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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nettoeinkommen im Vergleich Interaktive Karte – Hier leben die reichsten Deutschen
Reiches Heilbronn, armes Gelsenkirchen: Die Einkommen in Deutschland variieren zum Teil erheblich. Eine interaktive Karte zeigt jetzt, über wie viel Netto jeder Mensch durchschnittlich in Ihrem Landkreis verfügt.
Dieter Schwarz ist ein Mann, der ungern im Rampenlicht steht. Der 82-jährige Eigner der gleichnamigen Schwarz-Gruppe, zu der die Supermarktketten Lidl und Kaufland gehören, gibt keine Interviews und taucht kaum bei öffentlichen Anlässen auf. Nicht einmal aktuelle Fotos gibt es deshalb von ihm.
Eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung jedoch rückt den Milliardär nun doch in den Fokus. Der Grund: Schwarz lebt in Heilbronn – und sorgt durch sein mutmaßlich sehr hohes Einkommen dafür, dass die Stadt statistisch gesehen der Ort in Deutschland ist, wo die Menschen das höchste Nettoeinkommen pro Kopf erzielen.
Im Schnitt kommt demnach jeder Heilbronner, auch dank Schwarz, auf ein jährliches Einkommen von 42.275 Euro – nach Abzug aller Steuern und Abgaben, wohlgemerkt. Pro Monat entspricht das einem Nettoeinkommen von 3.523 Euro.
Auf Platz zwei des Deutschland-Rankings folgt der Landkreis Starnberg, wo unter anderem eine Reihe gut bezahlter Fußballspieler des FC Bayern wohnen. Hier liegt das Pro-Kopf-Nettoeinkommen bei 38.509 Euro. Der Landkreis Miesbach, ebenfalls südlich von München, landet mit 35.599 Euro auf dem dritten Platz.
Duisburg und Gelsenkirchen auf den letzten Plätzen
Zum Vergleich: Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 23.706 Euro im Jahr oder 1.975 Euro im Monat. Auf den letzten beiden Plätzen der insgesamt 401 Landkreise liegen mit Duisburg (17.741 Euro) und Gelsenkirchen (17.015 Euro) zwei Orte im Ruhrgebiet. Hier sind die Nettoeinkommen im Schnitt nicht einmal halb so hoch wie in den Spitzen-Landkreisen.
Und wie schneidet Ihr Landkreis ab? Finden Sie in unserer interaktiven Karte heraus, wie hoch das jährliche Nettoeinkommen pro Kopf bei Ihnen vor Ort ist:
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Die WSI-Forscher haben für ihre Studie die aktuellsten verfügbaren Daten aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Länder für 2019 analysiert. Ein weiteres Ergebnis ihrer Untersuchung:
Das Einkommensgefälle von West nach Ost ist mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung nicht verschwunden. So gibt es laut WSI in den neuen Ländern mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark (24.127 Euro) nur einen Kreis, in dem das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen den Durchschnitt für die Bundesrepublik überschreitet.
Nord-Süd-Gefälle in den alten Bundesländern
In den alten Ländern bestehe zudem ein Nord-Süd-Gefälle. Im Durchschnitt liege das Pro-Kopf-Einkommen in Bayern und Baden-Württemberg etwa 2.600 Euro höher als im übrigen Westdeutschland, berichteten die Forscher.
Die Auswirkungen der Unterschiede beim verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen werden laut WSI allerdings durch staatliche Umverteilung mithilfe von Steuern und Sozialleistungen etwas verringert. Das gilt zum Teil auch zwischen den Regionen.
So gibt es der WSI-Auswertung zufolge 25 Landkreise, in denen die verfügbaren Einkommen durch die Umverteilung durch Steuern und Abgaben einerseits sowie staatlicher Transferzahlungen andererseits steigen. Beispiel: der Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, wo vergleichsweise viele ältere Menschen leben, die Renten beziehen. Hier liegt das Jahres-Nettoeinkommen nach der Umverteilung 175 Euro höher als vorher.
Lebenshaltungskosten unterscheiden sich ebenfalls
"Die Analyse zeigt, dass das System staatlicher Abgaben und Transfers, zu denen etwa Kindergeld, Arbeitslosengeld oder Rentenzahlungen zählen, einen erheblichen Beitrag zur Angleichung der Einkommen in der Bundesrepublik leistet", erklären die WSI-Forscher. Dies trage auch dazu bei, dass die Lebensverhältnisse in Deutschland regional nicht noch deutlich weiter auseinandergingen.
Außerdem trägt das regional unterschiedliche Preisniveau der Studie zufolge unter dem Strich ebenfalls zu einer gewissen Angleichung der Einkommen bei. Regionen mit hohem Einkommen hätten tendenziell auch höhere Mieten und sonstige Preise. "Die Leute haben dann zwar mehr Geld im Portemonnaie, können sich aber nicht in gleichem Maße mehr leisten", sagt WSI-Wissenschaftler Toralf Pusch.
Unter dem verfügbaren Einkommen verstehen die Wissenschaftler das Primäreinkommen, also die Summe der Einkommen aus Vermögen und Erwerbstätigkeit, minus Sozialbeiträge, Einkommensteuern, Vermögensteuern und sonstige direkte Abgaben. Dazu rechnen sie Sozialleistungen und sonstige öffentliche Transfers.
Zudem werden etwa Leistungen wie Kfz- oder Haftpflichtversicherungen hinzugezählt. Im Ergebnis steht das am Wohnort verfügbare Einkommen der privaten Haushalte, das für Konsum verwendet oder gespart werden kann. Schließlich wurde das verfügbare Einkommen durch die Gesamtbevölkerung dividiert, um das Pro-Kopf-Einkommen zu erhalten.
- Pressemitteilung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts
- Daten des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa