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Ifo-Konjunkturprognose: Darum kommt Deutschland so schlecht aus der Krise


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Konjunkturprognose
Das machen Deutschlands Nachbarn in der Wirtschaft besser


14.12.2021Lesedauer: 4 Min.
Eine Mitarbeiterin in einer Opel-Fabrik (Symbolbild): Vor allem die verarbeitende Industrie wurde von den coronabedingten Lieferkettenproblemen stark getroffen.Vergrößern des Bildes
Eine Mitarbeiterin in einer Opel-Fabrik (Symbolbild): Vor allem die verarbeitende Industrie wurde von den coronabedingten Lieferkettenproblemen stark getroffen. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Die Omikron-Variante treibt die Corona-Infektionen in die Höhe. Das belastet auch die Wirtschaft. Das ifo Institut hat deshalb jetzt seine Konjunkturprognose gesenkt. t-online erklärt, was das bedeutet.

Die deutsche Wirtschaft kommt langsamer wieder in Gang als erwartet. Das Münchner ifo Institut hat am Dienstag seine Konjunkturprognose für 2022 um 1,4 Prozentpunkte gesenkt und geht jetzt nur noch von einem Plus in Höhe von 3,7 Prozent aus. Die Erholungseffekte nach der Corona-Krise verschieben die Forscher damit ein Jahr nach hinten auf 2023.

Wie konnte es dazu kommen? Hieß es nicht, wir seien bislang mit einem blauen Auge davon gekommen, die deutsche Wirtschaft im ersten Corona-Jahr 2020 vergleichsweise gut durch die Krise gesegelt? Der "Patient Wirtschaft" ist, so scheint es, noch längst nicht über den Berg. Neben dem Infektionsgeschehen dämpfen auch Lieferprobleme und steigende Verbraucherpreise den Aufschwung. Und die Omikron-Variante könnte ebenfalls noch einmal Probleme bereiten.

Wie beeinflusst die vierte Welle die Wirtschaft?

Wegen der Corona-Mutation ist ein abermaliger Anstieg der Infektionszahlen sehr wahrscheinlich. Das bringe auch neue Risiken für die Wirtschaft mit sich, so ifo-Präsident Clemens Fuest bei der Vorstellung der Konjunkturprognose am Dienstag.

Das zeige sich schon jetzt, in der vierten Welle der vergangenen Wochen: Zum einen würden viele Menschen bei höheren Inzidenzen vorsichtiger. Viele würden seltener Einkaufsstraßen und Restaurants besuchen. Zum anderen machten hohe Inzidenzen wieder Einschränkungen nötig.

"Es sind allerdings nicht die 2G- und 3G-Maßnahmen, die die Wirtschaft belasten", betonte er. "Sie schützen die Gesundheit und stützen damit auch die Wirtschaft." Die Maßnahmen verkürzten die Pandemie und ermöglichten sicheren Konsum.

Hier habe die Politik – auch bedingt durch den Regierungswechsel – in den vergangenen Wochen geschlafen. So habe sich überhaupt die vierte Welle aufbauen können, vor der das Robert Koch-Institut zuvor gewarnt hatte. Das schlage sich nun auch in der Wirtschaft nieder.

Wieso steht Deutschland schlechter da als andere Länder?

Das hängt laut ifo Institut vor allem damit zusammen, dass die deutsche Wirtschaft international so stark vernetzt ist – und vergleichsweise viel aufs verarbeitende Gewerbe angewiesen ist, etwa auf den Autobau. "Die anhaltenden Lieferengpässe und die vierte Corona-Welle bremsen die deutsche Wirtschaft spürbar aus", so ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Das zeigt sich bei der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland und in anderen Ländern. Während etwa die französische Wirtschaft im vergangenen Jahr um acht Prozent einbrach, konnte sie in diesem Jahr einen Zuwachs von 6,5 Prozent verzeichnen. Ein ähnliches Bild ergibt sich in Italien. Ein drastischer Einbruch von neun Prozent in 2020, gefolgt von einem Zuwachs von 6,1 Prozent. Dem deutschen Einbruch mit einem Minus von 4,6 Prozent im vergangenen Jahr hingegen folgt nun nur ein Anstieg von 2,5 Prozent.

