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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umschulden Raus aus dem Dauer-Dispo – mit diesem Trick gelingt es
Wenn es am Ende des Monats knapp wird auf dem Konto, hilft der Dispokredit. Doch auf Dauer ist das viel zu teuer. Welche Lösung deutlich günstiger ist.
Keine Frage, in der Not ist der Dispokredit ein guter Helfer – beispielsweise jetzt in der Energiekrise. Wer knapp bei Kasse ist, darf sein Girokonto damit innerhalb eines vereinbarten finanziellen Rahmens überziehen. Doch Banken lassen sich dieses Angebot gut bezahlen.
Bis zu 14 Prozent Zinsen kann ein Dispokredit pro Jahr kosten. Daher sollten Sie ihn nur für kurzfristige Engpässe nutzen. Ist Ihr Konto dauerhaft im Minus, kann sich ein Ratenkredit lohnen, um das Haushaltsbudget zu entlasten.
Laut einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox, die t-online exklusiv vorliegt, können Sie knapp 300 Euro sparen, wenn Sie mit 4.000 Euro im Dispo sind und auf einen Ratenkredit umschulden.
Dispozinsen im Schnitt bei 9,43 Prozent
"Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher reicht das monatliche Einkommen nicht mehr aus, um die laufenden Lebenshaltungskosten zu decken. Sie rutschen ins Minus. Doch der Dispo ist nur eine kurzfristige Lösung", sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. "Verbraucher sollten sich nach einer günstigen Alternative umsehen und einen Ratenkredit in Betracht ziehen."
Denn noch immer verlangen viele Banken horrende Dispozinsen. Bei der jüngsten Erhebung der Stiftung Warentest waren es durchschnittlich 9,43 Prozent. Zwar sind inzwischen auch die Zinsen für einen Ratenkredit gestiegen, sie liegen aber weiter deutlich unter den Dispozinsen: Für einen Ratenkredit zahlen Verbraucher bei über Verivox abgeschlossenen Krediten einen mittleren Zinssatz in Höhe von 4,75 Prozent.
Bankkunden, die einen Dispo von 4.000 Euro zu diesen Konditionen umschulden, zahlen bei dreijähriger Kreditlaufzeit 293 Euro Zinsen. Um den Betrag über denselben Zeitraum zum durchschnittlichen Dispozins zu tilgen, müssten sie 582 Euro Zinsen zahlen – 289 Euro mehr als für den günstigen Ratenkredit.
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Banken müssen Kunden Alternativen anbieten
Banken sind verpflichtet, ihre Kunden über Alternativen zum Dispokredit aufzuklären. Wenn Verbraucher länger als sechs Monate durchschnittlich 75 Prozent des verfügbaren Rahmens ausschöpfen, müssen Kreditinstitute aktiv das Gespräch suchen und Alternativen zum Dauer-Dispo anbieten.
Dasselbe gilt bei einer geduldeten Kontoüberziehung über drei Monate, wenn Sie durchschnittlich mehr als die Hälfte des monatlichen Geldeingangs in Anspruch nehmen.
Zur Methode: Um die Zinskosten der Finanzierungsvarianten besser vergleichen zu können, hat Verivox für die Modellrechnung unterstellt, dass der Dispokredit ebenso wie die Ratenkredite über drei Jahre in gleichbleibenden Monatsraten abbezahlt werden. Die günstigsten Banken im Verivox-Kreditvergleich vergeben einen Ratenkredit zum Ausgleich des Girokontos zum mittleren Zinssatz von 4,75 Prozent. Die Mehrheit der Kunden erhält diesen oder einen günstigeren Zinssatz.
Nicht das erstbeste Angebot nehmen
Verbraucher sollten aber nicht voreilig das erstbeste Kreditangebot ihrer Hausbank annehmen, sondern Anbieter vergleichen. "Im bundesweiten Durchschnitt lagen die Ratenkreditzinsen laut Bundesbank zuletzt bei 6,33 Prozent. Bei diesen Konditionen müssten Sie insgesamt 391 Euro Zinsen zahlen, um 4.000 Euro umzuschulden und innerhalb von drei Jahren zu tilgen", sagt Maier. "Das sind zwar 191 Euro weniger, als für den Dispo fällig würden, aber auch rund 100 Euro mehr als beim mittleren Zinssatz der über Verivox abgeschlossenen Kredite."
Vorsicht ist bei Kreditvermittlern geboten, die mit "unbürokratischer Hilfe" oder "schufafreien" Krediten werben. Oft entstehen bei solchen Angeboten zusätzliche Kosten, und am Ende ist der Schuldenberg nur noch größer.
Dispo-Rahmen nach Tilgung senken
Damit Sie sich finanziell nicht übernehmen, sollten Sie die Ratenzahlungen für den Kredit nicht so hoch ansetzen, dass Sie durch die zusätzliche Belastung gleich wieder ins Minus rutschen. Auch ein Ratenkredit mit niedriger Monatsrate und langer Laufzeit ist günstiger als ein Dispokredit. Viele Schuldnerberater empfehlen, nach dem Kontoausgleich den Dispo-Rahmen zu senken.
Damit das Konto nicht erneut in die roten Zahlen rutscht, sollten Sie Ihre Einnahmen und Ausgaben außerdem in einem Haushaltsbuch dokumentieren. So herrscht jederzeit volle Transparenz über das Haushaltsbudget. Wie Sie ein Haushaltsbuch führen, lesen Sie hier.
- Auswertung von Verivox für t-online
- Schriftliches Statement von Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier
- test.de: "Dispozinsen: Alle Banken im Test – Durchschnittszins bei 9,43 Prozent"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa