Horrorfilm "The Key" Interview mit Regisseur und Haupdarsteller Gedeon Burkhard
Schauspieler Gedeo Burkhard hat zum ersten Mal bei einem Spielfilm Regie geführt. "The Key" heißt das Werk und ist ein waschechter Horrorstreifen mit Trash-Appeal. Wie es dazu kam, das schildert Burkhard im Interview mit t-online.de
t-online.de: Herr Burkhard, Ihre erste Regiearbeit „The Key“ ist ein Horrorfilm. Wie ist es denn dazu gekommen?
Gedeon Burkhard: Ich schreibe zwar schon seit längerer Zeit Drehbücher, aber dieser Film ist mir in den Schoß gefallen. Und dann auch noch im Horror-Genre – das einzige Genre, das ich eigentlich lange Zeit nicht so gerne geschaut habe.
Hat Sie ihre frühere Zusammenarbeit in "Inglourious Basterds“ mit Quentin Tarantino – einem gestandenen Horrorfilm-Fan - beeinflusst?
Ja, der Einfluss von Quentin ist da wahrscheinlich schon zu spüren, da wir uns, als ich ihn kennenlernte, natürlich sehr viel über Film unterhalten haben. Dabei gab es dann eben auch die ein oder andere Referenz auf Horrorfilme, die ich nicht kannte. Da blieb mir dann nichts anderes übrig als mich hinzusetzen und mir diese Filme anzuschauen (lacht). Und als wir "Inglourious Basterds" gedreht haben, war ja auch Eli Roth dabei. Da habe ich mir dann natürlich auch alles angeschaut, was Eli gemacht hat. Aber ich muss zugeben, das ich schon den ein oder anderen Anlauf gebraucht habe, um das mit offenen Augen zu bewältigen. Das war schon harte Kost. Aber ich wollte natürlich wissen, was meine Kollegen schon so alles gemacht hatten. Die ganzen Basterds waren ja lauter Film-Nerds und haben sich sehr viel über das Horror-Genre unterhalten. Da war ich dann froh, dass ich zumindest ein bisschen auf dem Stand der Dinge war. Außerdem war es, rückblickend gesehen, natürlich eine gute Vorbereitung auf "The Key“.
Ihr Trailer zu "The Key“ würde wunderbar zum "Grindhouse“-Projekt von Tarantino und seinem Kumpel Robert Rodriguez passen. Haben Sie bei Ihrer Vorbereitung zu "The Key“ auch einen Blick auf die Filme von Rodriguez geworfen?
Ich kenne natürlich alle seine Filme, und ich habe auch sein herrliches Buch "Rebel without a Crew“ über seine Anfänge als Regisseur gelesen. Das ist so etwas wie die Bibel zum Drehen von Low-Budget-Filmen. Als dann das Buch zu "The Key“ bei mir gelandet war, war das die erste Fassung und viel zu kurz. Da musste ich natürlich ran, das Drehbuch weiter ausarbeiten und ins Englische übertragen, weil der Produzent den Film in Englisch drehen wollte. Da sind viele Dinge eingeflossen, die mich zuvor beeinflusst haben. Dazu gehören natürlich Regiesseure wie Quentin und Robert Rodriguez. Deswegen sind wir auch bei einem Genre-Mix gelandet. Der Film ist eher eine Lagerfeuergeschichte für Erwachsene. Also nicht der bekannt klassische Set-Up mit drei Leute in einem einsamen Haus, die auf das Böse treffen, oder Found Footage. Wir haben versucht, eine etwas andere Form von Geschichte zu erzählen, bei der man nicht gleich weiß, wie es ablaufen wird.
War Ihr Produzent Claudius Rauch, der ja auch Experte für Spezialeffekte ist, die treibende Kraft hinter Ihrem Film?
Er war auf jeden Fall die treibende Kraft. Er hat das Projekt auf die Beine gestellt und angefangen, das Drehbuch entwickeln zu lassen. Bei mir landete er dann, weil wir mal bei einem anderen Projekt zusammengearbeitet hatten und er mir die Hauptrolle anbieten wollte. Der Rest hat sich dann ziemlich schnell entwickelt, so dass ich schließlich auch am Buch geschrieben und die Regie übernommen habe. Wie das Leben eben manchmal so spielt: Für mich war dieser Anruf von Claudius ein riesiger Glücksfall.
Und Claudius Rauch hat sich auch vor der Kamera engagiert.
Man braucht ja einiges an Darstellern, und bei einem Low-Budget-Film muss eben auch mal der Chef in die Bresche springen und sich ein paar Stunden in die Maske setzen. Er war einer der Wenigen, der es geschafft hat, sich diese schwarzen Kontaktlinsen einzusetzen, die den ganzen Augapfel bedecken. Er war sehr leidensfähig (lacht).
Sie hatten bei ihrem Film bestimmt wesentlich mehr kreative Freiheit, als wenn Sie den Mainstream hätten bedienen müssen …
Ich habe jeden Tag genossen, weil mir sehr schnell bewusst wurde, dass ich diese Freiheit wahrscheinlich nie wieder haben werde. Das kommt natürlich daher, dass unser Film eine reine Independent-Produktion ist. Claudius Rauch hat im Alleingang das Budget, welches unbedingt nötig war, um den Film technisch über die Bühne zu bringen, auf die Beine gestellt. Alle anderen haben auf Rückstellung gearbeitet. Das bedeutete natürlich auch jede Menge Überzeugungsarbeit bei den Darstellern und Teammitgliedern. Im Endeffekt ist das ein Projekt, das wir mit relativ wenig Bar-Mitteln gemacht haben. Aber dadurch war auch die Freiheit sehr groß, da uns niemand reinquatschen konnte.
