Nach Bilanzskandal Dax-Konzern Wirecard beantragt Insolvenz
Der Zahlungsdienstleister Wirecard stellt einen Insolvenzantrag. Zuvor war die Aktie des Unternehmens abgestürzt. Das Unternehmen steckt in einem Bilanzskandal, nachdem zwei Milliarden Euro verschwunden sind.
Das in einem Bilanzskandal versunkene Unternehmen Wirecard hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
"Der Vorstand der Wirecard AG hat heute entschieden, für die Wirecard AG beim zuständigen Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung zu stellen", hieß es seitens des Unternehmens. "Es wird geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müssen."
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An der Frankfurter Börse stürzte die Wirecard-Aktie ein weiteres Mal in die Tiefe, die Papiere notierten am Donnerstag erstmals seit Sommer 2011 nur noch einstellig. Mit 9,96 Euro erreichten sie den tiefsten Stand seit August 2011. Zwischenzeitlich setzte die Börse den Handel mit Papieren sogar aus, um einen Ausverkauf der Aktie zu verhindern.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-Konzernlenker Braun
Experten der Bank of America bemessen der Aktie des Zahlungsabwicklers derweil kaum noch einen Wert bei. In einer Studie nahm die US-Bank einen 90-prozentigen Abschlag auf die bisherige Bewertung der Aktie vor. Sie rechnen damit, dass das Wertpapier mittelfristig nur noch einen Euro kosten wird.
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Nach der abermaligen Verschiebung der Bilanz für 2019 in der Vorwoche und dem Eingeständnis mutmaßlicher Luftbuchungen verloren sie damit inzwischen gut 90 Prozent ihres Wertes. Wirecard ist auch im Fokus der Strafverfolgungsbehörden.
"Wir prüfen alle in Betracht kommenden Straftaten", hatte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I am Montag gesagt. Bei der Behörde läuft bereits ein Ermittlungsverfahren gegen den Ende voriger Woche zurückgetretenen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun und drei weitere Manager der Wirecard-Spitze wegen des Verdachts der Falschinformation von Anlegern in zwei Börsen-Pflichtmitteilungen.
Braun hatte Berichte der "Financial Times" stets zurückgewiesen
Im Zentrum des Bilanzskandals stehen der ehemalige Wirecard-Finanzchef in Südostasien und ein Treuhänder, der bis Ende 2019 für Wirecard aktiv war und das – wie sich nun herausgestellt hat – in großen Teilen wahrscheinlich gar nicht existente Geschäft mit den Drittpartnern betreute.
Über mögliche Bilanzmanipulationen bei Wirecard hatte schon vor über einem Jahr die britische "Financial Times" berichtet. Im Oktober hatte die "FT" dann berichtet, dass ein beträchtlicher Teil der Wirecard-Umsätze mit Drittfirmen in Asien womöglich auf Scheingeschäften beruhe.
Braun hatte die Berichterstattung der "FT" über Monate als haltlos zurückgewiesen. Da es schon nach den ersten "FT"-Artikeln zu außergewöhnlichen Kursstürzen der Wirecard-Aktie an der Frankfurter Börse gekommen war, hatten die Finanzaufsicht Bafin und die Münchner Staatsanwaltschaft Untersuchungen eingeleitet, ob Kursmanipulationen von Börsenspekulanten dahintersteckten.
- Mitteilung von Wirecard
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa