Vermögen schrumpft. Um diese Entwertung Ihres Vermögens zu vermeiden, können Sie Ihr Geld auf verschiedene Formen anlegen.
Eine davon sind spezielle Anleihen, die die Inflationsrate ausgleichen, sogenannte inflationsgeschützte Anleihen. Unter Fachleuten werden diese Wertpapiere auch "Linker" genannt, da sie im englischen "inflation-linked bonds" heißen. Das Versprechen dieser Wertpapiere: Egal wie hoch die Inflationsrate ist – Ihr Geld wächst mit der Teuerung jederzeit mit. Doch auch bei dieser vermeintlich sicheren Geldanlage gibt es einiges zu beachten. t-online gibt den Überblick.
Was bedeutet inflationsgeschützt?
Bei einer Inflation steigen die Preise an. Sie zahlen dann beispielsweise im Supermarkt mehr fürs Gemüse oder das Benzin an der Tankstelle wird teurer. Wie stark sich diese Dinge verteuern, lässt sich durch die Inflationsrate ablesen. Steigen die Preise etwa um rund zwei Prozent im Jahr, so wie es die Europäische Zentralbank avisiert, wird gleichzeitig auch die Kaufkraft Ihres Geld zwei Prozent weniger wert, Ihr Vermögen schrumpft.
Inflationsgeschützt heißt in diesem Zusammenhang, dass die Anleihen die Inflationsrate über die Verzinsung mindestens ausgleichen, bestenfalls sogar noch etwas übertreffen, also etwa 2,1 Prozent Zinsen versprechen. Die Folge: Ihr Vermögen wächst also im gleichen Maß, wie die Preise teurer werden.
Wie funktionieren inflationsgeschützte Anleihen?
Herausgeber von inflationsgeschützten Anleihen sind in der Regel Staaten. Es handelt sich also um eine Variante von Staatsanleihen. Wie bei herkömmlichen Anleihen borgen Sie etwa dem deutschen Staat 1.000 Euro für einen Zeitraum von zehn Jahren. Jedes Jahr erhalten Sie dafür Zinsen.
Der Clou: Die Höhe der Zinsen ist nicht wie sonst üblich von vornherein festgelegt, sondern richtet sich Jahr für Jahr nach der Inflationsrate. Nach zehn Jahren zahlt Ihnen der Staat den geliehenen Betrag inklusive Zinsen zurück.
Gut zu wissen: Neben dem Begriff der inflationsgeschützten Anleihe gibt es auch die Begriffe inflationsgebundene Anleihe, inflationsindexierte Anleihe und inflationsindexierte Obligationen. Lassen Sie sich davon nicht verwirren, es handelt sich stets um dasselbe Produkt. Einziger wichtiger Unterschied: Obligationen haben in der Regel kürzere Laufzeiten als Anleihen.
Wie hoch sind die Zinsen bei inflationsgeschützten Anleihen?
Das kommt, wie oben erklärt, darauf an, wie hoch die Inflation innerhalb des Jahres ist. Im Detail errechnet sich der Zinssatz aus drei Teilen:
- dem Betrag, den Sie verleihen (Nennwert),
- der sogenannten Indexverhältniszahl sowie
- dem Kupon, einem festen Zinssatz.
Zinszahlung = Nennwert x Kupon x Indexverhältniszahl am Zinstermin
Für Deutschland lag der Kupon bei vergangenen Anleihen bei 0,10 Prozent. Für eine Einlage von 100 Euro bekämen Sie also jedes Jahr zehn Cent an Zinsen. Zu diesen zehn Cent kommt jetzt allerdings noch der Inflationsausgleich. Dieser berechnet sich nach dem harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) eines Jahres im Verhältnis zum Vorjahr. Bei einer Inflationsrate von zwei Prozent läge die Indexverhältniszahl damit bei 1,020. Somit bekämen Sie 100 Euro x 0,10 x 1,020 = 10,20 Euro an Zinsen im ersten Jahr.
