"Finanztest" über Zinsen Es geht noch was, aber wenig
Sparer zu sein ist derzeit einer der undankbarsten Jobs in Deutschland. Die Mühe des Geldsparens lohnt so gut wie nicht - nach Inflation und Abgeltungsteuer ist die Rendite oft negativ. Die Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest hat für ihre aktuelle Ausgabe (ab 18.12. im Handel) trotzdem untersucht, wo risikoscheue Anleger mit Tages- oder Festgeld noch etwas Plus herausholen können.
Zunächst jedoch die Binse: Hinterher ist man immer schlauer. Wer im Oktober 2008 eine fünfjährige Festgeldanlage gewählt hat, konnte sich bei einer guten Bank über den gesamten Zeitraum über eine Rendite von 5,6 Prozent freuen. Bereits ein Jahr später wurden nur gut zwei Prozent geboten - aber das konnte diesen Sparern ja egal sein. Dafür lag ihr Geld aber auch fünf Jahre fest. Aus 10.000 Euro wurden bis Oktober 2013 immerhin 13.131 Euro, wie "Finanztest" vorrechnet.
Kurzfristige Anlagen bringen kaum etwas ein
Wer das Festgeld jeweils fünf Mal für ein Jahr festlegte, schaffte in der gleichen Zeit nur einen Zuwachs auf 11.587 Euro - bei einer Durchschnittsrendite von knapp drei Prozent jährlich. Und wer auf Tagesgeld gesetzt hatte, muss sich mit 11.152 Euro begnügen. Denn von mehr als fünf Prozent vor fünf Jahren ging es rasch nach unten - aktuell gibt es meist weniger als 1,5 Prozent. Das macht den Angaben zufolge eine Durchschnittsrendite von 2,2 Prozent pro Jahr.
Wer aktuell die Inflationsrate mit seinen risikolosen Sparanlagen schlagen will, muss bereit sein, mit seinen Tages- und Festgeldkonten zu den Banken mit den besten Angeboten zu wechseln, schreiben die Finanztester. Denn Zinsen über der Inflationsrate von 1,5 Prozent im Jahresmittel 2013 gebe es nur bei Direktbanken. Von den Filialbanken schaffte es kein Anbieter in die Spitzengruppe.
Mehr als drei Prozent Zinsen gibt es nicht
Die Spitzenreiter - die österreichische Denizbank und die niederländische NIBC Direct - bieten derzeit 2,15 Prozent auf dreijähriges Festgeld. Wer sein Vermögen zehn Jahre fest anlegen kann, bekommt sogar knapp über drei Prozent bei der Bausparkasse Mainz. Doch so lange Anlagezeiträume sind nicht jedermanns Sache - und das nicht nur, weil viele (vermutlich vergebens) auf steigende Zinsen spekulieren und dann handlungsfähig sein wollen. Die Finanztester empfehlen, bei Festgeld verschieden lange Zeiträume zu wählen.
Dabei ist klar, dass für Sparer die Tendenz eindeutig zum Festgeld gehen muss. Denn das beste Tagesgeldangebot - von MoneYou - bringt derzeit 1,46 Prozent und liegt damit tiefer als die Jahresinflation. Zwei Monatseinkommen sollten dennoch auf einem Tagesgeldkonto liegen, damit man flexibel auf Notfälle reagieren kann, rät "Finanztest".
Ab drei Monaten Festgeld Inflation ausgleichen
Bereits mit dreimonatigem Festgeld - bei der Amsterdam Trade Bank - kann man die Inflation mit 1,5 Prozent Zinsen zumindest ausgleichen und real eine schwarze Null schaffen. Ab einem Jahr Festgeld gibt's 1,7 Prozent Zinsen und mehr - und damit eine kleine echte Rendite.
Ausländischen Banken können Sparer zumindest einen Teil ihres Vermögens anvertrauen, denn bei Instituten in der EU sind mindestens 100.000 Euro pro Anleger durch die Einlagensicherung geschützt, oft auch mehr. Banken etwa in Lettland oder Litauen trauten die Finanztester aber trotz Einlagensicherung nicht. Sie bezweifeln, dass die Entschädigungstöpfe im Ernstfall genügend hergeben würden.
Auf Mätzchen der Banken achten
Wer reicher ist, muss gegebenenfalls ohnehin etwas streuen, denn manch beworbener Zinssatz gilt nur bis 5000 Euro. Alles darüberhinaus wird dann nur noch mit einem Bruchteil verzinst. Als Beispiel führt "Finanztest" die Santander Bank an: 0,5 Prozent gibt es bis 5000 Euro, von 5001 bis 25.000 Euro zahlt die Bank 0,4 Prozent und darüberhinaus sogar nur noch 0,25 Prozent Zinsen. Da wird selbst die Briefmarke auf dem Kündigungsschreiben zum Renditerisiko.