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Donald Trump und die Börse: Bringt seine Politik langfristig Gewinne?


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Trump lässt die Börse tanzen
Wie lange geht das noch gut?


Aktualisiert am 28.12.2024 - 16:46 UhrLesedauer: 6 Min.
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Zukünftiger US-Präsident Donald Trump (Archivbild): Trump hat für seine zweite Amtszeit weitreichende Zölle angekündigt. (Quelle: Alex Brandon/AP/dpa/dpa-bilder)
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Mit Trumps Wahl zum US-Präsidenten erreichten wichtige Börsenindizes neue Rekorde. Anlegern stellt sich jedoch die Frage, wie nachhaltig Trumps Einfluss auf die Börse tatsächlich ist.

Nach dem Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen schien den meisten Börsianern ein Stein vom Herzen gefallen zu sein. Der S&P 500 stieg am Tag nach der Wahl um sieben Prozent auf ein neues Rekordhoch, der Nasdaq 100 mit den wichtigsten Technologiewerten sogar um acht Prozent. Der US-Dollar legte zu und auch der Bitcoin markierte immer neue Rekordstände.

Am Ende eines ereignisreichen Jahres haben die Anleger den großen Rausch hinter sich gelassen und müssen sich wieder der Realität stellen. Denn Fakt ist: Die Börsen existieren nicht im luftleeren Raum und fußen nur im ersten Moment auf Versprechungen und Prognosen. Grundlage aller Börsenkurse sind die Unternehmen und wie sie sich wirtschaftlich entwickeln. Am Ende geht es um nichts anderes als um Zahlen, Umsätze und Gewinne.

Wie könnte es an den Märkten weitergehen? Kommt die große Korrektur, wie viele Experten prognostizieren – oder geht der Aufschwung weiter, trotz oder gerade wegen Trump im mächtigsten Amt der Welt?

Trump kann durchregieren

Der Republikaner Trump wird am 20. Januar das Amt von Joe Biden übernehmen und kann möglicherweise mit dem Senat und auch dem Repräsentantenhaus im Rücken durchregieren. Er muss keinen Widerstand aus dem Parlament fürchten. Allein diese Tatsache hat die Börsen beflügelt.

Doch eine Frage stellen sich viele Anleger: Wird Trumps Politik tatsächlich in den kommenden vier Jahren seiner Amtszeit gut für die US-Wirtschaft und gut für US-Aktien sein?

Was die Märkte nach der Wahl vor allem angetrieben hat, ist die geplante unternehmensfreundliche Steuer- und Zollpolitik des designierten US-Präsidenten. "Es ist die aufgeregte Vorfreude auf Deregulierung und die Taten Trumps, die die Wirtschaft ankurbeln werden, und die Führungskräfte fangen mit vorausgreifenden Maßnahmen an", erklärt Investmentexperte Eric Schiffer von The Patriarch Organization die euphorische Stimmung an den Märkten.

Große Erwartungen

Die Erwartungen, die Trump bei vorwiegend männlichen Wählern ab 18 Jahren geschürt hat, sind hoch. Höhere Löhne, geringere Steuern, Bekämpfung der Inflation, sichere Arbeitsplätze. Unternehmenslenker großer US-Firmen hoffen, dass Trump, wie versprochen, die Unternehmenssteuern senkt. Stahlproduzenten hoffen auf protektionistische Maßnahmen gegen Billigimporte aus China und die Ölindustrie hofft auf Deregulierung von Maßnahmen für den Umweltschutz.

Wird Trump all diese Erwartungen befriedigen? "Ja, das wird er, dafür werden seine engen Freunde schon sorgen, die viel gespendet haben und jetzt auf Belohnung warten – oder gleich Regierungsämter bekommen", sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank.

Der Optimismus schlägt sich auch in den Stimmungsindikatoren nieder. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für den Fertigungs- und Dienstleistungssektor stieg im November auf den höchsten Stand seit April 2022.

Chris Williamson, Chefökonom bei S&P Global Market Intelligence, glaubt, dass die Aussicht auf niedrigere Zinsen und eine wirtschaftsfreundlichere Haltung der neuen Regierung zu mehr Optimismus führe, was wiederum zu einem Anstieg der Produktion und der Auftragseingänge im November geführt habe.

