EU-Regelung Fluglinien befürchten Zehntausende Leerflüge
Reisebeschränkungen, Quarantäne und Sorgen vor Ansteckungen: Deutlich weniger Menschen fliegen aktuell. Doch viele Fluggesellschaften lassen ihre Maschinen dennoch starten. Das liegt auch an der EU.
Das Interesse und die Möglichkeiten zu Reisen sind durch die Corona-Pandemie eingeschränkt. Das merken vor allem Airlines. Doch die Maschinen stehen zu lassen ist für viele keine Option. Grund dafür sind strenge Regeln der EU-Kommission über die Vergabe von Start- und Landeplätzen.
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Allein die Lufthansa muss so in diesem Winter womöglich 18.000 leere oder fast leere Flüge starten lassen, so Lufthansa-Chef Carsten Spohr. "Während man in fast allen anderen Teilen der Welt klimaschonende Ausnahmeregelungen in der Zeit der Pandemie gefunden hat", erlaube die EU das "nicht in gleicher Weise", sagte er. Auch der Sommerflugplan sei in ähnlicher Weise betroffen.
EU-Kommission erhöht Slot-Nutzung
Das liegt an einer besonderen Regel: Fluggesellschaften müssen vorab Zeitnischen erwerben, um bestimmte Strecken fliegen und Flughäfen ansteuern zu dürfen. Unter den Airlines herrscht um diese sogenannten Slots dabei ein regelrechter Konkurrenzkampf. Denn es gilt die "use it or lose it"-Regel, die eine Auslastung von mindestens 80 Prozent der Slots vorsieht. Wer weniger nutzt, verliert den Zugriff darauf wieder.
Während der Corona-Pandemie hatte die Europäische Kommission den Wert zwischenzeitlich auf 25 Prozent gesenkt. Aktuell hat sie ihn auf 50 Prozent festgelegt. Bereits bei dieser Erhöhung warnten die Airlines vor Leerflügen, wie es sie ganz zu Beginn der Pandemie gegeben hatte.
Mit ihrem Beschluss vom 15. Dezember hat die EU-Kommission nun entschieden, dass Fluggesellschaften ab März sogar wieder 64 Prozent ihrer Slots nutzen müssen. Zur Begründung heißt es, man wolle damit auch die Verbraucher im Blick behalten. Der Flugverkehr habe bereits wieder 89 Prozent im Vergleich zu 2019 erreicht.
Eine Ausnahme gibt es: Für Strecken, die durch Corona-Maßnahmen stark betroffen sind, können Fluggesellschaften eine Nichtnutzung anmelden.
Deutsche Luftfahrt besonders betroffen
Im europäischen Vergleich hat die Corona-Krise den deutschen Luftverkehr im vergangenen Jahr besonders hart getroffen. Die Zahl der Flüge erreichte hierzulande mit 1,04 Millionen Starts und Landungen nur rund 50 Prozent des Vorkrisenjahres 2019, wie aus einer detaillierten Auswertung der Luftsicherheitsorganisation Eurocontrol hervorgeht.
Einen stärkeren Einbruch erlebten nur die Briten mit einem Rückgang um 63 Prozent auf 823.000 Flugbewegungen. In der Folge gehörten sowohl die deutschen Flughäfen als auch die Lufthansa Group zu den Verlierern des Jahres.
- Eigene Recherche
- aerotelegraph.com: "18.000 Leerflüge bei Lufthansa – EU-Kommission bleibt hart"
- RND: "Start- und Landerechte: Lufthansa muss "18.000 sinnlose Flüge" durchführen"
- Pressemitteilung der EU-Kommission vom 18.03.2020
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa