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Sondierungseinigung von Union und SPD: Ökonomen äußern deutliche Kritik


"Geschenke für Wohlhabende"
Ökonomen zerlegen Sondierungspapier von Union und SPD

Von reuters
09.03.2025 - 12:55 UhrLesedauer: 2 Min.
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Die Spitzen von Union und SPD (Archivbild): Ökonomen sehen ihre Einigung kritisch. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur/imago)
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Die Spitzen von Union und SPD haben den Weg zu Koalitionsverhandlungen geebnet. Ökonomen blicken auf die bisherigen Ergebnisse sehr kritisch – und werden deutlich.

Ökonomen üben scharfe Kritik an dem von Union und SPD beschlossenen Sondierungspapier. Das Paket zeige jetzt schon, "wie das von beiden Partnern anvisierte Ende der Schuldenbremse die Schleusen für unsinnige Subventionen und Klientelpolitik wieder weit öffnet", sagte Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters.

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"Die ermäßigte Mehrwertsteuer in der Gastronomie ist ein Geschenk für wohlhabende Haushalte, die Rückkehr des subventionierten Agrardiesels ein ökologischer Skandal und die Ausweitung der Mütterrente für Kinder eine völlig ungezielte Maßnahme zulasten der Steuerzahler." Offenbar hofften beide Partner darauf, erhebliche Teile der Schulden für Rüstung und Investitionen "elegant zweckzuentfremden, um damit einflussreiche Gruppen zu bedienen". Union und SPD hatten sich zuvor bereits auf ein 500 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für Infrastruktur und auf eine Lockerung der Schuldenbremse für die Verteidigung geeinigt.

Verteilungskonflikte von Union und SPD nur überdeckt

Kritik am elfseitigen Sondierungspapier kommt auch vom Institut für Weltwirtschaft (IfW). "Ambitionierte Konsolidierungsbemühungen sucht man vergeblich", sagte der Direktor am Forschungszentrum Konjunktur und Wachstum, Stefan Kooths. Im Gegenteil: Es würden neue konsumtive Projekte in Aussicht gestellt. "Damit steht insgesamt zu befürchten, dass die massiv erweiterten Verschuldungsspielräume den Reformeifer erlahmen lassen", warnte Kooths.

"Im Ergebnis finanzieren die für die Bundeswehr deklarierten Dauerdefizite so nur all das, was nun offenbar nicht mehr auf den fiskalischen Prüfstand kommt." Mit höherer Verschuldung ließen sich Verteilungskonflikte zwar eine Weile überdecken. "Mittelfristig drohen sie sich dadurch aber weiter zu verschärfen", warnte Kooths. Dies gelte umso mehr, als ohne durchgreifende standortstärkende Maßnahmen die Verteilungsspielräume kaum noch wachsen dürften.

"Schuldenfinanzierter Reformstau"

ZEW-Experte Heinemann sieht auch die geplante Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro kritisch. Dies führe zu einem "erheblichen Lohnkostenschub für Geringqualifizierte in strukturschwachen Gebieten – und das in einem sich stark abkühlenden Arbeitsmarkt". Dagegen fehle es in der Vereinbarung an allem, was Deutschland dringend benötige: höheres Renteneintrittsalter, Ausweitung der Wochenarbeitszeit, mehr Eigenverantwortung im Fall von Krankheit und Pflege, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und ein konsequenter Subventionsabbau. "Deutschland verharrt auf wichtigen Feldern weiter im schuldenfinanzierten Reformstau", so das Fazit von ZEW-Experte Heinemann.

Nach der Einigung über ein riesiges Finanzierungspaket mit Grundgesetzänderungen und Sondervermögen vergangenen Dienstag einigten sich CDU, CSU und SPD am Samstag auf das elfseitige Sondierungspapier. Darin wurden Kompromisse in zentralen Streitfeldern festgeschrieben. Nach gut einwöchigen Sondierungsgesprächen schlugen die Parteichefs die Aufnahme formeller Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer Regierung vor.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur Reuters
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