Ein Genrefilm wie ihrer ist ja in Deutschland eher eine Seltenheit. Gibt es dafür hierzulande kein Publikum, oder sind die Produzenten einfach zu ängstlich?
Es gibt das grundsätzliche Problem, dass die staatliche Förderung keine Filme mit einer FSK-Freigabe ab 18 fördern kann. Aber es gab ja schon erfolgreiche Genrefilme in Deutschland wie zum Beispiel "Anatomie“. Trotzdem, die Richtlinien machen es den Förderern sehr schwer, Genrefilme zu unterstützen. Auch im Fernsehen ist es problematisch. Welcher Sender soll um welche Uhrzeit Filme ab 18 senden? Somit ist es einfach sehr kompliziert Genrefilme zu finanzieren. Aber Publikum gibt es auf jeden Fall. Das merkt man ja alleine schon an Internet und DVD-Verkauf. Das Horror-Genre hat in Deutschland auf dem Markt schon immer funktioniert. Aber die deutschen Genre-Fans schauen sich natürlich die toll gemachten Filme aus aller Welt an. Und wenn dann deutsche Filmemacher sagen, sie machen so etwas mit der Videokamera von Vati für 2 Euro 50, dann ist es natürlich sehr schwierig, am Markt zu konkurrieren.
Aber auch abseits von Horrorfilmen scheinen sich Filmemacher in Deutschland nicht an härtere Kost zu wagen, sondern eher auf weichgespülte Komödien zu setzen.
Die deutsche Förderung bedient ja hauptsächlich das Art-House-Kino, was dann beim großen Publikum normalerweise so gut wie gar nicht stattfindet. Da wird dann höchstens mal über den Deutschen Filmpreis den Leuten vermittelt, dass es da einen interessanten Art-House-Film gibt. Und wenn man dann als Förderung bei den Erfolgen dabei sein will, setzt man natürlich auf das Genre, das sicher funktioniert. Und das ist die Komödie. Die anderen Genres scheitern meistens am System und an den zumeist höheren Produktionskosten. Die Förderung kann eben nicht die Hälfte des Fördergeld-Topfes an einen Film vergeben, sondern muss die gesamten Filmemacher in Deutschland bedienen. Natürlich wünscht man sich als Filmemacher oftmals mehr Mut, andere Genres auszuprobieren. Aber ich möchte nicht in den Schuhen der Filmförderer stecken. Die sind auch schon einige Male böse auf die Nase gefallen. Zum Beispiel als sie "Speedracer" mit sehr viel Geld gefördert haben, der dann ein Riesenflop wurde. Es lässt sich leicht schimpfen, aber ich glaube der Job ist wirklich nicht einfach.
Zurück zu ihrem Film: Haben Sie jetzt im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt, was das Horrorgenre angeht?
Ich schreibe natürlich immer fleißig, um die nächste Möglichkeit einer Regie-Arbeit für mich zu erarbeiten. Der beste Einstieg ist eben der über ein gutes Drehbuch. Und ich neige schon mehr zum Genre. Die andere Geschichte, an der ich gerade arbeite, ist zwar kein Horrorfilm, aber Crime/Action mit einem gewissen Splatter-Anteil - also die härtere Machart. Aber so etwas ist natürlich in Deutschland schwer auf die Beine zu stellen. Parallel dazu schreibe ich aber auch an einer Komödie. Ich bin da offen und versuche, mir verschiedene Möglichkeiten aufzubauen, um dann auch einen Film machen zu können. Da muss man sich vielleicht auch an das System anpassen. Aber so ganz heimlich habe ich dann doch den Wunsch, wieder einen Genrefilm zu machen. Das sind eben die Themen und die Filme, die mir am meisten Spaß machen.
Aber es gibt jetzt noch kein konkretes neues Projekt?
Es gibt verschiedene Geschichten, auch mit Claudius Rauch zusammen. Wir entwickeln gerade eine etwas anders geartete Zombie-Geschichte, auch wenn es von diesen Filmen eigentlich schon zu viele gibt (lacht). Auch das ist ja ein Genre, das nicht totzukriegen ist und großen Spaß macht. Aber man muss natürlich auf mehrere Pferde setzen und dann schauen, welches die Ziellinie erreicht. Man braucht eben Partner, die Lust haben, so einen Film zu finanzieren. Und wenn man da nur auf ein Pferd setzt, dann kann es passieren, dass man auf der Strecke bleibt. Oder zehn Jahre arbeitet, um einen Genrefilm auf die Beine zu stellen. Man muss sich vielleicht anpassen, oder einen Drahtseilakt versuchen, der Leute überzeugt, etwas zu machen, was zumindest ein bisschen anders ist.
Mit einem Zombiefilm hätten Sie vielleicht Glück. Das ist ein Genre, das wunderbar funktioniert, wie zum Beispiel „The Walking Dead“ zeigt.
Oder „World War Z“… So etwas läuft schon seit Jahrzehnten sehr gut und ist im Horrorbereich immer noch ein Lieblingsgenre des Publikums. Da scheint es keine Ermüdung zu geben.
Wo kann man sich denn ihren Film „The Key“ anschauen?
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Burkhard.
Das Interview führte Marc Thomé