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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Länder kippen Regelung Shoppen ohne 2G? – "Händlern fiel Stein vom Herzen"
Hessen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern: Immer mehr Länder wollen die 2G-Regel im Einzelhandel abschaffen. t-online hat in den Bundesländern nachgefragt, in denen die Regel bereits gekippt ist.
Hessen und Schleswig-Holstein haben bereits beschlossen, die 2G-Regel für den Einzelhandel ab kommender Woche abzuschaffen. Am Donnerstagnachmittag kündigte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ebenfalls Änderungen an. Damit kommen die Länderchefs Forderungen aus dem Handel nach, den Zugang zu Geschäften nicht länger nur Geimpften und Genesenen vorzubehalten.
In mehreren Bundesländern hatten bereits die zuständigen Gerichte die Regelung gekippt. In Niedersachsen, Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland ist das Einkaufen ohne Impf- oder Genesenennachweis bereits wieder erlaubt.
Doch sorgt das wirklich dafür, dass die Kunden wieder verstärkt in die Läden strömen – steigern die Händler dadurch ihre Umsätze? t-online hat sich im Handel umgehört, ob die Lockerungen die erhoffte Erholung gebracht haben.
Händlern "fiel ein Stein vom Herzen"
In Niedersachsen wurde die 2G-Regel bereits am 16. Dezember vom Oberverwaltungsgericht Niedersachsen gekippt. Den "betroffenen Händlerinnen und Händlern im Non-Food-Bereich fiel tatsächlich ein Stein vom Herzen", sagt Mark Alexander Krack, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen.
Denn die Einführung der 2G-Regel fiel mitten ins Weihnachtsgeschäft. Durch die Entscheidung des Gerichts galt sie in Niedersachsen allerdings nur vier Tage. Ob weniger Kunden in dieser Zeit also direkt mit der Regelung zusammenhingen oder die steigenden Infektionszahlen ohnehin für mehr Zurückhaltung sorgten, sei daher unklar, so Krack.
"Kunden kommen aus anderen Bundesländern"
In der Hoffnung auf mehr Kundschaft seien "die Kaufleute froh über jedwede Erleichterungen, die – so bald wie möglich – eine Rückkehr in eine Einzelhandels-Normalität wie zu Zeiten vor Corona zulassen" dankbar. Das beschränke sich nicht nur auf den Einzelhandel, so Krack weiter, denn zwischen den Branchen gebe es Wechselwirkungen. Das heißt: Wenn die Regeln in Lebensmittelgeschäften, Boutiquen und Restaurants jeweils unterschiedlich sind, schreckt das Kunden ab.
Weniger Einschränkungen können auch Kunden aus anderen Bundesländern anlocken. Ein Verkäufer bei einem großen Sportgeschäft in Hannover, der seinen Namen nicht veröffentlicht lesen will, berichtet: "Wir erfragen an der Kasse die Postleitzahl der Kunden, da waren in den letzten Wochen deutlich mehr Leute aus Nordrhein-Westfalen dabei." Das Geschäft laufe gut, dennoch sei es insgesamt ruhiger als vor der Corona-Pandemie.
"Große Einbußen im Weihnachtsgeschäft"
Im Saarland galt die 2G-Regel noch bis in den Januar. "Das hat für große Einbußen im Weihnachtsgeschäft von 20 bis 50 Prozent gesorgt – vor allem in der Textilbranche", berichtet Fabian Schulz, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Saarland.
Als die Regel Ende Januar gekippt wurde, habe das zunächst für Chaos gesorgt. Denn gleichzeitig wurde eine FFP2-Maskenpflicht für Geschäfte und den öffentlichen Nahverkehr eingeführt – darauf seien viele Menschen nicht vorbereitet gewesen. Auch der Handel hatte zunächst Probleme, die entsprechende Menge an Masken bereitzustellen, so Schulz.
"Das lockt mehr Laufkundschaft"
Mittlerweile habe sich die Situation aber eingependelt und die Rückmeldung aus dem Handel sei positiv. "Es hat einen deutlichen Schub gegeben", sagt Schulz, ohne mit konkreten Umsatzzahlen dienen zu können. "Der Personalaufwand ist geringer und es bilden sich keine Warteschlangen vor den Geschäften mehr, um den Impfnachweis vorzuzeigen. Das lockt auch wieder mehr Laufkundschaft an." Dennoch lägen die Zahlen weiterhin unter dem Vor-Corona-Niveau
Doch nicht alle Händler sind euphorisch, so auch eine Verkäuferin in einer Damenboutique in der Saarbrücker Innenstadt, die ebenfalls anonym bleiben möchte. Sie habe bislang keine Veränderung bemerkt. Die Innenstadt sei weiterhin eher ruhig, mehr Kundschaft durch den Wegfall der 2G-Regel hat sie nicht zu verzeichnen. "Wir hoffen darauf, dass Deutschland bald ähnlich verfährt wie Dänemark und alle Einschränkungen fallen lässt", sagt sie im Gespräch mit t-online.
Seit dem 1. Februar müssen die Dänen an den meisten Orten keine Maske mehr tragen oder Impfnachweise vorzeigen. Ministerpräsidentin Mette Frederiksen berief sich auf die hohe Impfquote im Land, die diesen Schritt möglich mache. Auch in Großbritannien und Schweden wurden weitreichende Lockerungen beschlossen.
- Eigene Recherche
- Telefonat mit Fabian Schulz
- Anfrage an Mark Alexander Krack
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa-AFX