Nach Doping-Strafe Warum Russland trotzdem an der EM teilnehmen darf

Nach den Doping-Sanktionen könnte Russland für die Fußball-WM in Katar 2022 gesperrt sein – nicht aber für die EM im kommenden Jahr. Der Grund dafür liegt an den Statuten unterschiedlicher Sportverbände.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hat im Skandal um manipulierte Daten aus dem Moskauer Kontrolllabor eine Vierjahressperre gegen Russland verhängt. Russische Fußball-Nationalspieler an der WM 2022 in Katar nicht unter der russischen Flagge starten. Sportler dagegen, die ihre Unschuld im Doping-Skandal beweisen können, dürfen an den Wettbewerben teilnehmen – als sogenannte "neutrale Athleten".
Warum darf Russland an der Europameisterschaft 2020 teilnehmen?
Die EM 2020 ist von der vierjährigen Sperre nicht betroffen, da es sich laut Wada um "ein kontinentales Sportereignis" handelt. Die Ausrichtung von Partien bei der Fußball-EM 2020 in St. Petersburg bleibt ebenso unberührt von der Strafe wie die Austragung von Europapokal-Endspielen.
Wie hat die Fifa auf die Russland-Strafe reagiert?
Die Fifa hat sich noch nicht explizit zum weiteren Vorgehen in der Causa Russland geäußert, die genauen Konsequenzen sind demnach unklar. Da sich der Weltverband allerdings dem Wada-Code unterworfen hat, muss er dem Urteil vom Montag Rechnung tragen. Russlands Fußball-Nationalmannschaft dürfte nach der Strafe auch unter ihrem Verbandsmantel mit Flagge und Hymne in der Qualifikation zur WM 2022 spielen – nicht aber bei der WM-Endrunde.
Könnten russische Nationalspieler als Team "neutraler" Athleten bei der WM teilnehmen?
Gemäß der Wada-Entscheidung müssten die Russen bei der WM 2022 in Katar unter neutraler Flagge teilnehmen, falls sich die Mannschaft qualifiziert. "Es würde nur ein Team mit neutralen Spielern und ohne Flagge antreten", bekräftigte Jonathan Taylor, Leiter der Prüfkommission CRC am Montag. Das Szenario wäre dann vergleichbar mit der Mannschaft russischer Eishockey-Spieler, die bei Olympia in Pyeongchang unter neutraler Fahne Gold gegen Deutschland gewonnen hatte.
Wie geht es jetzt weiter?
Russland hat 21 Tage Zeit, die Wada-Entscheidung zu akzeptieren oder Einspruch einzulegen. Dieser würde vor dem Internationalen Sportgerichtshof Cas verhandelt werden. Wann dies der Fall und wann mit einem Urteil zu rechnen wäre, ist unklar. Es droht wie schon vor Rio 2016 eine Hängepartie, die bis kurz vor der Eröffnungsfeier der am 24. Juli 2020 beginnenden Spiele in Tokio andauern könnte.
- Nachrichtenagentur sid und dpa