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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Felix Loch Dieser deutsche Rodler kann in meine Fußstapfen treten
Deutschlands erfolgreichster Rodler Felix Loch blickt mit Zuversicht in die neue Saison, erzählt von seiner Olympia-Enttäuschung und wagt eine Prognose, wer in seine Fußstapfen treten könnte.
Mit dem Weltcup in Innsbruck startet am Wochenende die neue Rodel-Saison. Felix Loch geht dabei zuversichtlich in den Weltcup und benennt im Interview seine Ziele. Zudem spricht er über die Olympischen Spiele in Pyeongchang, wo er in Führung liegend im letzten Lauf die sicher geglaubte Goldmedaille verpasste.
Wer seine Hauptkonkurrenten im Weltcup sind, was das deutsche Team so stark macht und wer eines Tages seine Nachfolge antreten könnte, auch das verrät Deutschlands stärkster Rennrodler.
Herr Loch, haben Sie die verpasste Medaille bei Olympia verarbeitet?
Felix Loch (29): Ja, schon lange. Eigentlich habe ich nicht viel Zeit gebraucht. Ich bin ein Mensch, der nach vorne schaut und mit Rückschlägen gut umgehen kann. Die gehören im Sport nun mal dazu.
Wie sind Sie an die Aufarbeitung herangegangen?
Ich musste kurz nach meinem letzten Lauf zur Dopingprobe. Das kam mir in diesem Fall zugute. Dort hatte ich eine gute Stunde Zeit, um über das Geschehene nachzudenken. Das hat mir sehr gut getan. Ich habe anschließend die Fehler analysiert, das Erlebte abgehakt und den Fokus voll auf die neue Saison gerichtet.
Apropos. Mit welchen Zielen gehen Sie in den neuen Weltcup-Winter?
Ich will mich leistungstechnisch weiterentwickeln und entsprechend eine gute und erfolgreiche Saison absolvieren. Der Fokus liegt dann zunächst auf dem Gesamtweltcup. Den will ich verteidigen. Auch wenn die Konkurrenz in dieser Saison wieder stark sein wird, muss das der Anspruch sein.
Wer sind die härtesten Konkurrenten?
Da wird sich im Vergleich zur Vorsaison nicht viel ändern. Wolfgang Kindl aus Österreich, Dominik Fischnaller aus Italien und die beiden Russen Roman Repilow und Semjon Pawlitschenko haben das Potenzial, die große Kugel zu gewinnen. Ich bin zudem auf David Gleirscher gespannt. Der geht als frischgebackener Olympiasieger sicher mit viel Selbstvertrauen in die neue Saison und hat schon bei einigen Weltcups seine Klasse gezeigt.
Und dann ist da noch die Heim-WM in Winterberg…
Die ist natürlich das Highlight der Saison. Ich freue mich sehr auf die WM im eigenen Land und will dort eine Medaille holen. Auch wenn meine Beziehung zu Winterberg eher speziell ist (lacht).
Wieso das denn?
Eigentlich fahre ich dort gerne. Aber meistens hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ob Sturm, Graupel oder heftiger Schneefall. Ich habe in über zehn Jahren Winterberg schon alle Wetterkapriolen erlebt, die man sich zu dieser Jahreszeit vorstellen kann. Und als dann wettertechnisch alles gepasst hat, habe ich auch prompt dort gewonnen.
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Wie sieht denn das ideale Felix-Loch-Wetter aus?
Es ist grundsätzlich wichtig, dass alle die gleichen Bedingungen haben. Wenn ich mir ein Wetter aussuchen könnte, wäre es sonnig und minus fünf Grad kalt.
Wird es eine spezielle Vorbereitung auf die WM geben?
Wir nutzen natürlich den Heimvorteil aus und werden zusätzliche Trainingslehrgänge in Winterberg einlegen. Das ist die übliche Vorgehensweise, wenn wir Großereignisse im eigenen Land haben.
Mit Großereignissen kennt sich das deutsche Team ja bestens aus. Wieso sind die deutschen Rodler seit Jahrzehnten so konstant?
Das hat mehrere Gründe. Schon im Nachwuchsbereich beginnt die Förderung. Durch Nachwuchsrennen und Lehrgänge ist die interne Konkurrenz schon früh gegeben, entsprechend hoch ist die Leistungsdichte. Dann ist die Infrastruktur einfach super. Es gibt insgesamt vier Bahnen in Deutschland, das spielt bei der Nachwuchsförderung eine große Rolle. Die Talente haben so die Möglichkeit, viel zu trainieren. Hinzu kommt das Trainerteam. Hier sind wir sehr gut aufgestellt und profitieren von den Erfahrungswerten unserer Coaches. Dann ist die Sportförderung in Deutschland ein weiterer wichtiger Baustein. Durch die Zugehörigkeit zur Bundeswehr oder zur Bundespolizei sind wir abgesichert und können den Fokus voll auf unseren Sport richten.
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Apropos Nachwuchs. Wem trauen Sie zu, eines Tages in Ihre Fußstapfen zu treten?
Generell ist es aufgrund der hohen Leistungsdichte im Herrenbereich nicht so leicht, sich in der Weltspitze zu etablieren. Wem ich das aber definitiv zutraue, ist Juniorenweltmeister Max Langenhan. Max hat bei den Junioren alles gewonnen, das hatten wir in den letzten Jahren in dieser Form nicht. Er ist bei uns in der Vorbereitung mitgefahren und hat jetzt auch den Sprung in den Weltcup geschafft. Das zeigt schon, welches Potenzial er hat.
Wie wichtig ist es, sich in jungen Jahren mit den Besten messen zu können?
Der Lerneffekt ist unglaublich hoch. Zwar sind die Abläufe auf der Bahn vergleichbar, aber das ganze Umfeld ein komplett anderes. Es geht deutlich hektischer zu als im Juniorenbereich, die Drucksituation ist nicht vergleichbar und die Leistungsdichte viel höher.
Wie sieht Ihre eigene Karriereplanung aus?
Wenn der Körper mitspielt, werde ich auf jeden Fall bis Peking weitermachen. Danach werde ich sehen, wie es weitergeht. Das hängt auch mit dem Austragungsort der Olympischen Spiele 2026 zusammen. Wenn die Spiele an einen traditionellen Wintersportort vergeben werden, will ich meine Karriere bis dahin fortsetzen.
Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der aktiven Karriere?
Konkrete Pläne habe ich noch nicht. Im Idealfall bin ich ja noch einige Jahre aktiv. Vielleicht bleibe ich dem Sport erhalten, vielleicht mache ich aber auch etwas ganz anderes. Jetzt konzentriere ich mich erstmal auf meinen Sport, alles andere wird die Zeit zeigen.