Club der Milliardäre

Um die im Wahlkampf gegebenen Versprechen einzulösen, setzt der neue Präsident auf einen Regierungsapparat mit treuen "Trump-Dienern". Seine Personalentscheidungen deuten zumindest darauf hin, dass er sich mit loyal ergebenen Ministern umgibt, die seine Agenda konsequent umsetzen dürften.


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Eine ganze Reihe loyaler Trumpisten steht bereit, Ämter zu übernehmen.


Mathias Beil, Sutor Bank Hamburg


Nach seiner ersten Wahl war Donald Trump selbst von seinem Erfolg überrascht und hatte kaum Vorbereitungen für die Übernahme des Amtes und der Regierungsgeschäfte getroffen. Dieses Mal sei das anders, sagt Börsenexperte Mathias Beil.

"Hatte Trump in der letzten Präsidentschaft noch auf ein Team von Experten zurückgegriffen, um überhaupt die Geschäfte aufzunehmen und die USA am Laufen zu halten, so hat er jetzt deutlich besser vorgesorgt. Eine ganze Reihe loyaler Trumpisten steht bereit, Ämter zu übernehmen." Die Märkte dürften von raschen wirtschaftspolitischen Entscheidungen profitieren, da ein zähes Ringen um Kompromisse zwischen Republikanern und Demokraten ausbleibt.

Kann Elon Musk treu sein?

Während manch einer davon sich um die politische Ausrichtung der US-Politik kümmern möge oder versuchen werde, konservative Ideen umzusetzen, seien auch einige dabei, die handfeste wirtschaftliche Interessen haben.

"An erster Stelle ganz klar Elon Musk. Er hat mit vollem Risiko auf Trump gesetzt, viel Geld für den Wahlkampf gespendet und wird dafür möglicherweise mit einem Regierungsamt belohnt", sagt Mathias Beil von der Sutor Bank.

Die größte Belohnung habe er wohl bereits erhalten: Allein die Kursgewinne in der Nacht vom 5. auf den 6. November haben den Tesla-Chef und Besitzer der Nachrichtenplattform X um 14 Milliarden Dollar reicher gemacht. "Ein guter Return auf seinen Einsatz; seine Wahlspenden beliefen sich auf rund 133 Millionen Dollar", erklärt Beil.

Finanzhäuser im Spendenrausch

Doch auch andere freuen sich: Finanztitel boomen, die gesamte Wall Street scheint euphorisiert. Das kommt auch den größten Einzelspendern im Wahlkampf zugute. Timoty Mellon aus der gleichnamigen Bankendynastie hatte 200 Millionen Dollar an Trump gespendet, die Hedgefonds-Manager Ken Griffin und Paul Singer rund 100 Millionen und 60 Millionen Dollar, Blackrock-Chef Stephan Schwarzman rund 40 Millionen Dollar.


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In den kommenden Jahren wird der US-amerikanische Aktienmarkt für Anleger ein verlockender Ort sein.


Mathias Beil, Sutor Bank Hamburg


Anders als Musk, der möglicherweise eine Art Aufseher über die Staatsausgaben werden soll, dürfte aus Sicht von Mathias Beil wohl kaum einer davon in ein Kabinett Trump eintreten. "Doch ihren Einfluss werden sie geltend machen. Es lässt sich leicht vorhersagen, dass all diese Persönlichkeiten sich dabei nicht gegenseitig in die Suppe spucken werden."

Insofern werde die Erwartung guter Börsenjahre unter Trump zumindest für eine ganze Weile funktionieren, meint Beil. "In den kommenden Jahren wird der US-amerikanische Aktienmarkt für Anleger ein verlockender Ort sein."

Trumps wirtschaftspolitische Agenda

Dass US-Aktien weiterhin für Anleger eine gute Investition sind, sieht auch Analyst Marc Pinto vom Vermögensverwalter Janus Henderson so. Trumps Pläne, wie die US-Wirtschaft funktionieren soll, sind einfach zusammengefasst: Ein Anliegen von Trump sei die Einführung von Zöllen und niedrigere Steuern.

Er gelte als Befürworter niedriger Unternehmenssteuersätze, der Deregulierung und einer Industriepolitik, die das inländische Wachstum begünstige. Das könne der US-Wirtschaft weitere Impulse geben und Risikoanlagen wie Aktien zugutekommen, so Pinto.

