Schritt in Richtung eSports DFB unterstützt ab jetzt auch das "Zocken"
ESports boomt in Deutschland. Das hat nun auch der DFB erkannt – und öffnet den Computerspielern ein Stück weit die Tür. Kritisch wird es allerdings bei Ego-Shootern.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat in der Diskussion um den eSports-Markt seine Leitlinie geändert. Nun hofft der Verband auf positive Nebeneffekte des "Zockens" – allerdings nur, wenn es dabei auch um Fußball geht. "Zum eSport gehören an erster Stelle Killerspiele, Ego-Shooter und andere Spiele der Unterhaltungsindustrie, die mit den Werten des Sports und des Fußballs nichts zu tun haben", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.
Grindel kritisiert Gewalt verherrlichende Spiele
Deshalb, teilte der Weltmeister-Verband am Freitag mit, werden nur die Spiele, die unter den Begriff "eSoccer" fallen, akzeptiert. Diese "unterstützen wir einerseits als Freizeitaktivität und haben gleichzeitig aber die Hoffnung, dass die Kinder und Jugendlichen dadurch Lust bekommen, aktiv Fußball zu spielen", sagte Grindel. In der Bundesliga haben bereits mehrere Vereine eine eigene eSports-Abteilung, die deutschen FIFA-Profis spielen international erfolgreich.
Im Vergleich zu anderen Genres haben Sportspiele auf PC, Playstation und Xbox im eSports-Markt aber eine geringere Bedeutung. Weltweit dominieren Shooting-Games wie Counter-Strike oder Taktikspiele wie League of Legends, der Markt setzt enorm viel Geld um. Grindel kritisiert vor allem die vermeintlich gewaltverherrlichenden Spiele.
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"Durch die sprachliche Verwirrung und die scheinbare enge Verbindung zum Sport wird das negative Image dieser Gewaltspiele überdeckt", sagte der 56-Jährige: "Es war uns wichtig, dies deutlich zu machen und gleichzeitig herauszustellen, dass wir gegen Spiele mit klarem Bezug zum Fußball nichts einzuwenden haben."
Getrübte Freude beim eSport-Bund Deutschland
Der eSport-Bund Deutschland (ESBD) "begrüßt" zwar den Vorstoß. "Aber man muss auch klar sagen: Eine Spaltung von eSport zu betreiben ist aus unserer Sicht nicht der richtige Weg", sagte ESBD-Präsident Hans Jagnow: "Den längst vergessenen Begriff der 'Killerspiele' aus der Mottenkiste der Geschichte zu holen, wird dem Stand der gesellschaftlichen Debatte um eSport nicht gerecht."
Bedeutend wird die DFB-Richtung in den kommenden Wochen dennoch sein. Derzeit erarbeitet die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gegründete "Arbeitsgemeinschaft E-Sport" eine Empfehlung, wie in Zukunft mit eSports umgegangen werden soll. Die Meinung des DFB wird dabei nicht ohne Einfluss sein. Ein Ergebnis wird bis Herbst erwartet.
Anerkennung von eSport im Koalitionsvertrag verankert
Zuvor hatte die Bundesregierung die Förderung und Anerkennung der jungen Sportart ohne die Absprache mit den Verbänden bereits im Koalitionsvertrag verankert.
"Ich glaube, dass nicht allen Politikern gänzlich bewusst ist, was man darunter versteht. Eine Förderung von Killerspielen durch den Koalitionsvertrag kann ja wohl nicht ernsthaft gewollt sein", sagte Grindel: "Wir als DFB setzen dem deshalb bewusst den Begriff eSoccer entgegen."