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Autozölle: Ferrari trotzt den Zöllen – deutsche Hersteller kämpfen


Handelskrieg
Diesem Hersteller sind Trumps Autozölle egal

  • Antje Erhard
MeinungEine Kolumne von Antje Erhard

Aktualisiert am 14.04.2025 - 15:32 UhrLesedauer: 4 Min.
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Ferrari: Der Autobauer trotzt den US-Zöllen. (Quelle: Askolds Berowskis/imago-images-bilder)
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Die Zollpause für 90 Tage gilt nicht für die Autozölle. Sie belasten daher weiterhin die Aktien der Hersteller. Nicht alle sind gleich schlimm betroffen – doch alle suchen nach Lösungen.

Im italienischen Maranello war man vorbereitet: Am Tag, als Donald Trump ankündigte, er werde die Welt mit Autozöllen überziehen, drehte eine Aktie direkt ins Plus: Ferrari. Der Nobelauto-Hersteller konterte die Zölle mit Preiserhöhungen und bestätigte im nächsten Atemzug seine Jahresziele. Der Nischenanbieter von Premium-Produkten kann die Zölle zum Teil an die Kunden weitergeben.

Denn die Zollpause, die Trump am Mittwoch für 90 Tage verkündete, gilt nicht für die Autozölle. Sie belasten daher weiterhin die Aktien der meisten Hersteller. Anders als Ferrari können Massenhersteller sie nämlich nicht einfach auf die Kunden weiterreichen. Es wird also nach anderen Lösungen gesucht.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX unter anderem zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Am schlimmsten betroffen von den Zöllen ist derzeit der Stellantis-Konzern mit Marken wie Chrysler, einst ein eigenständiger US-Hersteller. Einige Fabriken von Stellantis in Kanada und Mexiko ruhen bereits. Fast 1.000 Beschäftigte in den USA werden entlassen. Das "goldene Zeitalter", das Trump in seiner Antrittsrede explizit für Beschäftigte in der Autoindustrie ankündigte, erfüllt sich für sie derzeit nicht. Und auch nicht für die Stellantis-Aktionäre: Mehr als ein Viertel des Börsenwerts ist seit Ende Februar futsch. Zeitweise war es sogar mehr als ein Drittel. Keiner der großen europäischen Hersteller kam an der Börse schlechter weg.

Ebenfalls stark betroffen sind Mercedes, BMW, VW. Viele deutsche Hersteller fertigen zwar in den USA für die USA, aber eben auch in Mexiko. BMW und Mercedes exportieren zudem rund 50 Prozent der Fahrzeuge, die sie in den USA herstellen. Hier schlagen Vergeltungszölle ins Kontor.

Mercedes will eventuell verlagern

Mercedes hatte zügig angekündigt, eventuell die Produktion eines weiteren Modells in die USA zu verlagern. Welches ist noch nicht bekannt. BMW will die Preise für den US-Markt vorerst nicht erhöhen, VW hingegen schon. Ursprünglich hatte hier das Management direkt mit der US-Regierung verhandeln wollen. Doch es gibt keine Ausnahmen von der Zollpolitik.

BMW hat bereits mitgeteilt, dass eine Milliarde Euro an Belastungen in die Jahresbilanz einkalkuliert sind.

Analysten: Milliardenkosten erwartet

Das US-Analysehaus Bernstein berechnete im März die Kosten für die drei großen Hersteller BMW, VW, Mercedes auf elf Milliarden Euro.

Dennoch: Auf dem Kurszettel sieht das noch vergleichsweise moderat aus: Die Strategie, vor Ort zu produzieren, lindert das Problem dann doch etwas. BMW-Aktien verlieren seit Ende Februar circa 10 Prozent, Mercedes-Aktien rund 12 Prozent und VW-Aktien 13. Allerdings unter enormen Schwankungen – je nachdem, welche Zollbotschaft gerade kursiert.

Etwas schwieriger ist die Lage bei Porsche, wie Kursverluste von 15 Prozent seit Ende Februar nahelegen. Porsche und Audi haben keinerlei Produktion in den USA. Porsche exportiert aus Europa, Audi aus Mexiko. Da schlagen die Zölle richtig zu. Audi lässt dementsprechend diese Exporte ruhen. Auch Land Rover liefert aktuell nicht in die USA.

Run auf Autos in den USA

Dagegen erleben viele Hersteller in den USA gerade einen Run auf ihre Autos, den sie mit Rabatten noch befeuern. Beispielsweise Ford. Ewig durchhalten können sie das nicht: Nach dem Run kommt die Flaute. Vorzieheffekte sind immer begrenzt.

Außerdem verarbeiten US-Hersteller auch Aluminium und Stahl aus dem Ausland. Und die werden teurer. Der Grund auch hier: Zölle. Dazu kommen ab Mai noch Zölle auf Autoteile. Ungefähr ein halber Ford oder Chevrolet besteht aus ausländischen Autoteilen und -materialien. Das wird teuer für US-Verbraucher.

Die Ford-Aktie hatte sich nach der Ankündigung der Autozölle noch berappelt. Doch nach und nach setzte sich auch hier die Erkenntnis durch, dass die Auswirkungen komplex sind. GM-Aktien hatten sich im März erholt – um dann wieder abzutauchen.

Deutsche Hersteller: Vieles auf der Haben-Seite

Was haben deutsche Hersteller nun aber auf der Haben-Seite? Wie erwähnt, produzieren etliche vor Ort in den USA. Außerdem haben sie den großen Absatzmarkt Europa vor der Haustür. Sie machen immer noch Milliardengewinne und transformieren ihr Geschäft, damit das auch so bleibt, beziehungsweise die Gewinne noch gesteigert werden.

Hier die Zahlen: Von den dreiviertel Million Autos, die die EU jährlich in die USA exportiert, sind fast 450.000 deutsche. Umgekehrt kommen nur knapp 140.000 US-Fahrzeuge nach Deutschland. Insgesamt haben deutsche Hersteller sogar 1,4 Millionen Fahrzeuge in den USA verkauft, weil Autos made in Germany dort einen hohen Stellenwert haben – auch wenn sie im Vergleich zu US-Autos teurer sind.

Warum Autozölle nichts bringen für den US-Markt

Werden die Zölle also wirken? Kaufen Deutsche künftig amerikanische Autos? Autos wie Dodge oder Cadillac, die bisher ein Randdasein in Europa fristeten? Ich wage mal zu behaupten: Kaum. Sie sind mehrheitlich zu groß, verbrauchen zu viel Sprit und passen vom Design nicht zum europäischen Geschmack. Wie sollten Zölle das ändern?

Werden sich jetzt reihenweise Produktionen – gleich welcher Branche – in die USA verlagern? Auch da bin ich skeptisch. Unternehmen brauchen Planungssicherheit, um zu investieren. Aber die gibt es nicht, wenn die Regeln von heute Morgen bereits heute Abend nicht mehr gelten.

Fazit: Schon vor den Zöllen waren die Geschäfte der deutschen und europäischen Autohersteller schwierig. Die aktuelle Krise ist aber nicht selbst verschuldet. Noch ist offen, wer sie am besten meistern wird. Die Voraussetzungen hinsichtlich Strategie, Finanzkraft und Marktposition sind unterschiedlich. Allerdings haben die deutschen Hersteller eher ein größeres Potenzial als ihre amerikanischen oder europäischen Konkurrenten – egal ob mit Zöllen oder ohne.

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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