"Die zunächst erwartete kräftige Erholung für 2022 verschiebt sich weiter nach hinten", sagt Wollmershäuser. Während etwa die Lebensmittelindustrie in Frankreich und Italien zu großen Teilen im gleichen Land produziere, sei die deutsche Wirtschaft viel stärker arbeitsteilig aufgebaut und damit abhängig von internationalen Lieferketten.

Ein ähnliches Bild zeichnet eine Konjunkturumfrage der Europäischen Kommission. Darin gaben mehr als 80 Prozent der befragten Deutschen an, dass Materialmangel sie aktuell behindere. In Frankreich waren es hingegen nur um die 40 Prozent und in Italien sogar weniger als 10 Prozent.

Autobranche kämpft mit Chipmangel

Das zeigte sich in den vergangenen Monaten besonders in der Automobilindustrie. Lieferprobleme und Chipmangel haben die Branche auch weiterhin fest im Griff. Unlängst sagte dazu auch der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer: "Ein Grund ist die Corona-Pandemie, dadurch gab es Produktionsausfälle. Zum anderen hat die Pandemie eine Digitalisierungswelle ausgelöst, so mussten beispielsweise neue Tablets für Schulen angeschafft werden."

Der dritte Grund für die Schwierigkeiten, so Dudenhöffer: Die Autobauer agierten sehr kurzfristig. "Zu Beginn der Pandemie wurden Bestellungen zurückgefahren", so der Experte weiter. Diese kurzen Planungshorizonte bringen die Autohersteller nun in die Bredouille (t-online berichtete).

Die Lieferprobleme treffen aber auch andere Branchen. Ob Spielzeug, Kleidung oder Elektronik, viele Produkte werden knapp. Wegen der Pandemie fielen an verschiedenen Häfen Arbeiter aus, der Schiffsverkehr war unterbrochen und Container waren nur selten verfügbar.

  • Lieferprobleme: Diese Weihnachtsgeschenke werden knapp
  • Chipmangel: Bei diesen Elektrogeräten müssen Sie sich beeilen

Experte: Niedrige Impfquote gefährdet Wirtschaft

Dass auch der Dienstleistungssektor erneut betroffen ist, hänge mit der vergleichsweise niedrigen Impfquote in Deutschland zusammen. Denn dadurch steige die Anzahl der Infektionen und die Menschen würden wieder vorsichtiger, so ifo-Experte Wollmershäuser. Mobilitätsdaten und Auswertungen von Reservierungs-Apps für Restaurants legten bereits nahe, dass viele Menschen wieder deutlich weniger unterwegs seien.

Was für einen großen Unterschied die Impfquote macht, zeige sich bereits im innerdeutschen Vergleich. Denn nicht nur andere Länder, auch einzelne Bundesländer, schneiden besser ab, wenn sie eine höhere Anzahl an Geimpften vorweisen könne. Die niedrigste Impfquote hat Sachsen, die höchste Bremen (mehr dazu lesen Sie hier).

Im Frühjahr rechnet Wollmershäuser mit Verbesserungen, auch bei den Lieferengpässen. Allerdings sieht er deutliche Risiken, je nach dem, wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt. Hier sei "alles möglich".

Wie geht es mit der Inflation weiter?

Für Fuest steht fest: Wir befinden uns aktuell auf einem "Inflationsbuckel". Auf solch hohem Niveau werde es in den kommenden Jahren nicht dauerhaft weitergehen. Das Institut erwartet dennoch einen weiteren Anstieg auf 3,3 Prozent im kommenden Jahr nach 3,1 Prozent 2021. Damit stellt sich das ifo Institut gegen die landläufige Meinung vieler deutscher Ökonomen und der Europäischen Zentralbank, dass die Teuerungsrate im kommenden Jahr wieder sinke.

Treiber der Inflation sind Kosten durch Lieferengpässe und eine verzögerte Anpassung an die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise. Aus verschiedenen Unternehmen hätten sie bereits Signale für erhebliche Steigerungen bei den Verbraucherpreisen vernommen. Doch schon im Jahresverlauf 2022 erwartet Wollmershäuser einen Rückgang der Inflation und 2023 dann mit 1,8 Prozent einen "einigermaßen normalen Preisanstieg".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • ifo Konjunkturprognose Winter 2021
  • Pressekonferenz zur Vorstellung der Konjunkturprognose
  • Gespräch mit Ferdinand Dudenhöffer
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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