Forderung für gesetzliche Kassen Forscher: Patienten sollten bis zu 2.000 Euro zuzahlen
Ein Wirtschaftswissenschaftler verlangt, dass Patientinnen und Patienten deutlich mehr selbst zahlen sollen. Warum das auch Skifahrer und Raucherinnen treffen könnte.
Zur Finanzierung des teuren Gesundheitssystems schlägt der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen vor, dass gesetzlich Krankenversicherte pro Jahr gestaffelt bis zu 2.000 Euro Selbstbeteiligung zahlen. "Wir können uns das System nicht mehr leisten. Patienten müssen künftig mehr aus eigener Tasche dazu bezahlen", sagte der Professor an der Universität Freiburg der "Bild"-Zeitung (Mittwoch). "Dazu muss es aber einen Sozialausgleich geben. Die Zuschüsse zum Beispiel für Geringverdiener müssen aus dem Bundeshaushalt kommen."
Raffelhüschen sprach sich auch dafür aus, dass Versicherte Verletzungen nach selbstgewählten Risiken – wie Skifahren – komplett selbst bezahlen sollten. "Auch Raucher müssen sich an den Folgekosten von Behandlungen stärker selbst beteiligen", verlangte er.
Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet
Ohne ein Gegensteuern werde ansonsten der Beitragssatz bis 2035 auf bis zu 22 Prozent vom Bruttolohn steigen, warnte der Ökonom. Zurzeit liegt er – inklusive Zusatzbeitrag – im Schnitt bei knapp 16 Prozent, je nach Krankenkasse.
Für 2023 wird in der gesetzlichen Krankenversicherung ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet – nach den Worten von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist das ein historisches Ausmaß. In Deutschland werden rund 73 Millionen Versicherte von einer der 96 gesetzlichen Krankenkassen versorgt. Das entspricht etwa 90 Prozent der Bevölkerung.
Nach den Plänen Raffelhüschens sollen Patienten nach dem Arztbesuch künftig eine Rechnung erhalten und diese an die Krankenkasse weiterreichen, "die dann einen Großteil der Kosten übernimmt". Für die Eigenbeteiligung der Patienten soll es mehrere Stufen geben. Sie soll "insgesamt bei 1.500 oder 2.000 Euro pro Jahr" gedeckelt werden, sagte Raffelhüschen.
- Nachrichtenagentur dpa