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Neue Studie: Unternehmen geben 41 Milliarden Euro für Weiterbildung aus


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Rekordwert
Unternehmen geben 41 Milliarden Euro für Weiterbildung aus


Aktualisiert am 15.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Klinikangestellte bei einer Fortbildung (Symbolbild): Gerade in Medizinberufen sind regelmäßige Weiterbildungen notwendig.Vergrößern des Bildes
Klinikangestellte bei einer Fortbildung (Symbolbild): Gerade in Medizinberufen sind regelmäßige Weiterbildungen notwendig. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Die Arbeitswelt wandelt sich rasant. Immer wichtiger werden deshalb Fort- und Weiterbildung für Mitarbeiter. Das erkennen auch die Unternehmen: Sie investieren so viel wie noch nie in ihre Angestellten.

Die Unternehmen in Deutschland geben für die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter so viel Geld aus wie nie zuvor. Insgesamt investierten die Firmen im vergangenen Jahr rund 41,3 Milliarden Euro für Außer-Haus-Kurse, Webinare oder interne Schulungen – 23 Prozent mehr als im Jahr 2016 (33,5 Milliarden Euro).

Die Zahlen stammen aus einer großangelegten repräsentativen Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die t-online exklusiv vorliegt. Pro Mitarbeiter belief sich die Summe aller Kosten für Weiterbildungen demnach auf 1.236 Euro, ein Plus von knapp 16 Prozent gegenüber dem bislang höchsten gemessenen Wert bei der vorherigen Erhebung 2016.

"Unsere Studie ist in dieser Form einzigartig", sagte IW-Ökonomin Susanne Seyda, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Beate Placke eine repräsentative Umfrage unter rund 1.300 Unternehmen durchgeführt hat. "Neben den direkten Kosten etwa für externe Trainings erheben wir zusätzlich die indirekten Lohnkosten, die während der Zeit der Weiterbildung entstehen."

18,3 Stunden für Weiterbildung pro Mitarbeiter

Beide Kostenarten sind der Studie zufolge stark gestiegen. Insgesamt fielen bei den Unternehmen 21 Milliarden Euro direkte Kosten an, die Summe aller indirekten Kosten belief sich auf 20,3 Milliarden Euro. Seyda: "Fast 90 Prozent der Unternehmen bieten Weiterbildungen an, der Stundenumfang steigt in der gesamten Wirtschaft und auch pro Kopf."

Im Schnitt habe aufs gesamte Jahr gerechnet jeder Mitarbeiter rund 18,3 Stunden für Weiterbildungen genutzt. Zum Vergleich: 2016 lag die durchschnittliche Summe mit 17,3 Stunden noch eine Stunde niedriger. "Und das ist nur die untere Grenze", so Seyda. "Da gerade interne Maßnahmen, zum Beispiel das Anlernen neuer Mitarbeiter, oft gar nicht von den Personalabteilungen erfasst werden, ist die für Weiterbildung genutzte Arbeitszeit in Wirklichkeit noch viel höher."

Für den starken Anstieg der Investitionen in die Fortbildung von Mitarbeitern gibt es laut Seyda drei zentrale Ursachen:

  1. Die Digitalisierung: Viele Firmen stellen immer häufiger ihre Arbeitsabläufe auf neue, digitale Prozesse um. "Das hat einen erhöhten Lernaufwand für viele Mitarbeiter zur Folge", so die Volkswirtin. "Außerdem zeigt unsere Studie, dass digitalisierte Firmen deutlich mehr Geld in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren."
  2. Der Fachkräftemangel: In vielen Branchen kämpfen Unternehmen schon jetzt mit der Schwierigkeit, geeignetes Personal zu finden. "Dort, wo es besonders schwer ist, können die Arbeitgeber kaum mehr auf neue Angestellte von außerhalb setzen", erklärt Seyda. "Sie müssen vielmehr das vorhandene Personal so qualifizieren, dass sie den neuen Aufgaben gewachsen sind."
  3. Die Mitarbeiterwünsche: Hinzu kommt, dass viele Bewerber stärker als früher gezielt nach Weiterbildungs- und Aufstiegschancen fragen. Seyda: "Wer keine Fortbildungsmöglichkeiten anbietet, ist für potenzielle Arbeitnehmer weniger attraktiv. Auch deshalb kümmern sich die Arbeitgeber verstärkt darum."

Abseits dieser konkreten Gründe spiele auch eine Rolle, dass sich die Arbeitswelt schneller verändere als früher. "Der Strukturwandel erfasst inzwischen fast alle Branchen und Sektoren", sagt Seyda. Während viele Menschen noch vor 30 Jahren nie oder nur einmal im Leben den Arbeitgeber oder gar den Job wechselten, müsste sich heute ein größerer Anteil an Arbeitnehmern darauf einstellen, sogar die Tätigkeit zu wechseln – etwa weil sich bestimmte Jobs stark verändern oder wegfallen.

Corona könnte Investitionen in Fortbildung dämpfen

"Das hat zur Folge, dass das lebenslange Lernen eine noch größere Rolle spielt", erklärt die IW-Expertin. "Wir gehen deshalb davon aus, dass der Bedarf an Weiterbildungen auch künftig weiter steigen wird." Ob sich dieser Trend auch im laufenden Corona-Jahr fortsetzt, ist dabei allerdings noch offen.

Denn: Obwohl vermutlich mehr Menschen Online-Kurse im Homeoffice besucht haben, mussten wegen Lockdowns und Kontaktbeschränkungen viele Präsenzveranstaltungen, zum Beispiel Seminare vor Ort, ausfallen. Hinzu kommt, dass trotz der steigenden Gesamtsumme noch immer einige Unternehmen Weiterbildungen als nützliche Dreingaben betrachten – die sie sich in der Krise aus Kostengründen sparen.

Verwendete Quellen
  • SIW-Weiterbildungserhebung 2020
  • Gespräch mit Susanne Seyda
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