Radikaler Umbau HypoVereinsbank will jede zweite Filiale schließen
Die HypoVereinsbank (HVB) plant einen radikalen Umbau. Das Münchener Institut werde in den kommenden Jahren rund 300 seiner knapp 600 Filialen schließen, sagte HVB-Chef Theodor Weimer in München. Dabei würden rund 1500 Stellen wegfallen. "Wir wollen mit dramatisch weniger Filialen operieren", sagte Weimer. Dafür sollten die weiter betriebenen Filialen schicker und technisch aufgerüstet werden.
Fokus auf wohlhabendes Klientel
Die HVB will ihr seit Jahren schwächelndes Privatkundengeschäft grundlegend umbauen und sich künftig verstärkt mit besonderen Angeboten auf wohlhabende Kunden konzentrieren. Denn im Massengeschäft mit Privatkunden könne und wolle die Bank mit deutlich größeren Konkurrenten in Deutschland nicht mithalten, sagte Weimer. Die Filialen sollen schicker, größer und technisch besser ausgestattet werden, man müsse dem neuen Zielklientel etwas bieten. "Gucken Sie sich mal an, was Apple macht", sagte Weimer.
"Wir können uns nicht gegen die Zeit und die Technologie stellen"
Die HVB hat sich entschieden umzusteuern, weil immer mehr Kunden Bankgeschäfte im Internet erledigen. "Die digitale Revolution ist kein Trend mehr, sondern eine fundamentale Umwälzung, die uns alle betrifft, nicht nur im Banking", sagte Weimer. "Wir können uns nicht gegen die Zeit und die Technologie stellen."
Grundsätzlich wollten Management und Eigentümer aber am HVB-Privatkundengeschäft festhalten. Ein Verkauf der Sparte, über die Investoren wiederholt spekuliert haben, sei kein Thema. Das Institut gehört zur italienischen Unicredit und war einst eine der größten deutschen Geschäftsbanken mit einem weitverzweigten Filialnetz.
Personalabbau kostet wohl etliche Millionen Euro
Rund 1500 der insgesamt gut 19.000 Arbeitsplätze dürften dabei wegfallen, wie Hypovereinsbank-Chef sagte. Die Bank müsse auf das veränderte Verhalten der Kunden reagieren, die schon jetzt lieber das Internet für ihre Bankgeschäfte nutzten, als in die Filialen zu kommen. "Ja, wir wollen mit dramatisch weniger Filialen operieren, ja, wir werden das auch durchziehen", sagte Weimer.
Seit Januar sei man deshalb in intensiven Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern. Weimer räumte ein, dass die Mitarbeiter verunsichert seien, aber man werde sie dazu bewegen, den Weg mitzugehen. «Es gibt im Filialgeschäft keine nicht-schmerzhaften Lösungen», erklärte der HVB-Chef.
Umbaukosten drücken HVB-Gewinn
Im Schlussquartal 2013 verbuchte die Bank Restrukturierungsaufwendungen von 325 Millionen Euro für den Umbau, die auf das Ergebnis drückten. Der Vorsteuergewinn verringerte sich von rund 2,1 auf 1,5 Milliarden Euro. Dabei machte sich auch der Wegfall eines Sonderertrags bemerkbar, der das Vorjahresergebnis begünstigt hatte. Unter dem Strich verdiente die Bank rund 1,1 Milliarden Euro, nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr.
Für das laufende Jahr erwartet Weimer ein "solides Ergebnis", das aber auch angesichts der historisch niedrigen Zinsen leicht unter dem Ergebnis des vergangenen Jahres liegen dürfte. Die italienische Konzernmutter Unicredit hatte mit Milliarden-Abschreibungen und einer hohen Risikovorsorge ihre Bilanz aufgeräumt und deshalb für 2013 rund 14 Milliarden Euro Verlust verbucht.