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Biontech ist zum Forschungserfolg verdammt – immer höhere Verluste


Immer höhere Verluste bei Biontech
Zum Forschungserfolg verdammt


26.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Impfstoffproduktion bei Biontech: Der Konzern hat einen Omikron-Impfstoff angekündigtVergrößern des Bildes
Biontech-Labor: Das Unternehmen forscht an Impfstoffen gegen Krebs und Infektionskrankheiten. Aktionäre hoffen auf schnelle Erfolge. (Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Michael Probst//dpa)

Corona-Impfstoffe sind nicht mehr nachgefragt, Alternativen nicht entwicklungsreif: Der Pharma-Konzern Biontech macht Verluste. Steht die Aktie zu Recht weit weg vom Pandemie-Rekord?

Bilder sagen mehr als tausend Worte: Der Kurschart des Biotech-Unternehmens verzeichnet einen gewaltigen Anstieg – und einen schnellen, tiefen Einbruch. Der Kurs der Aktie steht heute kaum höher als zu Beginn der Pandemie. Während Corona die Welt in Atem gehalten hat und Biontech, Moderna und andere Unternehmen Impfstoffe gegen das Virus entwickelt haben, war der Kurs der Aktie bis auf mehr als 300 Euro gestiegen. Das Niveau war nicht zu halten. Denn die Impfstoffe wirkten, das Corona-Virus verlor seinen Schrecken; daraufhin sank die Nachfrage nach Impfstoff rapide.

Es galt, alternative Geschäftsmodelle zu finden. Biontech steht mit dieser Herausforderung nicht allein da. Der Konkurrenz wie Moderna, Curevac oder Pfizer und vielen anderen Unternehmern geht es ebenso: Auch Corona-Profiteure wie der Videodienst-Anbieter Zoom, das Heimtraining-Startup Peloton oder der Essenslieferant Hello Fresh taten sich nach dem Boom schwer, geschäftlichen Anschluss zu finden. Ein Forschungsunternehmen wie Biontech hat aber noch einmal eine ganz andere Relevanz: Wenn es so einem Unternehmen gelingt, auch Wirkstoffe gegen andere Erkrankungen zu entwickeln, hilft das der gesamten Menschheit und eben nicht nur der eigenen Firmenbilanz. Aber wie schnell kann das gehen?

Weniger Einnahmen – hohe Forschungsausgaben

Nach der Pandemie war für die Biotech-Branche also Flexibilität gefragt, Unternehmen mussten sich einmal mehr den wieder neuen Umständen anpassen. Doch das ist bis heute gar nicht so einfach: Weil der Blockbuster-Impfstoff kaum noch gefragt ist, heißt das, es kommt weniger Geld in die Kasse. Auf der anderen Seite muss Biontech viel in die Forschung neuer Wirkstoffe investieren, um das Geschäftsmodell für die Zukunft zu sichern und gegen andere Erkrankungen vorzugehen.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u. a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Zurück zu den Wurzeln

Biontech kehrte deshalb zu seinen Wurzeln zurück: Es entwickelt seit Längerem Krebsmedikamente und Mittel gegen Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Grippe. Die Hoffnung ist, dass eines Tages ein Impfstoff gegen Krebs auf Basis der mRNA-Technologie wie beim Corona-Impfstoff verfügbar ist. Doch immer wieder gibt es Rückschläge: So hatte im Juni die Gesundheitsbehörde in den USA angeordnet, eine Studie von Biontech-Partner Medilink zu stoppen: Die Todesfälle der Probanden lagen über dem Durchschnitt.

Immerhin: Seit vergangener Woche darf die Studie fortgesetzt werden. Doch der Weg forschender Pharma- und Biotech-Unternehmen ist weit: Erst 2026 dürfte ein erstes Krebsmittel von den Behörden zugelassen werden, erwartet Biontech. Danach sollen aber jährlich neue Krebsmedikamente zugelassen werden. Außerdem entwickelt Biontech Therapien, die weniger Nebenwirkungen haben und gezielter wirken als heute die Chemotherapie.

Corona bleibt Forschungsschwerpunkt – aus traurigem Grund

Nichtsdestotrotz bleibt Corona ein Forschungsschwerpunkt: Allein während der Olympischen Spiele zeigte sich, dass das Virus nicht aus der Welt ist. Weitsprung-Star Malaika Mihambo litt noch immer unter einer Infektion von Ende Juni. Leichtathlet Noah Lyles trat beim 200-Meter-Lauf an, obwohl er infiziert war. Er sprintete zu Bronze. Die Starts in den Staffeln musste er absagen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO waren kurz vor Ende der Spiele 40 Athleten positiv getestet. Zwischenzeitlich waren allein im Team Australiens 40 Mitglieder infiziert, darunter Schwimm-Star Zac Stubblety-Cook. Er holte ebenfalls eine Medaille: Silber über 200 Meter Brust.

Immer neue Varianten des Virus brechen sich Bahn, ein neuer Impfstoff von Biontech zielt auf sie ab. Er ist seit Mitte August verfügbar. All das kostet. Allein im zweiten Quartal investierte das Unternehmen gut 525 Millionen Euro in die Forschung, gut eine Milliarde im ersten Halbjahr. Zugleich sinken die Umsätze von Biontech: Im zweiten Quartal waren es noch gut 128 Millionen Euro nach 168 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Die Verluste wuchsen dagegen von 190 auf 808 Millionen Euro. Und dürften in den kommenden Jahresbilanzen noch größer werden.

Klagefolgen schwer zu beziffern

Und das liegt nicht zuletzt an Klagen, mit denen sich das Mainzer Unternehmen konfrontiert sieht: Für seinen bisherigen Corona-Impfstoff wurde Biontech von der Universität von Pennsylvania in den USA wegen angeblich zu niedriger Lizenzgebühren verklagt. Die Hochschule fordert einen höheren Geldanteil an den weltweiten Impfstoff-Verkäufen sowie Schadenersatz, weil Biontech die mRNA-Forschung zweier Professoren der Uni genutzt habe.

Welche Risiken auf Biontech zukommen können, lässt sich schwer beziffern. Höhere Lizenzzahlungen sind denkbar – auch rückwirkend. Das könnte Biontech schwer zu schaffen machen. Auch die Konkurrenten Curevac und Moderna hatten Biontech schon vorgeworfen, ihre Patente zu verletzen.

All das lastet auch auf der Aktie. Ganz pessimistisch sind die Analysten aber nicht: Sie sehen ein Kursziel von gut 100 Euro im Mittel. Das wären rund 25 Prozent mehr als derzeit. Das ist zwar längst nicht das alte Rekordniveau, aber da gehört Biontech derzeit auch nicht hin: Erst müssen neue Medikamente her.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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