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Fußballaktien von BVB, ManUnited & Co.: Darum fallen sie trotz EM-Euphorie


BVB, ManUnited und Co.
Gut fürs Herz, schlecht für den Geldbeutel


Aktualisiert am 01.07.2024Lesedauer: 4 Min.
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Erfolgreiche Champions-League-Saisaon: Erst im Finale unterliegt Borussia Dortmund Real Madrid. An der Börse hat das Konsequenzen. (Quelle: IMAGO/osnapix / Hirnschal/imago)

König Fußball regiert diesen Sommer. Doch obwohl die Stars der großen Klubs reihenweise Tore schießen, liegen die Aktien börsennotierter Vereine ziemlich im Aus. Wie passt das zusammen?

Das ist Fußball, das ist die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland: Drei Jahre und vier Tage nach seinem Herzstillstand, am 16. Juni, schießt Christian Eriksen von Manchester United sein erstes EM-Tor für die dänische Nationalelf gegen Slowenien. Was für ein Moment. Doch die Aktie seines Klubs "ManUnited" bewegt sich: nicht.

Ein deutsches Beispiel: Der BVB-Profi Niclas Füllkrug sichert Deutschland im Spiel gegen die Schweiz in letzter Sekunde den Gruppensieg – mit einem Kopfball-Tor, das seinesgleichen sucht. Deutschland atmet auf. Die erste Niederlage um ein Haar abgewendet. Und die BVB-Aktie? Liegt am Boden. Bleibt am Boden liegen.

Antje Erhard
(Quelle: Rüdiger Jürgensen)

Zur Person

Antje Erhard arbeitet seit rund 20 Jahren als Journalistin und TV-Moderatorin. Ihr Weg führte sie von der Nachrichtenagentur dpa-AFX u.a. zum ZDF. Derzeit arbeitet sie für die ARD-Finanzredaktion in Frankfurt und berichtet täglich, was in der Welt der Börse und Wirtschaft passiert.

Saisonende lässt Kurse ins Aus trudeln

Warum profitieren diese Aktien nicht von der fußballerischen Showtime? Die Antwort ist einfacher, als gedacht: Weil die Fußballsaison zu Ende ist. Im Frühsommer ist für gewöhnlich Schluss auf dem Rasen und somit auf dem Börsenparkett. Dann dümpeln die Fußballaktien vor sich hin, bis die neue Saison angepfiffen wird. Oder ein spektakulärer Transfer bekannt wird.

Das heißt im Klartext: Fußballaktien sind nur etwas für Fans, also etwas fürs Herz. An der Börse dagegen regiert die Vernunft. Zwar sind Fußballklubs keine Unternehmen wie alle anderen – aber an der Börse werden auch sie am Erfolg gemessen: Und da gelten zwei Parameter: sportlicher Erfolg und wirtschaftlicher Erfolg.

Teures Champions-League-Finale für BVB-Aktionäre

Nirgendwo konnte man das zuletzt besser auf den Kurslisten ablesen als in der vergangenen Champions-League-Saison.

Die 74. Minute des Champions-League-Finales zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid war aus Sicht der Borussen auch eine teure. Die Elf in den typisch gelben Trikots kassierte den ersten von zwei Gegentreffern, am Ende ging das Finale verloren. Am darauffolgenden Montag verlor die BVB-Aktie an der Börse acht Prozent an Wert.

Bis zu diesem Tag hatten die Borussen ihr Glück kaum fassen können: Immer weiter hatten sie sich in der Champions League vorangearbeitet. Und je weiter sie gekommen waren, desto höhere Einnahmen winkten. Zweimal hintereinander erhöhte der BVB die Gewinnprognosen für dieses Jahr. Die Aktie zog mit. Von 3,65 Euro zu Jahresbeginn sprang sie bis auf 4,68 Euro.

Doch wie gewonnen – so zerronnen. Nach dem verlorenen Finale der Champions League ging die Aktie des BVB in den Keller. Dahin zurück, wo sie schon zu Beginn des Jahres war. Und weit weg von den 11 Euro Ausgabepreis zur Jahrtausendwende, als Borussia Dortmund als erster deutscher Fußballklub Börsenterrain betrat.

