Quartalszahlen vorgelegt Volkswagen: Krise der Tochtermarken verdirbt Bilanz
Trotz schwächerer Autonachfrage und hoher Kosten ist der Autobauer VW mit wenigen Kratzern durch das erste Quartal gekommen. Vor welchen Herausforderungen Volkswagen in diesem Jahr steht.
Volkswagen hat zum Jahresauftakt mit schwächeren Verkäufen und Kosten für Rechtsrisiken in Milliardenhöhe zu kämpfen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank im ersten Quartal auf Jahressicht um 0,3 Milliarden Euro auf 3,9 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilt. Negative Sondereinflüsse aus Rechtsrisiken in Höhe von einer Milliarde Euro hätten sich belastend ausgewirkt. Was für Rechtsrisiken das sind, teilte das Unternehmen zunächst nicht mit.
Drei Prozent mehr Umsatz
Vor Sondereinflüssen legte das operative Ergebnis dagegen um 0,6 Milliarden Euro auf 4,8 Milliarden Euro zu. Dabei kam dem Konzern die Neubewertung von Finanzgeschäften in Höhe von 0,4 Milliarden Euro zugute. Der Konzernumsatz stieg insgesamt auch dank der Finanzsparte um 3,1 Prozent auf 60 Milliarden Euro. Finanzvorstand Frank Witter sprach von einem guten Start ins Jahr.
Analysten hatten zuvor mit einem bereinigten operativen Ergebnis in Höhe von rund 3,9 Milliarden Euro gerechnet. Die Vorzugsaktie der Wolfsburger kletterte vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate um knapp 1,9 Prozent.
Analyst Jose Asumendi von JPMorgan sprach von einem soliden Start ins Jahr für den Konzern. Umsatz und operatives Ergebnis seien besser ausgefallen als vom Markt erwartet.
Weltweite Konjunkturabschwächung
Der Konzern muss sich mit schwachen Automärkten herumschlagen, Milliardeninvestitionen in E-Mobilität und Digitalisierung belasten den Autobauer, dazu kommen drohende Stellenstreichungen und immer wieder "Dieselgate". Schlechtere Geschäfte etwa auf dem wichtigsten Einzelmarkt China sorgten dafür, dass Volkswagen im ersten Quartal rund 2,6 Millionen Fahrzeuge an die Kunden auslieferte – 2,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Zwar bedeuteten die weltweiten Konjunkturrisiken Herausforderungen, erklärt Witter. Aber: "An unseren Zielen für 2019 halten wir trotzdem fest." Volkswagen erwartet, dass der Umsatz im Gesamtjahr um bis zu 5 Prozent zulegen wird, die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen – also der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz – werde zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen. Einschließlich der Sondereinflüsse werde die Rendite am unteren Ende dieser Spanne liegen.
Die Kernmarke VW Pkw steigerte ihre Erlöse im ersten Quartal um 7,1 Prozent auf 21,5 Milliarden Euro. Allerdings belasteten negative Sondereinflüsse von 400 Millionen Euro die Marke. Vor Sondereinflüssen verbesserte sich das operative Ergebnis von 879 Millionen Euro auf 921 Millionen Euro. Dafür waren der Schwenk zu teureren Autos wie auch Kostensenkungen verantwortlich, heißt es.
Audi und Porsche belasten VW-Konzern
Die kriselnde Nobeltochter Audi verbuchte ein operatives Ergebnis von 1,1 (Vorjahreszeitraum: 1,3) Milliarden Euro. Volkswagen begründete dies unter anderem mit dem An- und Auslaufen von Modellen sowie den Schwierigkeiten mit dem neuen Abgas- und Verbrauchsprüfstandard WLTP. Der Umsatz sank von 15,3 Milliarden Euro auf 13,8 Milliarden Euro – allerdings seien Mehrmarken-Vertriebsgesellschaften aus der Marke Audi herausgelöst worden.
Bei Porsche ging das Ergebnis im Automobilgeschäft um knapp 12 Prozent auf 829 Millionen Euro zurück. Bei dem Sportwagenbauer lag der Rückgang den Angaben zufolge vor allem an weniger Verkäufen zu Jahresbeginn. Auch die Stuttgarter haben mit WLTP Probleme. Die Sparte der Volkswagen-Finanzdienstleistungen legte operativ im ersten Quartal auf 638 Millionen Euro zu – nach 608 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
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Im Gesamtjahr geht Volkswagen trotz der schwachen Märkte davon aus, dass die Auslieferungen an die Kunden den Wert des Vorjahres leicht übertreffen werden. 2018 hatte der Konzern mit 10,83 Millionen Fahrzeugen mehr Autos ausgeliefert als jemals zuvor.
- Nachrichtenagentur dpa