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Max Otte warnt: "So überlebt der Euro nur noch zwei Jahre"


Konjunktur
Crash-Prophet Otte: "So überlebt der Euro nur noch zwei Jahre"

t-online, afp, dpa-afx, t-online.de - Frank Lansky, mit dapd

Aktualisiert am 02.07.2012Lesedauer: 4 Min.
Der Euro-Zone droht der AbsturzVergrößern des Bildes
Dem Euro droht die Bruchlandung (Quelle: Thinkstock, Montage: t-online.de)

Der Crash-Prophet Max Otte sieht schwarz für die Euro-Zone: Die Währungsgemeinschaft habe keine Chance, wenn nicht endlich alle grundsätzlichen Probleme angegangen würden. Und danach sehe es zurzeit nicht aus, betonte der Ökonom im Gespräch mit t-online.de. Somit werde sich die Euro-Zone zunächst weiter durchquälen. Wenn Deutschland in etwa zwei Jahren finanziell überfordert sei, wäre der Euro am Ende. Daher müssten Schuldenländer ausgeschlossen werden - daran ändere auch der jüngste Gipfel nichts. Ähnlich äußerte sich Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Unbegrenzte Verschuldung der Südländer

"Aktuell handelt es sich um eine Zahlungsbilanzkrise", erläuterte Otte, der schon die Finanzkrise 2008 vorhergesagt hatte. Das heißt, dass zurzeit zu viel Länder wegen ihrer hausgemachten Probleme nicht wettbewerbsfähig seien, dazu gehörten zu hohe Löhne, zu üppige Sozialleistungen, zu niedrige Steuereinnahmen und zu niedrige Produktivität.

Das Kernproblem: "Die Südländer müssen nichts daran ändern, weil sie sich immer weiter im Norden über die Target-2-Salden der EZB quasi unbegrenzt verschulden können." Auch nach dem Gipfel bewege sich im Prinzip bewegt sich alles auf dem absehbaren Pfad: "Mehr Schulden, mehr Inflation, unzureichende Maßnahmen bezüglich der Ursachen."

Kredit durch Target-2-Salden

Otte erläutert das Thema Target-2 folgendermaßen: De facto geben misstrauische Fonds, Banken oder Versicherer den Südländern und ihren Banken kaum noch Kredit, was sich an den sinkenden Anleihekursen und steigenden Renditen dieser Länder zeigt. Daher ist die Europäische Zentralbank (EZB) eingesprungen, sie kauft Anleihen der Krisenstaaten auf.

Wenn ein griechischer Importeur Mercedes kaufen will, kann er einen Euro-Kredit bei einer griechischen Bank beantragen. Diese besorgt sich dann die Euros bei der griechischen Nationalbank, welche wiederum Euros von der EZB bezieht und dafür Schuldscheine ausgibt. Das sind die sogenannten Target-2-Salden.

Falls diese Kredite platzen, werden etwaige Verluste der EZB auf die nationalen Notenbanken umgelegt. Außerdem wird über Target-2 die Kapitalflucht aus den Südländern in die starken Staaten ermöglicht.

Öffentlichkeitswirksam thematisiert hat diesen Mechanismus im Frühjahr 2011 Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Zurzeit hält die Bundesbank fragliche Forderungen gegenüber den Krisenländern von mehr als 600 Milliarden Euro.

Der Schuldenberg wächst weiter

Otte warnte, dass bei unveränderter Politik die Probleme in etwa zwei Jahren so gigantisch und die Schulden so hoch seien, dass das Euro-Aus komme. "Ich sehe die Chance dafür bei 60 Prozent." Für die Sparer und Anleger hat die Dauermisere laut Otte Konsequenzen.

Die EZB werde wohl weiter Anleihen kaufen und die Zinsen niedrig halten. Zudem stehe sie vor der Versuchung, frisches Papiergeld aus dem Nichts zu schaffen, um neue Hilfskredite zu vergeben. Dies führe dazu, dass früher oder später die Inflation steigt. Immer neue Hilfskredite führen zudem zu einer Überschuldung der Geberländer und letztlich einer Vertrauenskrise am Finanzmarkt – bei einer Überforderung werde niemand mehr Deutschland vertrauen.