31 Fußballclubs an der Börse – mit meist magerer Bilanz

Es war um die Jahrtausendwende, als der Fußball die Börse für sich entdeckt hat. Inzwischen sind 31 Fußballklubs börsennotiert, haben also ihre Profiabteilung ausgegliedert und als eigene Kapitalgesellschaft an die Börse gebracht, darunter bekannte Klubs wie Sporting Lissabon, FC Porto, Ajax Amsterdam, Manchester United, Juventus Turin, Celtic Glasgow und der AS Rom.

In Deutschland gibt es genau zwei: Borussia Dortmund und seit 2019 die SpVgg Unterhaching. Am Anfang lief es auch noch gut. Doch dann bewahrheitete sich ein Spruch von Ex-Nationalspieler Rudi Völler: "Es gibt nur eine Wahrheit – und die ist auf'm Platz". In Börsensprache übersetzt: Fußballtabelle beeinflusst Kurstabelle. Denn wenn es auf dem Platz nicht läuft, laufen Fußballaktien schon gar nicht.

Entsprechend sind die Aktien vieler Fußballvereine inzwischen eher im Tabellenkeller zu finden: Olympique-Lyon-Aktien haben 88 Prozent an Wert verloren, seit sie börsennotiert sind. Beim dänischen Club Brøndby sind 63 Prozent Börsenwert ausradiert, bei Unterhaching 62 Prozent, beim FC Porto immer noch 51 Prozent.

Ausnahmen bestimmen ... nicht die Regel

Ein paar Ausnahmen gibt es natürlich auch: Ajax Amsterdam hat seit dem Börsengang 2006 bis jetzt immerhin 19 Prozent an der Börse hinzugewonnen. Zeitweise hatte sich die Aktie im Wert verdoppelt. Doch auf das Jahr gerechnet ist das durchschnittlich ein Plus von gut einem Prozent. Selbst mit Tagesgeld lässt sich pro Jahr mehr Rendite erzielen.

In der gerade zu Ende gegangenen Saison hatte Ajax spektakuläre Niederlagen einstecken müssen wie ein 0:6 gegen Rotterdam, ein "Klassieker" der niederländischen Liga. Noch nie hatte Ajax ein offizielles Match mit sechs Toren Differenz verloren. Außerdem trennte sich Ajax von Geschäftsführer Alex Kroes nach Vorwürfen zu Insiderhandel. Bittere Fußballnews, bittere Börsennews.

"ManUnited" zeigt, wie es einigermaßen geht

Am besten läuft es noch für Manchester United: Seit 2012 an der Börse steht ein Plus von 36 Prozent in der Kurstabelle. Immerhin. Zwar lief die Premier-League-Saison aus Sicht von "ManUnited" mit Platz acht miserabel. Aber mit 13 Premier-League-Titeln insgesamt führt die Mannschaft die Rangliste an. Das nächstbeste Team, "ManCity", hat acht Erfolge.

Die meisten Fans dürften die Aktie dennoch nicht nur wegen des sportlichen Erfolgs kaufen, sondern in erster Linie als Fanartikel. Denn mal ehrlich: Die meisten Merchandising-Artikel sind teurer als eine Fußballaktie. So kostet ein Dortmund-Schal 20 Euro, die Aktie hingegen nur 3,50 Euro. Die Aktie scheint da ein Schnäppchen.

Manchmal ist es auch nicht ganz einfach, diese Aktien zu kaufen und zu verkaufen. Zwar sind BVB und Unterhaching an deutschen Börsen handelbar. Andere dagegen nicht, wie Besiktas Istanbul: Deutsche Anleger brauchen eine türkische Steuernummer, um den türkischen Klub ins Depot nehmen zu können. Über die Jahre hätte sich aber auch das nicht gelohnt. Erst 2023 kam Bewegung ins Spiel: Zeitweise hat die Aktie ihren Kurs verzehnfacht.

Die nationalen Ligen sind die wahren Profiteure.

Während die Fans also Fußballaktien wie Merchandising-Artikel aus Treue zum Verein erwerben, weniger fürs Geldverdienen, profitieren ganz andere: die Ligen selbst. Nach einer Auswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte haben die fünf Top-Ligen in Europa in der Saison 2022/23 fast 20 Milliarden Euro umgesetzt, fast ein Sechstel mehr als in der Vorsaison. Der Gewinn soll bei 500 Millionen Euro liegen. Tabellenführer aus wirtschaftlicher Sicht war einmal mehr die englische Premier League mit 7 Milliarden Euro Umsatz. Die Bundesliga hat 3,8 Milliarden erreicht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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