Inflation und Energiekrise EZB könnte Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte prüfen
Die EZB könnte den Leitzins in ihrer Sitzung am Donnerstag stärker anheben als bislang erwartet. Die Zentralbank geriet zuletzt immer stärker unter Druck.
In der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es laut informierten Kreisen Überlegungen zu einer stärkeren Zinsanhebung. Anstatt wie bisher signalisiert die Leitzinsen am Donnerstag erstmals seit elf Jahren um 0,25 Prozentpunkte anzuheben, könnte man sich auch zu einem größeren Zinsschritt um 0,5 Punkte entschließen.
Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag mit Bezug auf informierte Personen. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme mit Verweis auf die Ruhephase der Bank ab.
Doch bereits die Aussicht auf eine Zinserhöhung um möglicherweise 50 Basispunkte treibt den Euro an. Die Gemeinschaftswährung legte nach der Meldung um ein Prozent auf 1,0245 Dollar zu. Zuletzt war die Gemeinschaftswährung kurzzeitig sogar unter den Wert von einem Dollar gefallen.
Inflation im Euroraum schnellt weiter hoch
Hintergrund der möglichen Überlegungen zur stärkeren Zinsanhebung ist laut Insidern die hohe Inflation in der Eurozone, die sich gegenwärtig auf Rekordniveau von 8,6 Prozent bewegt. Verantwortlich für die steigenden Preise sind vor allem der Ukraine-Krieg und die Drosselung der russischen Gaslieferungen, die Erdgas stark verteuert haben.
Die Erhöhung des Leitzinses dürfte daran zwar nichts ändern. Manche Experten warnen deshalb vor einer zu starken Anhebung des Zinssatzes durch die EZB, weil das die Wirtschaft zusätzlich belasten könnte.
Zinspolitik der Fed schwächt den Euro zusätzlich
Zugleich gerät die EZB durch die Anhebung des Leitzinses in den USA unter Druck. Im Vergleich zu den europäischen Währungshütern agiert die US-Notenbank Fed weniger zögerlich. Im Juni hob sie den Zinssatz um 0,75 Prozentpunkte an, für die nächste Sitzung am 27. Juli wird eine ähnlich kräftige Anhebung erwartet.
Die Hoffnung der US-Notenbanker: die Inflation von zuletzt 9,1 Prozent in Amerika zu bremsen. Das Problem für Europa und Deutschland dabei: Der Dollarkurs wird dadurch nach oben getrieben, der Euro hingegen fällt. Rohstoffe wie etwa Öl, die in Dollar gehandelt werden, werden für Länder des Euroraums dadurch teurer, die sogenannte "importierte" Inflation verstärkt sich.
- Nachrichtenagenturen dpa-AFX Reuters
- Eigene Recherche