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WhatsApp: iOS-App "Chatwatch" spioniert angeblich Kontakte aus


"Chatwatch"
Datenschutzaktivisten mischen WhatsApp auf

Von t-online, str

Aktualisiert am 29.03.2018Lesedauer: 3 Min.
WhatsApp: Eine Firma hat eine Stalking-App entwickelt, die auf Nutzer des Messengers abzielt.Vergrößern des Bildes
WhatsApp: Für die Kontakte ist jederzeit sichtbar, wann ein anderer Nutzer online ist. Eine neue Stalking-App nutzt diese Schwachstelle aus. (Quelle: Marcelo Sayao/dpa)

Eine neue iOS-App liest angeblich den Online-Status von WhatsApp-Kontakten aus und analysiert deren Chat-Verhalten. Das Beispiel zeigt, wie sich aus scheinbar harmlosen Daten ein gruseliges Spionagewerkzeug basteln lässt.

"Ja, wir haben es möglich gemacht", preisen die Entwickler von "ChatWatch" ihr Programm im App Store von Apple an. Chatwatch ist eine App für Stalker – anders kann man es nicht sagen. Mit ihr soll sich der Online-Status von anderen WhatsApp-Nutzern aus der eigenen Kontaktliste überwachen und protokollieren lassen. Aus den Daten ließe sich zum Beispiel herauslesen, wann die Zielperson ins Bett gegangen ist, wie lange sie geschlafen hat und sogar, mit wem sie WhatsApp-Nachrichten austauschte. Dazu werden die Online-Aktivitäten verschiedener Zielpersonen miteinander abgeglichen. Wenn die Muster auf bestimmte Art und Weise übereinstimmen, gab es wahrscheinlich einen Austausch.

Die App nutzt eine bekannte Schwachstelle von WhatsApp – die meisten würden sie als ein zentrales Feature des Messengerdienstes bezeichnen: Schließlich zeigt die App den Kontakten jederzeit an, wann ein Nutzer zuletzt online war. Meistens ist das praktisch. Wie man jetzt am Beispiel von Chatwatch sieht, kann die Funktion aber auch gegen den Anwender eingesetzt werden.

Spionagedienste im Monatsabo

Um zwei Kontakte zu überwachen zahlt der Nutzer der App 1,99 Euro – pro Woche. Man kann auch Abos für fünf oder zehn Nummern abschließen. Die Stalking-Möglichkeiten sind also zumindest auf wenige Kontakte aus dem Telefonbuch beschränkt, die der Käufer vorher festlegen muss.

Auf der Webseite chatwatch.net wird eine Adresse in Mexiko City im Impressum genannt. Über den Entwickler Desarrollo del Potencial Organizacional (DPO) ist sonst wenig zu erfahren. ChatWatch ist die einzige App, die bisher von DPO für iOS und Android angeboten wird.

Allerdings steht die Abkürzung DPO auch für "Data Protection Officer", also Datenschutzbeauftragter. Den Machern geht es also darum, die WhatsApp-Nutzer für Datenschutzbedenken zu sensibilisieren. Tatsächlich zeigt die App, wie aus scheinbar harmlosen Daten ein Überwachungstool hergestellt werden kann. Dennoch sollte die App bald aus den Stores verbannt werden, um Missbrauch zu verhindern. WhatsApp kann das Auslesen der Daten ebenfalls Blockieren.

Einer der Entwickler der Spionage-App rechtfertigt sich gegenüber t-online.de so: "Wir wollen uns selbst nicht als ein bestimmter Aktivisten-Typus definieren, aber wir mischen die Leute gerne auf", schreibt Erick Barto in einer Mail. "Wir glauben, dass die Botschaft, die dadurch in die Welt getragen wird, eine wichtige ist." Die App zu entwickeln sei der einzige Weg gewesen, um der Welt zu beweisen, dass ein solches Überwachungstool funktioniert.

"Es geht nicht nur um die Gefahren durch WhatsApp. Es betrifft jede App, unser ganzes digitales Leben", so Barto. "Man kann durch den digitalen Fußabdruck viel zu viel über jeden herausfinden." Es sei ein Punkt überschritten, von dem aus die Nutzer aus "Abhängigkeit und Ignoranz" nicht mehr umkehren könnten.

Die Einnahmen aus der App sollen an eine gemeinnützige Organisation fließen, die Anti-Trump-Kampagnen unterstützt, schreibt die Seite Lifehacker.com.

Apple will die App prüfen

Ein Apple-Sprecher sagte auf Nachfrage von t-online.de zunächst, er kenne die App nicht. Er gehe jedoch davon aus, dass sie im Einklang mit den Geschäftsbedingungen des Apple App Stores stehe, da jedes Programm vor der Veröffentlichung einen Prüfungsprozess durchlaufen müsse. Sollte die Anwendung gegen die App Store-Richtlinien verstoßen, könne man sie melden. Im Bezug auf ChatWatch sei nun eine interne Prüfung eingeleitet worden.

Über den Prozess zur App-Freigabe heißt es auf der Entwicklerseite von Apple: "Wir prüfen alle eingereichten Apps, um zu festzustellen, ob sie zuverlässig sind, wie erwartet funktionieren und frei von anstößigem Material sind." Die Apps würden nach technischen und inhaltlichen Kriterien sowie nach ihrem Design bewertet. Diese Prüfung hat ChatWatch offenbar bestanden: Die App funktioniert – und wird von den Verantwortlichen hoffentlich bald gestoppt, um Schaden und Missbrauch zu verhindern.

Verwendete Quellen
  • App Store von Apple
  • eigene Recherche
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