Über Zwei-Prozent-Ziel Wirtschaftsweiser rechnet auch künftig mit höherer Inflation
Die Inflation ist derzeit so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Das merken Verbraucher derzeit auch im eigenen Geldbeutel. Wirtschaftsweise Wieland rechnet auch künftig mit Preissteigerungen.
Der Wirtschaftsweise Volker Wieland rechnet für die Zukunft mit anhaltend hoher Inflation. "Es besteht durchaus das Risiko, dass die Inflation in Deutschland das Ziel der EZB von zwei Prozent auch in den kommenden Jahren überschießt", sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dem "Spiegel".
Es sei mit steigenden Zinsen und Löhnen zu rechnen, "weil Anleger und Arbeitnehmer eine Entschädigung für die höhere Inflation verlangen". Wieland rechnet damit, dass die steigenden Preise schon bald die Notenbank zum Einschreiten veranlasst. "Als Erstes wird die EZB im nächsten Jahr die Anleihekäufe drosseln müssen. Eine Zinserhöhung könnte 2023 kommen", sagte er. Es könne sein, dass die EZB die Minuszinsen früher abschaffe als erwartet.
Doch nicht alle Ökonomen teilen diese Auffassung. "Die Inflation hat 2021 den Turbogang eingelegt, schon 2022 dürfte ihr aber wieder die Luft ausgehen", sagte Katharina Utermöhl, Volkswirtin bei der Allianz-Gruppe zuletzt der Deutschen Presse-Agentur.
"Sonderfaktoren werden 2022 ausklingen"
Auch die "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm geht von einer Normalisierung aus, obwohl sich die preistreibenden Effekte wie etwa die Knappheit bei Mikrochips oder die hohen Rohstoffpreise aus ihrer Sicht nicht so schnell auflösen werden wie erhofft. "Solange die Lohnabschlüsse moderat bleiben, gibt es nicht viel, was dafür spricht, dass wir in eine dauerhafte Inflation laufen", sagte sie.
Das Ifo-Institut geht davon aus, dass die Teuerungsrate im kommenden Jahr auf 2,0 bis 2,5 Prozent nachgeben wird. "Die Sonderfaktoren werden mit Beginn des Jahres 2022 ausklingen, da die Mehrwertsteuersenkung ein Jahr zuvor wieder aufgehoben wurde und die Energiepreise ihr Vorkrisenniveau erreichten", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
- Spiegel: Ausgabe 41
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa