Zweites Halbjahr Lieferengpässe machen Wirtschaftsboom unwahrscheinlich
Im ersten Halbjahr ging es für Deutschlands Wirtschaft bergauf. Nun aber könnte es mit der Erholung schon wieder vorbei sein, die Konjunkturaussichten werden schlechter.
Die Aussichten auf einen wirtschaftlichen Boom zum Jahresende haben sich trotz abklingender Corona-Krise weiter eingetrübt. Das signalisiert der Konjunkturindikator des gewerkschaftsnahen für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), der der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorab vorlag.
Das Barometer prognostiziert für den Zeitraum von September bis Ende November nur ein durchschnittliches Wachstum, gemessen am langjährigen Mittel. Konkret ist die Wahrscheinlichkeit für einen Wirtschaftsboom mit deutlich überdurchschnittlichem Zuwachs auf jetzt 40,1 Prozent gesunken, nach 50 Prozent im August.
"Der Aufschwung bleibt intakt, aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Statt einer kräftigen Beschleunigung werden wir im Schlussquartal ein eher moderates Wachstum sehen", erklärte IMK-Forscher Thomas Theobald.
Chipmangel und steigende Rohstoffpreise
Dass die neue Prognose gedämpfter ausfällt, liegt vor allem an den Lieferengpässen, insbesondere bei Halbleitern, und gestiegenen Preisen bei Rohstoffen und Vorleistungen. Sie sorgen dafür, dass sich die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe nur langsam erholt.
Zwar seien Lieferengpässe als Begleiterscheinung des weltwirtschaftlichen Neustarts nach der tiefen Corona-Krise 2020 grundsätzlich ein vorübergehendes Problem, so die Forscher. Doch könnten sich die Engpässe auch noch in der ersten Jahreshälfte 2022 dämpfend auf die Produktion auswirken.
Ähnlich wie das IMK erwartet auch die Bundesregierung, dass die Materialknappheit der Konjunktur noch eine ganze Weile zusetzen wird. Im laufenden dritten Quartal dürfte es laut dem Bundeswirtschaftsministerium allerdings einen merklichen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts gegeben haben. Im Frühjahr war die hiesige Wirtschaft um 1,6 Prozent gewachsen, nachdem sie zu Jahresbeginn wegen der dritten Corona-Welle noch um 2,0 Prozent geschrumpft war.
- Nachrichtenagentur Reuters