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USA: Trump droht EU mit 25 Prozent – Zehntausende Jobs in Gefahr


Neue Zoll-Drohungen
Trump macht EU schwere Vorwürfe


27.02.2025 - 13:21 UhrLesedauer: 4 Min.
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US-Präsident Donald Trump: Mit Zoll-Androhungen versucht er die EU einzuschüchtern. (Quelle: Uncredited/Pool/AP/dpa/dpa-bilder)
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Gedroht hat Trump schon oft, nun hat er neue Startdaten für die Einfuhrzölle angekündigt. An den Börsen sorgt das schon für Bewegung. Doch was heißt das für Unternehmen und Verbraucher?

Bislang sorgte US-Präsident Donald Trump mit seinen Zoll-Drohungen für Verunsicherung. Doch seine neuesten Äußerungen stiften vor allem Verwirrung.

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Bei seiner ersten Kabinettssitzung am Mittwoch erklärte Trump, die angekündigten 25-prozentigen Importaufschläge für Mexiko und Kanada würden ab dem 2. April greifen. "Ich wollte es am 1. April machen", sagte der Republikaner vor Journalisten. "Aber ich bin ein wenig abergläubisch, ich habe daraus den 2. April gemacht."

Ursprünglich hatte Trump die Frist auf den 4. März festgesetzt. Ein Vertreter der US-Regierung bestätigte später, dass dieses Datum weiterhin gelte. Dies sei vorbehaltlich einer Prüfung, ob die beiden Nachbarstaaten ausreichende Maßnahmen gegen illegale Migration und Drogenhandel ergriffen hätten.

Trump: EU gegründet, um USA "zu bescheißen"

Trump äußerte sich auch zu den angedrohten EU-Zöllen. Dieser Fall sei anders gelagert, so der US-Präsident. "Wir haben eine Entscheidung getroffen. Wir werden sie sehr bald bekannt geben", sagte er. "Es werden generell 25 Prozent sein und zwar für Autos und alle anderen Dinge."

Seine Begründung: Die Europäer nutzten die USA aus. "Sie nehmen unsere Autos nicht. Sie nehmen im Wesentlichen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht", sagte Trump. Er fügte hinzu, dass die EU gegründet worden sei, "um die Vereinigten Staaten zu bescheißen" (engl. "to screw the United States").

Ankündigungen direkt an Börsen spürbar

Diese Unklarheiten haben Folgen. Trumps angedeutete Verschiebung der Zölle für Mexiko und Kanada ließ an den Märkten Hoffnung aufkommen. Der kanadische Dollar und der mexikanische Peso legten zunächst zum US-Dollar zu.

Anders in Europa: Die Aussicht auf bald einsetzende Zölle versetzte dem deutschen Börsenindex Dax einen Dämpfer. Vor dem Handelsstart am Donnerstag wurde ein Minus von 0,8 Prozent erwartet. Auch der Euro verlor bis zu 0,2 Prozent auf 1,0460 Dollar.

Doch was genau würden die Zölle überhaupt für deutsche Unternehmen und Verbraucher bedeuten?

USA sind wichtiger Partner für Deutschland

Darüber gibt es bislang nur Spekulationen. Trumps Zoll-Pläne stellen zunächst einmal eine drastische Veränderung im Umgang mit engen Partnern dar. Denn laut einem seiner neuesten Dekrete spiele es für das Verhängen der Zölle keine Rolle, ob es sich dabei um strategische Konkurrenten wie China oder um Verbündete wie die Europäische Union handele. Er wolle damit vor allem Ungleichheiten ausräumen, betont Trump immer wieder.

Was stimmt: Während die EU auf US-Fahrzeuge einen Einfuhrzoll von zehn Prozent erhebt, sind es umgekehrt nur 2,5 Prozent. Nach Angaben der EU sieht das in anderen Bereichen aber anders aus, sodass am Ende auf beiden Seiten im Schnitt rund ein Prozent stehe. "Im Jahr 2023 erhoben die USA Zölle in Höhe von etwa sieben Milliarden Euro auf EU-Ausfuhren, und die EU erhob Zölle in Höhe von etwa drei Milliarden Euro auf US-Ausfuhren", heißt es von der Kommission dazu. Diese Diskrepanz zeigt auch: Die EU schickt mehr Produkte in die USA als andersherum.

Für Deutschland ist dieser Unterschied noch deutlicher: Es exportierte im Jahr 2023 Waren im Wert von 158 Milliarden Euro in die USA – mehr als in jedes andere Land. Im Gegenzug importierte Deutschland Güter im Wert von 95 Milliarden Euro. Damit landen die USA in dieser Kategorie auf Platz drei.

Das heißt, sollte es sich bei Trumps Zöllen lediglich um reziproke Zölle handeln, die also nur bestehende Ungleichheiten einebnen, hätte das wenig Auswirkungen auf die europäische und deutsche Wirtschaft. Sollten es hingegen tatsächlich zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent sein, würde das ein Exportland wie Deutschland deutlich stärker treffen.

Zehntausende Jobs in Gefahr

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat berechnet, dass bei zehn bis 20 Prozent zusätzlichen Zöllen bereits ein wirtschaftlicher Schaden in dreistelliger Milliardenhöhe droht. In einer Berechnung aus dem vergangenen Jahr kommt das Institut zudem zu dem Schluss, dass ein eskalierender Handelskrieg in Deutschland in den kommenden vier Jahren zu einem Verlust von bis zu 150.000 Jobs führen könnte, erläutert Ökonom Jürgen Matthes im Gespräch mit t-online. In dem Modell ging das IW dabei davon aus, dass Trump Zölle in Höhe von 60 Prozent gegen China und 20 Prozent gegen die EU verhängt und die EU mit Zöllen in Höhe von ebenfalls 20 Prozent darauf antwortet.

Dass die EU mit Gegenmaßnahmen reagieren würde, ist dabei wahrscheinlich. Die Kommission kündigte am Mittwochabend bereits an, entschlossen und ohne Zögern handeln zu wollen.

Wie sich die Zölle auswirken, ist also stark von ihrer genauen Ausgestaltung abhängig. Doch Deutschland kann sich derzeit auch geringe Einbußen kaum leisten. Zur Erinnerung: In den vergangenen beiden Jahren ging die Wirtschaftsleistung zurück. Prognosen sagen auch für 2025 nur ein geringes Wachstum von 0,3 Prozent voraus. Mehr dazu lesen Sie hier.

Letztlich könnte es auch sein, dass Trump seine Drohung als Verhandlungstaktik einsetzt. Was genau er im Gegenzug von der EU will, ist bislang allerdings unklar. Dafür spricht auch, dass Trump immer wieder neue Prozentsätze und Starttermine nennt und sich im Falle Mexikos relativ schnell auf einen Deal zum Aufschub der Zölle eingelassen hat.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Jürgen Matthes (IW)
  • Europäische Kommission: Zölle USA/EU: Fragen-Antworten-Katalog veröffentlicht
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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