Laut Experten Mega-Stau vor Shanghai sorgt für drastische Lieferprobleme
In Shanghai, im größten Containerhafen der Welt, stauen sich Hunderte Schiffe. Allianz-Experten warnen vor gravierenden Folgen für die weltweiten Lieferketten. Die Lage werde sich in den nächsten Monaten kaum beruhigen.
Der Megastau im größten Containerhafen der Welt in Shanghai wird die weltweiten Lieferketten nach Einschätzung von Schifffahrts-Experten der Allianz noch monatelang durcheinanderbringen. Der Corona-Lockdown in der chinesischen Millionenmetropole legt den Hafen weitgehend lahm. "Das kann nicht schnell gelöst werden", sagte Justus Heinrich, der bei der Allianz-Tochter AGCS weltweit für Schiffskasko zuständig ist.
Es werde mindestens ein bis drei Monate dauern, bis man die Lage in den Griff bekomme. Dabei erlebe die Schifffahrt derzeit ohnehin eine noch nie dagewesene Überlastung der Häfen, deretwegen Crews und Hafenpersonal unter großem Druck stünden.
Die Industrie leidet seit dem Beginn der Corona-Pandemie unter teilweise großen Verzögerungen bei der Belieferung mit Rohstoffen und Zulieferteilen. Schiffscontainer seien knapp – davon fehlten Millionen, sagte Heinrich bei der Vorstellung der jährlichen Schifffahrtsstudie der Allianz.
Wie viele Schiffe sich aktuell vor dem Hafen von Shanghai stauen, sehen Sie auf dieser Grafik der Plattform Vesselfinder:
Auch Ifo-Chef Clemens Fuest sieht gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft, wie er zuletzt t-online im Interview berichtete. "Sperrt die chinesische Regierung auch Peking ab, würden sich die Produktionsunterbrechungen ausweiten." Neben dem Ukraine-Krieg sei Corona nach wie vor das zweite große Konjunkturrisiko für Deutschland.
Auch Folge des Ukraine-Krieges
Der Branchen-Boom führe dazu, dass auch Nicht-Containerschiffe zum Transport der Metallboxen eingesetzt würden, alte Schiffe länger genutzt und Wartungsintervalle nicht eingehalten würden, so Allianz-Experte Heinrich. Das berge Risiken – und nun komme noch der Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen hinzu. Im Schwarzen Meer seien bereits Schiffe verloren gegangen, andere säßen in den Häfen in der Ukraine fest.
Für Schiffe gibt es eine eigene Kriegsversicherung, die anders als die Kaskoversicherung einspringt, wenn Schiffe verloren gegeben werden müssen. Nach einer festgelegten Wartefrist von sechs bis zwölf Monaten können Schiffe, die nicht mehr aus den Häfen wegkommen, als Totalverlust deklariert werden.
Sorgen macht den Allianz-Experten auch ein mögliches Ölembargo gegen Russland. Wenn das Schweröl knapp werde, könnten Reeder gezwungen sein, andere, vielleicht minderwertige Kraftstoffe zu verwenden, die zu Schäden an der Maschine führten.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur Reuters