Zerschlagung steht bevor Supermarktkette Globus greift nach Real-Märkten
Der Warenhauskonzern Real ist seit Ende Juni russisch und soll zerschlagen werden. Immer mehr Konkurrenten sind an einzelnen Filialen interessiert – so auch Globus.
Die Supermarktkette Globus will sich einen Teil des zerschlagenen Real-Warenhausnetzes einverleiben. Globus habe sein Interesse am Erwerb von 16 Real-Märkten bekundet, sagte eine Sprecherin der Firma mit Sitz im saarländischen Sankt Wendel am Donnerstag auf Anfrage.
Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" darüber berichtet. Globus würde alle Mitarbeiter übernehmen und zusätzliche Arbeitsplätze aufbauen, sagte die Sprecherin.
Die Metro-Gruppe hatte ihr defizitäres Sorgenkind Real mit seinen rund 270 Märkten im Frühjahr an den russischen Finanzinvestor SCP verkauft, der die Kette zerschlagen will. Bisher griffen Edeka und Kaufland zu und unterschrieben Kaufverträge – Kaufland soll 101 Real-Märkte bekommen und Edeka 72.
Globus ist nur in ein paar Bundesländern aktiv
Globus ist ein relativ kleiner Marktteilnehmer, seine 47 Warenhäuser stehen im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Bayern, in Hessen, in Baden-Württemberg und in Ostdeutschland. Bekäme Globus die 16 zusätzlichen Märkte von SCP, würde die Kette ihre Präsenz in Nordrhein-Westfalen deutlich ausbauen – dort gibt es bisher nur einen Markt in Köln.
Globus erzielte mit seinen Warenhäusern zuletzt einen Jahresumsatz von 3,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Edeka kam auf 55,7 Milliarden Euro und Rewe mit seinen deutschen Supermärkten auf 24,5 Milliarden Euro.
Der Verkäufer SCP hielt sich bedeckt. "Neben Kaufland und Edeka gibt es weitere Handelsunternehmen, die Interesse an Standorten geäußert haben", so eine SCP-Sprecherin. "Sämtliche Anpassungen am Marktnetz stehen jedoch nach wie vor unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamtes."
Kartellamt muss Verkäufen noch zustimmen
Tatsächlich fehlt noch grünes Licht aus Bonn – erst dann können Kaufland und Edeka wie geplant zugreifen. Das Kartellamt teilte am Donnerstag mit, dass sie eine vertiefte Prüfung zum Verkauf der 72 Standorte an Edeka eingeleitet habe – diese soll spätestens am 21. Dezember abgeschlossen sein.
Es seien weitere Ermittlungen zu den Absatz- und Beschaffungsmärkten erforderlich, so die Wettbewerbshüter. Bei großen Übernahmen ist dieser Schritt üblich.
Bei den Prüfverfahren kommt auch Globus als beigeladener Marktteilnehmer zu Wort – es ist durchaus möglich, dass das Kartellamt die Bedenken Ernst nimmt und die Firma aus Sankt Wendel Real-Standorte bekommen kann, die Edeka oder Kaufland wegen Behördenintervention doch nicht übernehmen darf.
- Nachrichtenagentur dpa