Zusätzlich wird Ihr eingezahlter Betrag am Tag der Rückzahlung noch einmal mit der Indexverhältniszahl verrechnet, sodass Ihr Geld an die Inflation über die Jahre angeglichen ist. Bei 100 Euro mit zwei Prozent Inflation über drei Jahre beliefe sich die Rückzahlung auf 106 Euro.
So können Sie inflationsgeschützte Anleihen kaufen
Die Staatsanleihen können Sie an der Börse kaufen und verkaufen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung finden Sie hier. Der Kurs der Anleihe spiegelt allerdings nicht den tatsächlichen Kaufpreis wider. Dieser ist höher, da zusätzlich noch der Inflationsausgleich hinzukommt und die sogenannten Stückzinsen. Dabei werden die Tage gezählt seitdem die letzte Zinsausschüttung war.
Stückzins = Nennwert x Indexverhältniszahl x Kupon x (Anzahl Tage/365)
Anleihen haben eigentlich eine festgelegte Laufzeit. Durch den Handel an der Börse können Sie Anleihen aber auch vor dem Ende wieder verkaufen. Doch Achtung: Der Kurs der Anleihe ändert sich. Das heißt, bei vorzeitigem Verkauf kann der Wert auch unter den ursprünglichen Nennwert sinken. Sie sollten deshalb einen geeigneten Zeitpunkt zum Verkauf abpassen.
Wenn viele Menschen mit dem Anstieg der Inflation rechnen, steigt die Nachfrage nach inflationsgeschützten Anleihen und mit ihr der Preis. Wird ein Rückgang der Inflation erwartet, verkaufen viele ihre Anleihen wieder, der Preis an der Börse fällt.
Welche Risiken haben inflationsgeschützte Anleihen?
Die Zinsen bei inflationsgeschützten Anleihen sind in der Regel niedriger als bei Anleihen ohne diese Absicherung. Deshalb können normale Anleihen einen höheren Wertzuwachs versprechen. Steigt die Inflation allerdings über diesen festen Zins hinaus, verlieren Sie Geld.
Höhere Erträge können Sie auch erwirtschaften, wenn Sie Ihr Geld nicht einem wirtschaftlich sicheren Staat wie Deutschland leihen, sondern Staaten mit größeren finanziellen Problemen. Ratingagenturen wie Moody's, Fitch und Standard&Poor's bewerten dazu Staaten auf ihre Kreditwürdigkeit. Der Nachteil bei einem Investment in diese Anleihen ist das Risiko, dass ein Staat Ihnen Ihr Geld nicht zurückzahlen kann.
Wann lohnen sich inflationsgeschützte Anleihen?
Ob Sie besser Anleihen mit festem Zins oder inflationsgeschützte Anleihen kaufen, lässt sich mit der sogenannten Break-even-Inflationsrate berechnen. Dabei vergleichen Sie die Anleihe mit Inflationsausgleich und eine Anleihe ohne Inflationsausgleich bei gleicher Laufzeit.
Break-Even-Inflationsrate = ((1 + Kupon einer normalen Anleihe) ÷ (1 + Zins der inflationsgeschützten Anleihe)) – 1
Der Wert, den Sie erhalten gibt an, bei welcher Inflationsrate beide Papiere Ihnen den gleichen Ertrag bringen. Rechnen Sie in den kommenden Jahren mit einer höheren Inflationsrate, ist eine inflationsgeschützte Anleihe besser.
Gehen Sie von einer niedrigeren Rate aus, kann sich die klassische Anleihe eher lohnen. Wie hoch die Inflation dann aber in der Zukunft tatsächlich ausfällt, lässt sich nicht vorhersagen.
- Bundesfinanzagentur: Inflationsindexierte Bundeswertpapiere
- Eurostat: HVPI - Jährliche Daten
- Manager Magazin: "Linker" - diese Wertpapiere schützen vor Inflation
- FAZ: Die Tücken der „Linker“