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Schlecker-Comeback? Patrick Landrock, der undurchsichtige Investor dahinter


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Patrick Landrock
Der undurchsichtige Investor hinter dem Schlecker-Comeback


Aktualisiert am 02.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine verlassene Schlecker-Filiale in Düsseldorf (Symbolbild): Investor Patrick Landrock plant im ersten Halbjahr 2022 zunächst die Onlinepräsenz der Drogeriekette auszubauen, danach sollen neue Geschäfte folgen.Vergrößern des Bildes
Eine verlassene Schlecker-Filiale in Düsseldorf (Symbolbild): Investor Patrick Landrock plant im ersten Halbjahr 2022 zunächst die Onlinepräsenz der Drogeriekette auszubauen, danach sollen neue Geschäfte folgen. (Quelle: Michael Gstettenbauer/imago-images-bilder)

Vor zehn Jahren kam für Schlecker das Aus: Nun will der Investor Patrick Landrock die Drogeriekette wiederbeleben. Was bisher über den Mann bekannt ist, lässt Zweifel an einem Erfolg des Vorhabens zu.

Einst war Schlecker die größte Drogeriekette Europas, doch im Jahr 2012 musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Es folgten Strafen gegen Anton Schlecker und seine Kinder sowie die Arbeitslosigkeit für die "Schlecker-Frauen" samt Fernsehverfilmung. Doch nun könnte es bald wieder Schlecker-Märkte in den Innenstädten geben. Der Investor Patrick Landrock hat sich die Markenrechte gesichert und verkündet, er wolle die Marke "noch größer, digitaler und innovativer" zurück an den Markt holen.

Dafür soll das Sortiment um Lebensmittel, Büro und Baumarktartikel erweitert werden. Darüber hinaus will er Schlecker zu einer Plattform für die Vermietung von Unterhaltungs- und Haushaltsgeräten ausbauen (t-online berichtete). Doch wer ist der Mann, der sich als Selfmade-Millionär präsentiert?

Strahlende Selbstdarstellung ist sein Ding

Der gebürtige Stuttgarter Landrock ist der Geschäftsführer des Unternehmens Kitzventure mit Sitz im österreichischen Kitzbühel. Auf der Unternehmensseite heißt es, Landrock habe bereits in seiner Jugend gegründet und verfüge über ein "gutes internationales Netzwerk".

Weiter heißt es in der Selbstdarstellung über den Firmenchef: "In seiner beachtlichen Karriere, die aber auch von Höhen und Tiefen gezeichnet ist". Daraufhin sei er mehrfach als einer der "härtesten, durchsetzungsstärksten und erfolgreichsten Unternehmer" bezeichnet worden. Das alles habe nicht nur "Millionen von Kunden erreicht", sondern ihm auch zu "einem sagenhaften Millionenvermögen verholfen". Auch in der Pressemitteilung zur Schlecker-Übernahme präsentiert sich Landrock als weltmännisch.

Kitzventure machte bislang vor allem durch durch die Übernahme der Marke des insolventen Modelabels Von Floerke auf sich aufmerksam. Das Start-up wurde durch die TV-Show "Die Höhle der Löwen" bekannt. Landrock leitet die neu gegründete GmbH, die mittlerweile neben Socken und Fliegen auch Corona-Schnelltests und Schutzkleidung vertreibt. Weitere Beispiele für Beteiligungen und Kunden finden sich auf der Seite von Kitzventure allerdings kaum. Veröffentlichungen erfolgten nach "freiem Ermessen", so das Unternehmen.

Unklar, wie erfolgreich er ist

Während Landrock im Interview mit dem "SWR" davon sprach, dass sein Unternehmen "Millionengewinne" einfahre, lassen Medienberichte daran Zweifel aufkommen. Im Jahr 2019 hat Kitzventure noch einen Verlust von 800.000 Euro verzeichnet. Im Folgejahr war es dann ein Plus von 515.000 Euro, bei rund 800.000 Euro Verbindlichkeiten.

Auf Nachfrage des "Business Insider" hieß es vom Unternehmen, dass die Verluste auf "unberechtigten Verfahren, welche den Geschäftsbetrieb behindert haben" zurückzuführen seien. Das Unternehmen werde 2021 "noch besser als das Vorjahr und sowohl mit einem höheren Millionenumsatz wie auch Millionengewinn abschließen".

Das Geld für den Schlecker-Aufbau sei gesichert. Nach Aussagen von Kitzventure bereitet Landrock diesen schon seit Jahren vor. Im ersten Halbjahr 2022 soll online gestartet und in der zweiten Jahreshälfte die ersten Filialen aufgebaut werden.

Der Onlinebereich des Vorhabens sei "komplett durchfinanziert", sagte Landrock dem "SWR". "Für die ganzen Filialgeschäfte stehen wir mit sehr starken Family-Offices und institutionellen Investoren in sehr fortgeschrittenen Gesprächen und gehen davon aus, dass wir im Januar, spätestens Anfang Februar zum Abschluss kommen." Der finanzielle Bedarf betrage mehrere hundert Millionen Euro, um ein Filialnetz aufzubauen.

Landrock geriet mehrfach mit Justiz aneinander

Der strahlenden Selbstdarstellung stehen verschiedene Justizprozesse gegenüber. Medienberichten zufolge muss Landrock sich aktuell vor dem Oberlandesgericht Innsbruck gegen den Vorwurf des schweren gewerbsmäßigen Betrugs behaupten. Kitzventure soll ab 2016 Kleinanleger mit hohen Zinsen umworben, aber das Totalverlustrisiko verschwiegen haben. Die Staatsanwaltschaft vermutet ein "Pyramidenspiel", auch Schneeballsystem genannt.

Durch dieses Modell soll ein Schaden von 176.000 Euro entstanden sein. Darüber hinaus sollen 658.000 Euro an Werbekosten und 136.000 Euro Anwalts- und Beraterkosten nicht bezahlt worden sein. Bei Schuldspruch drohen bis zu zehn Jahre Haft. Vor Gericht erschien Landrock im November mit mehreren Personenschützern und sagte zur eigenen Verteidigung aus. Dabei betonte Landrock, dass alle Anleger ihr Geld zurückbekommen hätten. Nach eigener Aussage rechnet er mit Freispruch.

Es ist nicht das erste Mal, dass Landrock und seine Firma mit der Justiz aneinandergeraten. 2020 ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen vermeintlichen "Sachwuchers" mit Corona-Schutzausrüstung – also dem gewerbsmäßigen Ausnutzen einer Zwangslage. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Verwendete Quellen
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