Drohender neuer Crash

Letztlich drohe ein Einfrieren der Märkte - Kredite werden kaum noch vergeben, die Realwirtschaft leidet, lähmende Angst sorgt für einen Crash an der Börse. Dies könne zu langen Schlangen vor den Banken und wohl zu Kapitalverkehrskontrollen führen. Und möglicherweise zu einer Währungsreform - wenn auch nicht zum Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung, erläutert Otte im Gesrpäch mit t-online.de weiter.

Vor diesem Negativ-Szenario könnten sich Kleinanleger und Sparer durch eine Investition in Sachwerte schützen. "Mit dem Euro in der Tasche und auf der Bank werden wir langfristig Geld verlieren" – schon jetzt liegt der Zins unter der Inflationsrate.

Otte empfiehlt Sachwerte

Somit empfahl Otte Anlegern Gold und Silber. Zudem Immobilien, wenn auch mit Einschränkungen – steigende Gebäudeauflagen und eine sinkende Mietmoral müssen einkalkuliert werden, sie mindern stellenweise die Attraktivität.

Aber auch Unternehmen seien Sachwerte – und Aktien sind Anteile an Unternehmen. "Viele große Vermögen wurden durch die Inflation und Währungsreform in Form von Aktienpaketen gerettet." Insbesondere europäische Top-Aktien seien schon wieder billig, ergänzte Otte. Auch Kunst sei interessant, allerdings sei dies ein sehr spezieller Markt.

Forderung nach starker Kernunion

Eine Rückkehr zur D-Mark hält Otte keineswegs für so dramatisch, wie das Bundesfinanzministerium. Dessen interne Kalkulationen, wonach eine Rückkehr zur D-Mark einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um zehn Prozent und einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf fünf Millionen mit sich bringen würde, seien zwar realistisch. Obwohl dies massive Belastungen wären, könnte Europa aber nachher mit einem gesunden System weitermachen. Außerdem steige die Kaufkraft durch die neue, starke Währung kräftig an, wodurch die Verbraucher kräftig sparen könnten.

Der Kollaps der Währungsunion lasse sich nur verhindern, wenn eine Kernunion eingeführt und endlich die nicht konkurrenzfähigen Schuldenstaaten rigoros aus dem Target-2-System und der Euro-Zone ausgeschlossen würden.

Dauer-Rettung keine Lösung

Die Rettung Griechenlands und der anderen Schuldenstaaten hält Otte somit nicht für die richtige Lösung. Davon profitierten nur internationale Großbanken, die Staaten mit Fremdwährungskrediten finanzierten. Zudem spiele die Dauerrettung der korrupten Geld-Oligarchie in den Schuldenländern und auch den Funktionären in Brüssel und der europäischen Politelite in die Hände.

In die gleiche Richtung äußerte sich Hans-Werner Sinn: Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts schlug einen temporären Austritt der Krisenländer vor. Außerdem warnte er davor, die Schulden in den Krisenländern und bei den Banken zu sozialisieren.

Absage an Euro-Bonds

Euro-Bonds lehnte Sinn ab. Deutschland würde in den Strudel hineingezogen, und dies würde zu einer Destabilisierung im gesamten Euroraum führen, sagte Sinn. Die zwölf Billionen Euro Schulden in den europäischen Krisenstaaten dürften nicht den Steuerzahlern aufgebürdet werden - es sei ein Grundprinzip der Marktwirtschaft, dass jeder dafür selbst aufkommen müsse.

Auch Otte erteilte Euro-Bonds eine Absage: "Diese können zwar kurzfristig die Spekulation stoppen, was die sozialdemokratischen und eher linken Ökonomen auch als Argument anführen." Langfristig würden diese Anleihen aber die Zahlungsbilanzkrise zwischen Nord- und Süd in Europa weiter verschärfen - denn die Südländer könnten sich weiter billig verschulden.

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