Schlechter Service Kabelnetz-Marke erhält Verbraucher-Negativpreis
Von Februar bis Ende Oktober haben die Sachsen über Abzocker, Service-Nieten und Blender abgestimmt und einen Sieger gekürt: Das Rennen machte ein Netzbetreiber. Die Kunden berichten von vielfältigen Problemen.
Der Kabelnetzbetreiber und Internetanbieter Tele Columbus erhält für seine Marke Pÿur den Negativpreis "Prellbock 2019" der Verbraucherzentrale Sachsen. "Viele Kunden des diesjährigen Prellbock-Gewinners berichten von einem Ohnmachtsgefühl, weil sie nicht in der Lage sind, ihre Probleme mit dem Anbieter selbst zu lösen", begründete Andreas Eichhorst, Vorstand der Verbraucherzentrale, die Vergabe.
Die bisherigen Gewinner des "Prellbock"
Sachsens Verbraucher stimmen alle zwei Jahre darüber ab, welches Unternehmen sie besonders abgezockt, verärgert oder hinters Licht geführt hat. Der Sieger erhält schließlich den "Prellbock" der Verbraucherzentrale, die gleichzeitig eine Klage einreicht. Die bisherigen Gewinner waren:
- 2013: B2B Technologies Chemnitz GmbH
- 2015: MGN GmbH Dresden
- 2017: Sparkasse Zwickau & Erzgebirgssparkasse
"Prellbock 2019" für schlechte Anschlüsse und falsche Rechnungen
Der High-Speed-Internet-Anschluss von Pÿur halte nicht, was er verspreche, heißt es in einer Mitteilung der Verbraucherzentrale. Zudem würden Rechnungen an Kunden verschickt, welche eigentlich einen anderen Vertrag abgeschlossen haben. Die Verbraucherzentrale kündigte eine Abmahnung gegen das Unternehmen an.
Silke Bernhardt, Sprecherin von Tele Columbus, kann die Bewertung der Verbraucherzentrale nicht nachvollziehen. "Dennoch werden wir uns mit dem Ergebnis und den Fällen auseinandersetzen", teilte sie auf Nachfrage mit. Kundenservice stehe im Unternehmen "an oberster Stelle". In Sachsen versorge das Berliner Unternehmen unter der Marke Pÿur mehr als eine Million Haushalte.
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Die Jury verlieh dem Wohnungsunternehmen Vonovia einen zusätzlichen "Prellbock 2019". "Mieter bekommen Abrechnungen über erhöhte Nebenkosten, die sie nicht verstehen", so die Begründung der Jury. Ein Sprecher von Vonovia zeigte sich überrascht von der Entscheidung. Vonovia habe stets das Gespräch mit Mietervereinen und Verbraucherschützern gesucht, auch mit der Verbraucherzentrale Sachsen. Das werde auch so bleiben, hieß es am Donnerstag vom Unternehmen auf Nachfrage. Insgesamt gaben nach Angabe der Verbraucherzentrale seit Februar 3.173 Verbraucher Vorschläge für die Vergabe des Negativpreises ab, der alle zwei Jahre vergeben wird.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa