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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deutscher eSports-Profi bei den Mavs "Ich spiele den Dirk Nowitzki des eSports"
22 Jahre alt, wurfstark, Team-Player: Jannis Neumann ist eines der größten Talente der Dallas Mavericks – allerdings nicht auf dem Court, sondern an der Konsole beim Sportspiel NBA 2K. Er ist der einzige Deutsche in der neuen US-Profi-Liga – und vieles an seiner Geschichte erinnert an Dirk Nowitzki.
Millionen Jugendliche und junge Erwachsene zocken weltweit die Sportsimulation "NBA 2K". Geld verdienen damit allerdings die Allerwenigsten. Zu ihnen gehört der 22-jährige gebürtige Dinslakener Jannis Neumann. Er spielt seit Frühjahr in der "NBA 2K League", der neuen eSport-Liga der NBA – und zwar ausgerechnet bei den Dallas Mavericks, dem Team der deutschen NBA-Legende Dirk Nowitzki.
t-online.de: Herr Neumann, was haben Ihre Eltern gesagt, als Sie ihnen erklärt haben, mit eSport Ihr Geld verdienen und in die USA ziehen zu wollen?
Jannis Neumann (22): Die standen komplett hinter mir und haben das unterstützt. Denn sie verfolgen das bei mir schon länger, haben mich NBA 2K zuvor mehrere Jahre spielen sehen und wussten, worum es sich handelt. Viele Jahre war das ein Hobby für mich, aber als bekannt wurde, dass in den USA die "NBA 2K League" gegründet werden soll und man damit sein Geld verdienen kann, wollte ich dort sofort mitmachen.
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Das ist Ihnen gelungen. Im Frühjahr hat die Liga den Spielbetrieb aufgenommen – und Sie waren einer der ersten 102 Spieler. Wie haben Sie das geschafft?
Ich spiele NBA 2K seit knapp acht Jahren, war in Ranglisten immer oben dabei und habe – ehrlich gesagt – auch immer sehr viel Zeit investiert, um mich zu verbessern. Ich bin die ganze Sache also bereits sehr seriös angegangen, bevor damit Geld zu verdienen war. Um mich für einen der 102 Plätze zu qualifizieren, gab es im Internet Vorausscheidungen, bei denen ich erfolgreich war. Dann habe ich im vergangenen Februar in etwa vier Wochen rund 82 Spiele gemacht und mich dabei gegen rund 72.000 Konkurrenten durchgesetzt.
NBA 2K League Die professionelle eSport-Liga von NBA und Softwarehersteller Take-Two Interactive wurde 2018 gegründet. Gespielt wird die Basketball-Simulation NBA 2K im 5-gegen-5-Modus in einer Mischung aus regulären Spielen, Turnieren und Playoffs. Erster Meister wurde Knicks Gaming, der eSport-Ableger der New York Knicks.
Das führte dazu, dass der eSport-Ableger der Dallas Mavericks, der Mavs Gaming heißt, Sie verpflichtete und Sie nach Texas zogen. Haben Sie eigentlich schon mit Dirk Nowitzki gezockt?
(lacht) Gezockt leider noch nicht, wir haben ein bisschen gequatscht, z. B. über unsere Liga, die NBA 2K League – die ja noch sehr neu ist. Er wusste davon logischerweise noch nicht so viel.
Spielt Nowitzki denn selbst Videospiele?
Nein, er selbst spielt nicht so viel. Aus dem Alter ist er etwas raus, sagt er selber. Aber vielleicht wird das bald wieder mehr, denn er hat ja drei Kinder, die so langsam auch in das Alter kommen.
Im eSport-Team der Mavs spielen Sie einen Big Man der sehr gut werfen kann – ähnlich wie der echte Nowitzki. Sind Sie also der Nowitzki des eSports?
Ja, der Vergleich wird oft gezogen. Es gibt natürlich ein paar Sachen, die ähnlich sind. Aber Nowitzki ist eine Legende, mit der man sich nicht vergleichen kann. Es ist natürlich schön, dass das gesagt wird, aber da fehlt noch eine ganz Menge, einige Titel (lacht). Nowitzki kann sich jeder Mensch als Vorbild nehmen. Der hat alles erreicht in der NBA und ist trotzdem sehr bodenständig geblieben.
Kann man denn zumindest sagen, dass Sie den Nowitzki des eSports spielen?
Ja, das schon. Natürlich auch weil ich bei den Mavs spiele, der einzige Deutsche in der Liga bin und der Spielstil ähnlich ist.
Wie sieht ein normaler Tag in Ihrem Leben als eSportler aus?
An einem Trainingstag treffen wir uns um zehn Uhr zu einem etwa 30-minütigen Team-Meeting. Danach folgen zwei bis drei Trainingsblöcke à zwei bis drei Stunden. Dabei spielen wir gegen andere Teams aus der Liga wie Miami oder Boston. Danach analysieren wir diese Partien und tüfteln beispielsweise an einzelnen Spielzügen. Das geht dann meistens bis 18 oder 19 Uhr.
Das hört sich nach einem Fulltime-Job an. Gibt es spezielle Trainer?
Ja, wir haben für sechs Spieler drei Trainer: einen Headcoach, seinen Assistenten und noch einen Mentaltrainer.
Was macht denn dieser Mentaltrainer?
ESport ist vor allem eine mentale Belastung. Deshalb ist Entspannung ganz wichtig. Dazu erlernen wir bestimmte Techniken. Dazu kommen so Dinge wie Atemübungen. Und im Spiel geht es darum, besonders in hektischen Situationen ruhig zu bleiben – das ist bei uns nicht anders als im normalen Basketball. In einer knappen Schlussphase muss man einen klaren Kopf bewahren. Auch das trainieren wir.
Körperliches Training steht allerdings auch auf dem Plan…
Genau, um uns richtig auszupowern, gehen wir nach dem Training auf den Basketball-Court, in unsere eigene Halle. Die ist auch noch mit einem Fitness-Studio verbunden. Denn von körperlicher Fitness profitiert man auch im eSport. Zu Beginn einer Saison sind wir schon mal eine bis eineinhalb Stunden pro Tag im Fitness-Studio.
Haben Sie aktiv Basketball gespielt?
Klar, in der fünften Klasse habe ich richtig mit Basketball angefangen – vor allem in der Schulmannschaft. Da habe ich auch oft mit meinem besten Freund gespielt, der in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) aktiv war, und wir waren jeden Tag auf dem Freiplatz.
Ist man ein besserer eSportler, wenn man realen Basketball gespielt hat?
Absolut. Wenn man den Schritt in den professionellen eSport geht, ist es vorteilhaft, sich auch im echten Basketball auszukennen. Ich schaue selbst viele NBA-Spiele – was sich absolut auszahlt. Außerdem bin ich bei den Mavs manchmal in der Halle.
Aktuell gibt es eine heiße Diskussion darüber, ob eSport olympisch werden sollte. Wie stehen Sie dazu?
Natürlich wäre es schön, wenn eSport olympisch wird. Wobei dann natürlich spannend wäre, welche Spiele genau dabei wären. Klar ist, dass das Ganze immer größer wird. Nehmen wir beispielsweise League of Legends (ein populäres Strategiespiel, Anm. d. Red.). Bei deren Finals holen sie mehr Zuschauer raus als bei den NBA-Finals.
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Hat es der eSport aufgrund seiner steigenden globalen Bedeutung letztendlich also gar nicht nötig, olympisch zu werden?
Ich glaube nicht, dass der eSport das nötig hat, so riesig wie er in den letzten Jahren gewachsen ist. Zumal Internet-Streaming immer größer wird und dadurch immer mehr Menschen auf einfachem Weg erreicht werden können. Aber natürlich wäre das trotzdem eine super Sache. Doch es wird wahrscheinlich noch ein paar Jahre dauern.