30 Jahre nach "Glücksrad" Maren Gilzer spricht über Streit mit Kult-Moderator Peter Bond
Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Am 7. November 1988 ging "Glücksrad" in Deutschland zum ersten Mal auf Sendung. Im Interview mit t-online.de verrät Maren Gilzer, die erste Buchstabenfee der Show, weshalb sie Moderator Peter Bond anfangs nicht mochte, warum die Neuauflage der Sendung gescheitert ist – und dass sie selbst gerne das Ruder übernommen hätte.
"Glücksrad", das war eine Erfolgsgeschichte des deutschen Privatfernsehens (die erste Folge sehen Sie hier, die letzte hier). Wer an die Sendung denkt, denkt automatisch auch an die junge Maren Gilzer, die als erste Buchstabenfee ihren großen Durchbruch im deutschen Fernsehen feierte. Die heute 58-Jährige war ein Männertraum, auch wenn sie das damals überhaupt nicht verstehen konnte. "Ich habe mich nicht als so heiß empfunden. Ich habe mich eher gewundert, warum ich nur durch meine Optik so viel Erfolg habe und so oft angebaggert werde. Und erst jetzt, wenn ich alte Fotos von mir sehe, denke ich: Du warst aber ein ganz schön heißer Feger", verrät sie nun lachend t-online.de. Im Interview blickt sie auf die Kult-Show zurück und spricht in gleich mehrfacher Hinsicht Klartext.
t-online.de: Frau Gilzer, für Sie dürfte das "Glücksrad" mit ganz besonderen Erinnerungen verbunden sein. Die Rolle als Buchstabenfee war Ihr erster TV-Job.
Maren Gilzer: Ganz genau! Ich erinnere mich sehr gerne an das "Glücksrad" zurück. Das war wirklich eine tolle Zeit. Es war für mich etwas vollkommen Neues und es kam einfach unglaublich gut bei den Leuten an. Ich wurde von den Fans zugeschüttet mit Geschenken und Stofftieren. Jeder kannte das "Glücksrad" und es gab Unmengen an Autogrammwünschen. Ich war von heute auf morgen in aller Munde. Das war eine tolle Erfahrung, mit der ich niemals in meinem Leben gerechnet hätte (lacht).
Waren Sie nervös beim Start der Show am 7. November 1988 auf Sat.1?
So sehr aufgeregt war ich eigentlich nicht. Ich hatte ja vorher als Model gearbeitet und war es gewohnt, mich auf dem Laufsteg vor Menschen zu präsentieren. Neu war für mich nur, dass es täglich im Fernsehen gezeigt wurde. Wir haben vier Sendungen am Tag aufgezeichnet und so wurde es irgendwann auch zur Routine.
Und wie hoch war Ihre erste Gage damals?
Das will ich nicht verraten. Über Geld redet man nicht in der Öffentlichkeit (lacht). Ich habe mir ausgerechnet, was ich so ungefähr mit dem Modeln im Jahr verdiene, denn das durfte ich nebenbei eigentlich nicht mehr machen. Ich habe noch ein bisschen was drauf geschlagen und eine Summe in den Ring geworfen. Und sie wurde akzeptiert. Die ersten Jahre habe ich dann aber doch noch weiter gemodelt.
Gibt es ein Highlight, das Sie nie vergessen werden?
Wirklich toll waren die Specials vom "Glücksrad". Das waren oftmals Live-Sendungen, bei denen ich dann auch meinen Redepart hatte. Wenn etwa ein Sänger aufgetreten ist, habe ich ihn angekündigt. Das war immer etwas Besonderes und dann war ich auch sehr aufgeregt.
Sie haben Peter Bond und Frederic Meisner als Moderatoren der Show miterlebt. Mit wem von beiden haben Sie sich besser verstanden?
Ich muss erstmal klar stellen: Ich hatte nie etwas mit Peter und auch nicht mit Frederic. Wir waren wirklich nur gute Kollegen (lacht). Ich sage immer: Die Arbeit muss sauber bleiben. Aber ja, mit Frederic war ich am Anfang besser befreundet. Wir sind auch öfter mal in der Clique zusammen essen gegangen. Peter war nicht so ganz meine Kragenweite.
Warum hat denn die Chemie zwischen Ihnen beiden nicht gestimmt?
Peter hatte manchmal schon seine Starallüren und war auch ein Macho. Er fand sich immer ganz toll. Und das ist etwas, womit ich nichts anfangen kann. Dementsprechend hat er ab und zu eine von mir reingewürgt bekommen. Es gab aber irgendwann einmal eine große Aussprache zwischen uns und von da an waren wir beste Freunde.
Mal ganz ehrlich: Hätten Sie die Show auch selbst gerne moderiert?
Natürlich! Man kann über Gleichberechtigung reden, wie man will: Wie viele Gameshows gibt es, die von Frauen moderiert werden und wie viele von Männern? Es ist genau wie in allen anderen Berufszweigen: Wir Frauen haben es einfach schwer. So ist das Leben.
1998 sind Sie schließlich beim "Glücksrad" ausgestiegen. Offiziell, weil Sie sich der Schauspielerei widmen wollten.
Ich wollte schon vor dem "Glücksrad" Schauspielerin werden. Nach zehn Jahren, als die Show dann zu Kabel Eins wechselte, habe ich mich verabschiedet – obwohl sie mich und Frederic übernehmen wollten. Ich bin dann ja zu "In aller Freundschaft" gegangen.
Sie wurden später zu einem Star der Arztserie. Wäre das ohne Ihre Vergangenheit beim "Glücksrad" so möglich gewesen?
Anfangs haben sie mich sicher nicht nur wegen meiner tollen schauspielerischen Leistung genommen, sondern aus PR-Gründen. "Glücksrad" war vorbei, mich kannte aber trotzdem jeder. Die wussten auch ganz genau: Wenn sie so einen Star in der Sendung haben, schauen schon einmal ein paar Leute mehr zu.
Nochmal zurück zum "Glücksrad": Mit über 4.000 Folgen ist das Format eine der am häufigsten gesendeten Spielshows im deutschen Fernsehen. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Es war damals einfach eine Familiensendung. Sie hatte nichts sexistisches, deshalb konnte die ganze Familie von der Oma bis zum Enkel vor dem Fernseher hocken und mitraten. Die Preise waren sicher auch ein Anreiz.
2016 wurde die Show mit Jan Hahn als Moderator bei RTLplus neu aufgelegt. Haben Sie einmal reingeschaut?
Ja, ich habe es kürzlich einmal gesehen. Ganz ehrlich: Ich bin der Meinung, das "Glücksrad" lebte nicht nur durch das Spiel, sondern durch die gesamte Atmosphäre. Die Leute hatten sich über zehn Jahre an unsere Gesichter gewöhnt. Peter, Frederic und ich waren ihre Helden. Es zu kopieren, reicht nicht. Es wäre wahrscheinlich viel erfolgreicher gewesen, wenn sie einen von uns wieder mit rein genommen hätten. Wir wurden aber nicht gefragt, ob wir Interesse haben, es wieder zu machen.
Hätten Sie denn Interesse gehabt?
Ich hätte das nicht wieder als Assistentin gemacht, aber als Moderatorin sofort. Und es wäre doch mal ein Zeichen in Richtung Emanzipation gewesen. Ich hätte auch die Spiele und die Interviews alleine machen können und wäre dann noch schnell zur Ratewand geflitzt. Aber man hat mich eben nicht gefragt.