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China: Insolvenz der Schattenbank Zhongzhi – kommt es zur Finanzkrise?


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Chinas Wirtschaft wackelt
Größte Schattenbank ist pleite: Hier droht die nächste Finanzkrise


Aktualisiert am 10.12.2023Lesedauer: 4 Min.
Xi JinpingVergrößern des Bildes
Chinas Präsident Xi Jinping: Die chinesische Wirtschaft hat sich noch nicht vollständig von der Corona-Zeit erholt, nun droht die Krise. (Quelle: Gianluigi Guercia/Pool AFP/AP/dpa/dpa)

Die chinesische Schattenbank Zhongzhi ist zahlungsunfähig. Damit wächst die Sorge nicht nur vor einer Finanzkrise, die sich weltweit ausbreiten könnte.

Erst strauchelten große Immobilienkonzerne, jetzt schwankt eine der wichtigsten Banken in China. Nachdem Ende November bekannt wurde, dass die chinesische Schattenbank Zhongzhi insolvent ist, protestierten geprellte Anleger. Auf sozialen Netzwerken kursierten Bilder, auf denen einige von ihnen Schilder in die Höhe halten: "Zhongzhi, gib uns unser Geld zurück."

Doch nicht nur die Bankkunden machen sich Sorgen. Das zahlungsunfähige Bankenkonglomerat schürt international Ängste, dass die Krise des Immobiliensektors auf die Finanzbranche übergreift.

Schwierigkeiten kommen nicht überraschend

Zhongzhi ist einer der wichtigsten Akteure im drei Billionen Dollar schweren chinesischen Schattenbanksektor. Vermögensverwalter, die in diesem Bereich tätig sind, agieren oft außerhalb des Regelwerks, das für Geschäftsbanken gilt. Sie leiten häufig die Gelder aus ihren Anlageprodukten an Immobilienentwickler und andere Branchen weiter.

Die Sorgen um die Bank sind dabei nicht neu. Bereits im Sommer hatten sich die Hinweise darauf gemehrt, dass Zhongzhi in größeren Schwierigkeiten steckt. Der von dem Konzern kontrollierte Treuhandfonds-Anbieter Zhongrong hatte die Fristen für Zahlungen auf Dutzende von Investmentprodukten verstreichen lassen.

Diese Probleme haben auch damit zu tun, dass die chinesische Regierung seit vergangenem Jahr versucht, den Einfluss der Schattenbanken zu begrenzen. Immerhin verwaltete allein Zhongrong Ende 2022 ein Vermögen in Höhe von rund 110 Milliarden US-Dollar (102 Milliarden Euro). Da die Branche lange wenig kontrolliert wurde, hatten Unternehmen diese Banken genutzt, um sich Finanzierungen zu sichern, obwohl sie in Schwierigkeiten waren. Eine Gefahr, die über die Bankenbranche hinausgeht.

Experte: Behörden werden aggressiv eingreifen

Dennoch sprangen – wie so oft in diesen Fällen – im September zwei Staatsbanken ein und versuchten die finanzielle Schieflage bei Zhongrong auszugleichen. Wie sich nun zeigt, handelte es sich dabei wohl lediglich um einen Tropfen auf dem heißen Stein. Eine der größten Pleiten in der Unternehmensgeschichte Chinas konnte auf diese Weise nicht verhindert werden. Nun hat sich das Problem auf das ganze Konglomerat ausgeweitet.

Experten gehen aber nicht davon aus, dass China die Bank ihrem Schicksal überlässt, die Gefahr vor Ansteckungseffekten ist zu groß. "Die Finanzaufsichtsbehörden werden mit ziemlicher Sicherheit aggressiv eingreifen, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass sich die Probleme von Zhongzhi ausweiten", sagte Christopher Beddor, Analyst bei Gavekal Dragonomics, der Nachrichtenagentur Reuters. Die Chancen, dass die Investoren ihre Gelder komplett zurückbekämen, seien aber minimal.

