Liefer- und Onlinedienste Bei den Corona-Krisengewinnern explodieren die Kündigungszahlen
Onlinedienste für Streaming, Hörbücher oder Kochboxen erlebten im vergangenen Jahr einen Corona-Boom – doch der scheint nicht sehr nachhaltig zu sein. Hellofresh und Co. verlieren derzeit massiv Kunden.
Im Lockdown schlug ihre Stunde: Onlinedienste wie Hellofresh oder Audible konnten viele neue Kunden gewinnen, als die Deutschen ihre Kontakte reduzieren mussten und Läden sowie Restaurants geschlossen waren. Doch mit den Lockerungen steigen die Kündigungszahlen von Digital-Abos.
Wie eine Analyse von über 300.000 Vertragskündigungen durch den Kündigungsdienst Aboalarm zeigt, die t-online exklusiv vorliegt, hat der Kochboxversender Hellofresh in der ersten Jahreshälfte 2021 fünfmal so viele Kunden verloren wie im Vorjahreszeitraum (+ 402 Prozent).
Auch die Podcast- und Hörbuchplattform Audible verzeichnet einen deutlichen Rückgang; die Kündigungen haben sich verdoppelt (+ 166 Prozent).
"2020 war das Jahr der bequemen Lösungen für zu Hause, die im Abo-Modell bezahlt werden. Viele Neukunden haben die digitalen Dienste während des Lockdowns ausprobiert und kündigen jetzt", sagt Aboalarm-Sprecher Felix Riesenberg. Der Kündigungsdienst ist ein Unternehmen der Verivox-Gruppe, bei dem Verbraucher ihre Verträge bei mehr als 25.000 Anbietern kündigen, widerrufen und verwalten können.
Kündigungen bei Fitnessstudios und Nahverkehr gehen zurück
Ein umgekehrter Trend zeigt sich in jenen Branchen, die die Krise besonders hart getroffen hat. Zwar verzeichnen Fitnessstudios und Nahverkehr noch immer Kündigungen, doch geht der Umfang zurück.
Kündigten im ersten Corona-Halbjahr 2020 12 Prozent mehr Mitglieder ihren Vertrag als im gleichen Zeitraum 2019, sanken die Kündigungen im ersten Halbjahr 2021 um mehr als ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Beim Branchenprimus McFit verabschiedeten sich 60 Prozent weniger.
Im Nahverkehr hatten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 doppelt so viele Menschen ihre Zeitkarten gekündigt (+ 101 Prozent). Auch hier sanken die Kündigungen im ersten Halbjahr 2021 um ein gutes Viertel (- 26 Prozent).
"Die Kündigungen bei Fitnessstudios und im Nahverkehr gehen wieder zurück, aber es wird noch dauern, bis die Branchen ihr Vorkrisenniveau erreichen", sagt Riesenberg.
Zur Methode: Aboalarm untersuchte das Kündigungsaufkommen in der jeweiligen Vertragskategorie, im Zeitraum 1. Januar bis 30. Juni 2021 bzw. 1. Januar bis 30. Juni 2020 sowie einzelne Monate, verglichen mit der Nachfrage im gleichen Untersuchungszeitraum der jeweiligen Vorjahre. Bei Aboalarm sind mehr als 250 Digital-Abos kündbar.
- Aboalarm-Auswertung