Ökonomen befürchten jedoch, dass diese Maßnahmen in den USA zu einer höheren Inflation führen. Sie erwarten daher, dass der Spielraum für weitere Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed sinken wird. Gleichzeitig legte der Dollar seit Trumps Wahlsieg zu. Ein starker Dollar könnte die Exporte amerikanischer Unternehmen belasten und deren Gewinne schmälern, was sich wiederum negativ auf die Quartalsbilanzen auswirkt.

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Panik in Europa

Ganz andere Probleme kommen auf die europäische Wirtschaft durch die neue Trump-Regierung zu – und damit auch auf die europäischen Indizes wie Dax, Cac und Euro Stoxx 50. Trump hat neue Zölle von 10 bis 20 Prozent auf Importe aus Europa angekündigt.

Sollte Trump tatsächlich 20 Prozent Zoll auf Importe aus der EU und 60 Prozent Zoll auf Einfuhren aus China erheben, könnten die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent sinken, schätzt das Münchner Ifo-Institut. Die USA sind der mit Abstand größte Abnehmer von Waren "Made in Germany". Auch für Waren aus Kanada und Mexiko will Trump Zölle einführen.

Deutsche Betriebe seien eng in den Lieferketten Nordamerikas verzahnt, erläutert Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Zahlreiche deutsche Firmen produzierten in Mexiko und Kanada für den US-Markt. "Die nun angekündigten Zölle würden die US-Einfuhren aus den Nachbarländern verteuern und könnten zu einem Auftragsrückgang führen", so Treier.

Auch die von Trump ebenfalls angekündigten zusätzlichen Zölle gegen China würden deutsche Unternehmen treffen, deren Vorprodukte häufig für chinesische Exportgüter benötigt würden. Ein Handelskrieg mit den USA ist aus europäischer Sicht eine schlechte Nachricht für stark exportabhängige Unternehmen etwa aus der Automobilbranche.

Dax steigt auf Rekordhoch

Allen Unsicherheiten zum Trotz stieg der deutsche Leitindex Dax Anfang Dezember auf ein neues Rekordhoch von 20.476 Punkten und folgte damit den US-Indizes S&P 500, Dow Jones und Nasdaq, die ebenfalls neue Allzeithochs markierten. "Viele Anleger schütteln nur noch ungläubig den Kopf", kommentierte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von Handelshaus CMC Markets.

Bleibt es bis zum Jahresende dabei, können sich Anleger auf eines der besten Börsenjahre der letzten zehn Jahre freuen – auch dank Trump. Die von Trump forcierte Wirtschaftspolitik habe aber vor allem die Risiken erhöht und die Finanzmärkte anfälliger für plötzliche Kurskorrekturen gemacht, sagt Stanzl.

Schwache Staatshaushalte in einigen Ländern und ein schwaches Wachstum erhöhten zudem das Risiko, dass an den Finanzmärkten erneut Sorgen über die Tragfähigkeit der Schulden aufkommen könnten. Deutschland befinde sich nach dem Aus der Ampelkoalition in dieser Zeit im Wahlkampf und wäre politisch kaum handlungsfähig.

Hohe Kreditkosten und eingetrübte Wachstumsaussichten belasteten weiterhin die Unternehmen. Insgesamt haben sich die Kreditrisiken bisher zwar nur graduell erhöht. Kleine und mittlere Unternehmen sowie ärmere Haushalte könnten jedoch unter Druck geraten, sollte sich das Wirtschaftswachstum stärker abschwächen als erwartet.

Berichtssaison 2025 entscheidend

Ob die US-Wirtschaft auch 2025 brummt, wird sich nicht zuletzt in den Quartalszahlen der Unternehmen widerspiegeln. Die US-Berichtssaison im kommenden Januar und Februar wird Aufschluss darüber geben, wie die Geschäfte im Jahr 2024 gelaufen sind – und sicherlich auch die eine oder andere negative Überraschung bereithalten.

Wenn sich die in den US-Indizes gelisteten, in einem globalen Handelsnetzwerk agierenden Unternehmen in den USA im Kampf um Zölle und Gegenzölle, bei niedrigeren Unternehmenssteuern, aber auch höheren Löhnen weiter positiv entwickeln, wird sich das letztlich auch in den Börsenkursen widerspiegeln. Ein Selbstläufer wird das aber nicht. Die Börsenjahre unter Trump können gute Börsenjahre werden, aber nur so gut, wie seine Politik alle Interessen in Einklang bringt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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