Zum aggressiven Vorgehen gehört dabei auch, dass Ermittlungen durchgeführt werden. Strafrechtliche Maßnahmen gegen mehrere Verantwortliche wurden eingeleitet, wie die Finanzbehörden auf sozialen Netzwerken mitteilten. Eine bislang nicht bekannt gegebene Anzahl an Personen wurde festgenommen.

Explizit wurde eine Person namens Xie genannt, der Familienname des vor zwei Jahren verstorbenen Gründers Xie Zhikun. Dessen Angehörige sind weiterhin im Unternehmen aktiv. Die Witwe des Gründers ist die bekannte chinesische Sängerin Mao Amin, die das Erbe aber angeblich ausgeschlagen und an ihren Neffen abgetreten hatte.

Chinesische Wirtschaftsziele nur schwer zu erreichen

Das harte Durchgreifen ist auch deswegen nötig, weil die chinesische Wirtschaft insgesamt schwächelt. Nach dem Ende der strikten Corona-Auflagen erholt sie sich nur schleppend. Außerdem steckt der massive Immobiliensektor des Landes in der Krise – allen voran der hoch verschuldete Immobilienkonzern Evergrande –, das Konsumverhalten ist schwach und die ausländische Nachfrage nach chinesischen Produkten ebenfalls.

Vergangenes Jahr war die Wirtschaft nur um schwache drei Prozent gewachsen. Dieses Jahr strebt die Führung rund fünf Prozent an – dieses Ziel dürfte aber nur schwer zu schaffen sein.

Chinas Staatschef Xi Jinping sieht die Wirtschaft seines Landes in einer "entscheidenden Phase". Es brauche "Anstrengungen", um die Inlandsnachfrage zu steigern und ein günstiges Umfeld sowohl für den Konsum wie für Investitionen zu schaffen, sagte Xi nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders CCTV vom Freitag. Die Äußerungen fielen demnach bei einer Sitzung des mächtigen Politbüros vor zwei Tagen; diskutiert worden seien die wirtschaftlichen Leitlinien für das Jahr 2024.

Xi sagte laut CCTV weiter, die "proaktive Finanzpolitik" müsse in "angemessener Form" verstärkt werden. Das deutet eher auf gezielte staatliche Hilfen für bestimmte Branchen als ein großes Konjunkturprogramm hin.

"Potenzial für kaskadenartige Zahlungsausfälle"

Experten befürchten derzeit, dass sich die Krise vom Immobiliensektor über die Schattenbanken noch weiter ausbreiten könnten. So könnten die Probleme auf andere Vermögensverwalter überspringen, wenn wohlhabende Kunden aus Sorge vor weiteren Pleiten ihre Gelder abheben.

"Wenn die Anleger das Vertrauen verlieren, wird es für die Unternehmen plötzlich schwieriger, weiterhin neue Mittel zu beschaffen", warnt Dinny McMahon, Analyst bei Trivium China, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Dann wird das Potenzial für kaskadenartige Zahlungsausfälle immer größer."

Die japanische Investmentbank Nomura fürchtete bereits im Sommer, dass eine solche Pleitewelle sich auf die Konjunktur auswirken könnte. Aktuelle Daten des offiziellen China Electronic Local Government Bond Markets zeigen, dass das chinesische Bankwesen unter Druck steht. So hätten lokale Regierungen in China in diesem Jahr bereits Rekordsummen von 20 Milliarden Euro eingesetzt, um kleine Banken zu stabilisieren.

Doch das dürfte bei Weitem nicht reichen. Einem Bericht der Ratingagentur S&P Global Ratings aus dem Oktober zufolge müssen allein die regionalen Banken eine Kapitallücke von schätzungsweise 2,2 Billionen Yuan (290 Milliarden Euro) schließen, wenn bis zu 20 Prozent der Kreditgeber unzureichendes Kapital haben.

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